Skull-Ranch 90 - Dan Roberts - E-Book

Skull-Ranch 90 E-Book

Dan Roberts

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Beschreibung

Als er mit den Südstaatlern gegen die Yankees kämpfte, war er ein gefürchteter Soldat. Aber er kämpfte nicht nur mit Revolver oder Bajonett gegen den Feind, sondern auch mit üblen Tricks gegen die eigenen Kameraden. Scott Blaine, der Verräter. Nach dem Bürgerkrieg schlug er sich endgültig auf die Seite der Outlaws.
Old Scotts Steckbrief ziert so manches Marshal's Office. Nur in Colorado fahndet man noch nicht nach ihm. So flüchtet er nach einem missglückten Coup in die Rockies, wo er eines Tages seinen Ex-Kameraden Doc Smoky wiedertrifft. Damit beginnt für den Koch der Skull-Ranch ein tödlicher Kampf...


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Inhalt

Cover

Old Scott – der Verräter

Vorschau

Impressum

Old Scott – der Verräter

von Dan Roberts

Als er mit den Südstaatlern gegen die Yankees kämpfte, war er ein gefürchteter Soldat. Aber er kämpfte nicht nur mit Revolver oder Bajonett gegen den Feind, sondern auch mit üblen Tricks gegen die eigenen Ka‍m‍e‍r‍a‍d‍en. Scott Blaine, der Verräter. Nach dem Bür‍ger‍krieg schlug er sich endgültig auf die Seite der Outlaws.

Old Scotts Steckbrief ziert so manches Marshal's Of‍f‍i‍ce. Nur in Colorado fahndet man noch nicht nach ihm. So flüchtet er nach einem missglückten Coup in die Rockies, wo er eines Tages seinen Ex-Kameraden Doc Smoky wiedertrifft. Damit beginnt für den Koch der Skull-Ranch ein tödlicher Kampf ...

Der Reiter verhält sein mageres Pferd auf der Passhöhe. Lange Zeit blickt der Mann zurück auf das Land, das er in einem Gewaltritt in den letzten Tagen durchquerte.

Der mittelgroße Reiter verzieht die Lippen zu einem harten, freudlosen Grinsen.

»Die Kerle haben wohl aufgegeben«, sagt er halblaut. »Ja, sie sind sicher, dass ich weit genug weg bin, dass ich nicht mehr zurückkomme.«

Das ausgemergelte Pferd steht ganz still. Der Atem des Tieres geht schwer und rau. Es ist erschöpft, zu schwach, um die saftigen Kräuter abzurupfen, die zwischen den Geröllbrocken wachsen.

»Ich bin mitten in Colorado«, murmelt der Reiter.

Er setzt sich richtig in den Sattel. Bevor er dem Pferd die Hacken in die Flanken presst, mustert er das weite Tal, das unter ihm liegt. Es ist eines der legendären Bluegrass-Täler, die es im Herzen Colorados geben soll. Und nun sieht er wahrhaftig dort unten blau schimmerndes Gras, das sich im schwachen Wind wie die Oberfläche eines Sees kräuselt. An einigen Stellen ist es noch ganz hellgrün und kurz, so als ob es nachwächst. Vielleicht hat es kürzlich gebrannt.

»Los, du Knochengestell!«, ruft der untersetzte Reiter und schlägt dem müden Pferd die flache Hand zwischen die Ohren.

Der Schlag ist nicht zu kräftig, denn der Mann weiß nicht, wann und wie er an ein neues Tier kommen wird. Noch braucht er den müden Gaul. Und er besitzt nur noch wenige Bucks, für die er weder ein Pferd noch ein Muli kaufen kann.

Das Tier macht die ersten Schritte in das Tal hinab.

Die Sonne steht hoch am Himmel. Unter ihrem Schein schimmert das Haar des Reiters rötlichblond auf. Grüne Augen verleihen dem Gesicht des Mannes einen kalten, harten Ausdruck, der nur gemildert wird, wenn dieser Mann lacht.

