Skull-Ranch 92 - Dan Roberts - E-Book

Skull-Ranch 92 E-Book

Dan Roberts

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Beschreibung

Rustler, Dürreperioden und Krankheiten bedrohen immer wieder den Rinderbestand der Skull-Ranch. John Morgan, der Ranchboss, wird auf eine neue Bewährungsprobe gestellt, als seine Cowboys in der Nähe einer Wasserstelle einige Rinderkadaver finden.
Auch Clark Benson, ein Smallrancher aus dem Nachbar-Valley, hat bereits einen Teil seiner Herde durch eine rätselhafte Krankheit verloren.
Nach einer blutigen Schießerei im Bluegrass Valley kommt Chet Quade, der Vormann der Skull, einem tödlichen Plan auf die Spur...


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Inhalt

Cover

Der Krieg der Rinderbosse

Vorschau

Impressum

Der Krieg der Rinderbosse

von Dan Roberts

Rustler, Dürreperioden und Krankheiten bedrohen immer wieder den Rinderbestand der Skull-Ranch. John Morgan, der Ranchboss, wird auf eine neue Bewährungsprobe gestellt, als seine Cowboys in der Nähe einer Wasserstelle einige Rinderkadaver finden.

Auch Clark Benson, ein Smallrancher aus dem Nachbar-Valley, hat bereits einen Teil seiner Herde durch eine rätselhafte Krankheit verloren.

Nach einer blutigen Schießerei im Bluegrass Valley kommt Chet Quade, der Vormann der Skull, einem tödlichen Plan auf die Spur ...

Shorty sitzt missmutig im Sattel. Er holt den Beutel Durham-Tabak heraus, das orangefarbene Zigarettenpapier und rollt sich einen Glimmstängel.

Brazos ist auf der Skull-Ranch geblieben. Der hünenhafte Cowboy hat eine Menge Schmiedearbeiten zu erledigen. In den letzten Wochen gab es für die Männer auf den Weiden viel zu tun, und die anderen Arbeiten blieben liegen.

So kommt es, dass Shorty mit seiner Rosinante alleine unterwegs ist. Der kleine Cowboy unternimmt eigentlich nur einen Kontrollritt auf die Südweiden. Die anderen Reiter der Crew sind über das ganze Tal verteilt. Das Bluegrass Valley hat zahllose Zugänge, und in unregelmäßigen Abständen überprüfen die Männer diese Trails. Sie reiten bis zu einem halben Dutzend Meilen diese Wege entlang, suchen nach Rindern mit dem Schädelbrand, nach versprengten Mavericks und halten nach Banditen Ausschau.

Shorty drückt den Zigarettenstummel am Sattelleder aus. Das dürre Pferd, das eigentlich mehr Ähnlichkeit mit einem Ziegenbock als einem Pferd hat, geht von selbst wieder an.

Die Rinder sind ruhig. Sie haben sich hingelegt, und ihre Unterkiefer mahlen hin und her.

»Na, los, altes Klappergestell«, sagte