Aufmerksam blickt der Reiter in das Tal hinab. In der Ferne erkennt er einige Trails, die zwischen den Bergen der Rocky Mountains verschwinden. Und dann kneift der Fremde die Lider zu schmalen Schlitzen zusammen.

»Eine Ranch«, murmelt der Mann, »da hat sich wahrhaftig jemand niedergelassen.«

Jetzt sieht er auch weiter im Norden einige Rinderrudel. Die Gebäude stehen nicht weit von einem See entfernt, dessen Wasserfläche im Sonnenschein wie Silber schimmert.

Während das erschöpfte Pferd den Weg ins Tal hinabgeht, überlegt der Reiter, ob die Entfernung wirklich groß genug ist.

»Sie haben sicher aufgegeben«, sagt der mittelgroße Mann nach einer Weile. »Diese Pfeffersäcke haben einfach nicht die Ausdauer, einen Mann über tausend Meilen zu verfolgen.«

Aber tausend Meilen liegen noch nicht zwischen ihm und seinen Jägern. Doch sie haben wahrhaftig aufgegeben, denn die meisten Männer müssen sich wieder um ihre Geschäfte kümmern. Sie sind Handwerker, Händler und Viehaufkäufer. Und sie alle zersprangen fast vor Wut, als sie merkten, dass sie betrogen worden waren.

Er verkaufte ihnen Dinge, die ihm gar nicht gehörten. Sein größter Coup war, als er den Viehaufkäufern eine Herde Texas-Rinder überschrieb, die noch eine ganze Woche von der Stadt entfernt war.

Das meiste Geld musste Scott Blaine jedoch im Stich lassen. Einer der Aufkäufer schöpfte Verdacht und ritt der Herde entgegen. Der Trailboss hatte, trotz der knochenbrechenden Monate, die hinter ihm und seinen Männern lagen, fast eine halbe Stunde gelacht, als der Viehagent »seine« Rinder besichtigen wollte.

Und dann ging alles mächtig schnell.

Scotty sprang in den Sattel des ersten besten Pferdes und jagte davon. Auf der ebenen Kansasprärie holte er mit Sporenhieben und Prügel alles aus dem mageren Gaul heraus, was der bieten konnte. Aber erst als das Tier die Ausläufer der Rocky Mountains erreichte, fielen die Verfolger zurück.

Ich werde zur Ranch reiten, denkt Scotty. Sicher bekomme ich einen Job. Für ein paar Monate muss ich unterkriechen. Vielleicht bekomme ich in Colorado eine neue Chance.

Das Pferd erreicht das schimmernde Blaugras, erreicht den Talgrund, und bleibt mit zitternden Flanken stehen. Müde senkt das Tier den Kopf. Es ist beinahe zu schwach, das saftige Gras abzuweiden. Scotty treibt das Tier erneut an, aber nur ein Zucken durchfährt das erschöpfte Pferd.

»Willst du wohl laufen, du Schinder!«, brüllt der Reiter.

Die Ranch ist noch ein ganzes Stück weit entfernt. Scotty hat keine Lust, diesen Weg zu Fuß zurückzulegen. Außerdem bekommt er jetzt vielleicht noch eine Mahlzeit, denn die Mittagszeit ist gerade erst vorbei.

Das Pferd macht einen Schritt, noch einen, und auf einmal atmet es rasselnd und schnarchend.

Das Tier ist am Ende.

»Lauf schon los!«, schreit Scott Blaine.

Er schlägt dem erschöpften Tier die Sporen in die Seiten. Als es versucht, sich aufzubäumen, tritt weißlich grauer Schaum vor das Maul des Tieres. Es knickt in den Vorderbeinen ein. Scott reißt die Stiefel aus den Steigbügeln und springt mit einem katzengewandten Satz zu Boden. In letzter Sekunde gelingt es ihm, wenigstens die Winchester aus dem Scabbard zu reißen.

Außer diesem Gewehr besitzt er nichts, nur das, was er auf dem Leib trägt. Bei seiner blitzschnellen Flucht musste er alles im Stich lassen.

Als das Pferd auf dem Boden liegt, hebt Scotty die Winchester und jagt ihm eine Kugel durch den Kopf.

Der Mann macht sich nicht die Mühe, den Sattel abzuschnallen. Er taugt nichts, das erfuhr Blaine während der Flucht am eigenen Leib.

Sekundenlang denkt er an die Dollars, die in der kleinen Rinderstadt in Kansas im Schrank liegen. Es ist genügend Geld, um einen richtigen neuen Anfang zu machen.

Zorn flammt in Scotty auf, Zorn auf diese Idioten, die ihn einfangen wollten.

Aber genauso schnell verfliegt seine Wut wieder. Er weiß genau, dass es für ihn immer wieder einen neuen Anfang gibt. Es gilt nur, die entsprechenden Chancen zu erkennen und zu nutzen.

Blaine nimmt die Winchester in die Armbeuge und marschiert los. Nach ein paar hundert Yard schultert er das Gewehr, nachdem er sich die Stiefel ausgezogen hat. Das Laufen auf den hochhackigen Absätzen ist eine Qual.

Lange Zeit später erreicht Scott das Tor mit dem mächtigen Bullenschädel am oberen Querbalken. Der Mann ahnt, dass dieser Knochenschädel der Ranch ihren Namen gab. Es muss ein riesiger Bulle gewesen sein, denkt Blaine und kneift die Lider etwas zusammen, um die Einschusslöcher in der Stirn des Knochens besser erkennen zu können.

Drei Schüsse setzten dem Leben des Stieres ein Ende, zumindest sind drei Einschüsse sichtbar. Der Mann, der sie abfeuerte, muss ein Könner mit dem Colt gewesen sein. Denn alle drei Kugeln liegen in einer Linie in gleichmäßigem Abstand nebeneinander.

Bedauernd reibt sich Scotty mit der flachen Rechten über den Oberschenkel.

»Noch nicht mal Zeit, den Colt mitzunehmen hatte ich«, murrt Blaine.

Aber er wird eine neue Waffe und einen neuen Gurt bekommen. Er ist ganz sicher. Denn bisher meinte es das Leben mit seinen Chancen immer gut mit Old Scott. Wenigstens empfindet Scotty das so.

Er geht weiter. Am Ufer des Sees gleitet er in die dichten Büsche.

»Es wird besser sein, wenn ich die Ranch erst mal beobachte«, murmelt der Fremde.

Nach kaum einer Viertelstunde verlässt ein Mann den Ranchhof. Ein ausgewachsener Schäferhund läuft neben diesem Mann her, dessen Gesicht von einem mächtigen Lederhut beschattet wird. In der Rechten trägt der Bursche Angelzeug. Mit der Linken hält er einen Blecheimer, in dem er sicher die gefangenen Fische aufbewahren will.

»Verdammt, ich kenne den Kerl«, sagt Scott Blaine.

Die Haltung des Mannes von der Ranch kommt Scotty bekannt vor. Und jetzt der Gang. Der Kerl bleibt stehen, setzt Eimer und Angelzeug ab und zerrt sich die Hosen hoch.

Sofort entsteht vor Scottys Augen das Bild eines faltengesichtigen Mannes in einer grauen Uniform. An den Ärmeln trägt der Soldat die Winkel eines Sergeanten.

»Doc Smoky?«, fragt Blain ungläubig, »das kann doch nicht sein. Wie sollte es den verrückten Kerl nach Colorado verschlagen haben?«

Scott wartet noch ab. Er ist seiner Sache nicht ganz sicher. Aber als der Mann das Seeufer erreicht, sich etwas umständlich in das Gras der Böschung setzt und den gewaltigen Hut in den Nacken schiebt, da weiß Scotty Blaine, dass er wieder einmal Glück hat.

Der Hund blickt über den See. Er wittert die Anwesenheit des Fremden. Auf einmal trabt das Tier los. Als es zwischen den Büschen verschwindet, macht sich Scotty auf den Weg. Er hat keine Lust, von dem Schäferhund gestellt zu werden.

Hunde konnten Blaine noch nie leiden. Er mag sie auch nicht. Manchmal wundert er sich darüber, dass ihn die Köter sofort ankläffen und die Zähne zeigen, geht er nur an ihnen vorbei. Aber letzten Endes ist es Scotty doch gleichgültig. Was schert ihn so ein Kläffer? Greift er ihn an, so bekommt er eine Kugel.

Aber hier braucht der Mann seine Chance. Er wird sich hüten, diesem Schäferhund auch nur ein Haar zu krümmen.

»Hey, General Lee?«, kräht die Stimme des Anglers am Ufer, »wo treibst du dich herum, verrückter Rebell? Verscheuch mir nur nicht die Fische. Ich hab' mir in den Kopf gesetzt, heute Abend jedem 'ne feine Forelle zu backen. Wenn du die Biester verscheuchst, gibt es Hundesteak. Merk dir das, General.

Ah, General Lee nennt er den Köter, denkt Scotty.

Er geht vorsichtig weiter. Die Winchester hält er locker in der Rechten. Er kann das Gewehr sofort durch die Finger rutschen lassen und damit zuschlagen, sollte der Hund ihn angreifen. Immerhin ist der Fremde hier auf dem Heimatgebiet des Tieres. Und vielleicht wird er dieses Gebiet verteidigen.

So aufmerksam Scott auch nach dem Hund Ausschau hält, er sieht nicht mal seine Schwanzspitze.

Erst als Blaine nur noch knapp fünfzig Schritt von Doc Smoky entfernt ist, geschieht es.

Aus einem dicht belaubten Gebüsch springt General Lee wie ein Raubtier mit einem geschmeidigen Satz hervor. Einen Yard vor dem Fremden erreicht der Hund den Boden. Instinktiv will Blaine die Winchester als Prügel benutzen, aber für General Lee ist er zu langsam.

Eine Sekunde später liegt Scott auf dem Boden. Der geöffnete Fang des Schäferhundes ist nur drei Inches von seiner Kehle entfernt. Als Blaine den linken Arm hochziehen, seine Kehle schützen will, grollt der Schäferhund warnend auf. Sofort bleibt Scotty reglos liegen.

»Und was jetzt, du blödes Vieh?«, fragt er halblaut. »Hältst du mich hier fest, bis ich verhungert bin? Und was machst du, wenn du Hunger hast, he?«

Aufmerksam beäugt Lee den Fremden. Zuerst wollte sich der Mann wehren, aber jetzt hält der Kerl mit dem unangenehmen Geruch still. General Lee ist zufrieden.

Doc Smoky beobachtet aufmerksam das Wasser. In der noch immer hochstehenden Sonne spiegelt sich das Gestrüpp auf der Oberfläche. Aber wenn Smoky den Kopf etwas neigt, sieht er die Forellen. Sie stehen reglos, warten auf Beute, aber keine schwimmt an den Angelhaken heran.

»Wo ist eigentlich der verdammte General?«, fragt Doc Smoky halblaut.

Er schaut sich um. Von dem Hund ist keine Spur zu entdecken.

»Ich wette, er stellt wieder was an«, sagt der Koch der Skull-Ranch und seufzt schwer.

Denn Lees Streiche sind nicht immer angenehm. Vor ein paar Tagen stahl er das geschnittene Fleisch für das Abendessen. Doc Smoky kam gerade dazu, wie der Hund seine Beute verschlang. Sofort schnappte sich der Koch seine große Pfanne und jagte hinter Lee her.

Der sauste davon. Aber im Vorbeilaufen riss er Doc Smokys beste Schlafdecke, die der Alte gerade gewaschen hatte, von der Leine und zerrte sie über den staubigen Ranchhof.

Erst nach einer langen Jagd gab Smoky erschöpft auf.

»Hee, General Lee!«, schreit der Koch, »wo treibst du dich rum?«

Ein kurzes, scharfes Bellen antwortet dem Koch. Noch zwei Mal schlägt der Hund an.

Smoky steht auf, vergisst seine Angel und geht um den See. Der Alte weiß, was dieses Bellen bedeutet. Seit Leroy Spade, der Mountainman, den Schäferhund auf die Jagd mitnahm, hat der Vierbeiner doch eine Menge gelernt und auch behalten.

Dieses Bellen heißt, dass General Lee Beute gemacht hat.

»Oh Mann, bin ich neugierig, was der Kerl einfing«, sagt Smoky laut.

Der Alte bricht durch die Büsche wie ein Büffelbulle. Er kann es kaum erwarten, General Lees Beute zu sehen.

Aber als Smoky die letzten der störrischen Zweige zur Seite schiebt, bleibt er reglos stehen.

Unwillkürlich tastet er nach dem Hosenbund, aber da ist kein Colt. Der Alte ließ die Waffe im Küchenhaus, als er zum Angeln ging.

Ein Mann liegt reglos auf dem Boden. General Lees Zähne sind nur eine Handbreit von der Kehle des Fremden entfernt.

Langsam geht Smoky näher heran. Das Haar des Mannes schimmert hell in der Sonne.

General Lee wedelt mit dem Schwanz, als er Smoky hört und riecht, lässt aber seine Beute nicht aus den Augen.

Smoky erinnert der Mann an einen Kameraden aus dem Bürgerkrieg.

»Lange nicht gesehen, Partner«, sagt der Mann unter dem Hund. »Sag mal Smoky, kannst du diesen Riesenkerl nicht irgendwie zurückpfeifen?«

»Hu«, sagt Smoky erst einmal, »bist du wirklich Scotty Blaine? Und was machst du da mit General Lee?«

»Frag ihn lieber, was er mit mir macht«, antwortet Old Scott. »Ich hockte hier friedlich zwischen den Büschen und beobachtete die Ranch. Als ich dich sah, wie du mit der Angel spazieren gingst, machte ich mich auf den Weg. Aber dieser wilde Rebell kam mir in die Quere. Ha, General Lee ist wahrhaftig der richtige Name für dieses Biest.«

»Loslassen!«, befiehlt Doc Smoky dem Hund.

Widerwillig lässt General von dem Fremden mit dem unangenehmen Geruch ab. Aber Lee bleibt wachsam. Erst als Smoky die Hand ausstreckt und dem Fremden auf die Beine hilft, blafft der Hund kurz. Er zeigt dem Mann noch mal sein prachtvolles Gebiss, bevor er zum See trottet.

»Ich wusste ja nicht, was das für 'ne Ranch ist«, erklärt Scott sein Verhalten. »Weißt du, ich bin vollkommen abgebrannt. Mein Pferd brach zusammen, als wir gerade dieses Tal erreicht hatten. Ich musste den dürren Klepper erschießen, Smoky.«

»Sergeant Scott Blaine«, sagt der Alte kopfschüttelnd, »welcher Wind treibt dich nach Colorado? Bist du auf das Gold scharf, das in den Bergen hier gefunden wird?«

Der Blonde beherrscht sich ausgezeichnet. Gold, damit hat er nicht gerechnet. Denn wo die Digger jeden Quadratinch umwühlen, gibt es für Männer von Scottys Schlag immer blanke Bucks zu verdienen. Aber vorerst möchte er unsichtbar bleiben, untertauchen, falls die Verfolger doch noch nicht aufgegeben haben.

»Nein, Smoky, alter Hundesohn«, sagt Blaine, »ich brauche erst mal 'ne kräftige Mahlzeit. Hast du 'ne Pfanne Bohnen mit Speck übrig?«

Der Koch staunt seinen ehemaligen Kameraden aus dem Bürgerkrieg an.

»Bohnen mit Speck? Sagtest du wirklich Bohnen mit Speck?«, vergewissert sich Smoky.

»Genau das sagte ich«, antwortet Blaine. »Oder muss ich so lange warten, bis du einen Fisch erwischt hast?«

Doc Smoky wirbelt plötzlich herum.

»Meine Angel, Menschenskind, Scotty, ich muss mich um die Angel kümmern. Vielleicht hat schon einer angebissen. Wenn General Lee das sieht, dreht er wieder durch.«

Kopfschüttelnd hebt der Blonde seine Winchester auf. Langsam geht er hinter dem ehemaligen Kameraden her. Sie waren beide lange Zeit in der gleichen Kompanie Sergeanten. Natürlich standen sie auf der Seite der Rebellen, der Südstaatler. Und heute können sie sich für ihre Kriegsauszeichnungen nichts mehr kaufen. Aber das gelingt auch den Gewinnern, den Soldaten der Union, nicht.

Als Blaine nur noch ein paar Yard von Smokys Angelplatz entfernt ist, hört er die schrille Stimme des Kochs.

Das Wasser wirbelt schaumig auf. Der Hund tobt so im See, dass er sich in die Schnur verwickelt hat.

»Du verfluchter Bastard zwischen einem Opossum und einem Waschbar«, schreit Doc Smoky mit vor Zorn schriller, fistelnder Stimme. »Ich klebe dir ein paar Schuppen an und brate dich als Fisch. Lass doch endlich mal meine Angel in Ruhe, wenn so ein verdammter Wasserplatscher angebissen hat.«

Scotty grinst zufrieden. Jetzt bekommt der Hund seine Strafe.

Doc Smoky starrt schaudernd auf das schäumende Wasser. Wenn er General Lees Gezappel abzieht, so muss wirklich ein großer Fisch angebissen haben.

Endlich entschließt sich der Alte. Mit grimmig verzogenem Gesicht stapft er die Uferböschung hinunter. Mit der Linken hält sich der Koch an ein paar Weidenzweigen fest. Aber die Äste sind durch das aufgewirbelte Wasser nass und glitschig.

Smoky spürt, dass er den Halt verliert. Er brüllt seinen Zorn und seine Hilflosigkeit laut heraus, während er fällt. Vergeblich versucht er, die Zweige fester zu packen. Schmerzhaft rutscht das Holz durch die Faust.

Als der Alte in das Wasser klatscht, hält er in der Linken ein ganzes Bündel grüner Blätter, die er beim Fall abriss.

General Lee wendet sich sofort dem neuen Spielgefährten zu. Für den Hund ist das alles ein einziger großer Spaß. Aber jetzt kommt er wirklich an den Falschen.

Doc Smoky taucht erst mal unter. Als er wieder mit dem Kopf die Wasserfläche durchbricht, rinnt es unter seinem Hut heraus, der noch immer wie festgenagelt auf dem Kopf sitzt.

Staunend beobachtet Scotty, wie sein ehemaliger Kamerad im Wasser zappelt und immer wieder auf den Hund einschlägt. Endlich paddelt General Lee zum Ufer und klettert geschickt an Land. Er schüttelt sich, dass in hohem Bogen Wassertropfen aufsprühen.

Doc Smoky lässt die Blätter los. Noch immer brodelt das Wasser in einiger Entfernung. Der Alte entdeckt die Angelrute, die nichts weiter als ein Stock ist, und auf dem Wasser schwimmt.

In dem Moment, in dem Smoky zupacken will, taucht der Fisch in die Tiefe und reißt die Rute hinter sich her.

Vor Enttäuschung und Wut schreit Smoky laut auf. Aber er vergaß wohl, dass er sich im Wasser befindet. Hustend und spuckend kommt er an die Oberfläche.

Keuchend schwimmt er an Land. Er ist mit sich, General Lee und der Welt mächtig unzufrieden, der Alte.

Er fällt flach zu Boden, als er endlich wieder auf dem Trockenen ist.

»Das war ein Biest, Scotty«, keucht Doc Smoky, als er wieder Luft bekommt. »Der war mindestens zwanzig Pfund schwer. Wir hätten alle so lange daran essen können, bis uns Gräten gewachsen wären.«

Blaine steht abwartend am Ufer.

In knapp einem Dutzend Yard Entfernung wirbelt das Wasser schäumend auf. Sofort reißt Scotty die Winchester hoch und feuert. Es war ein instinktiver Schuss. Und die Kugel sitzt genau!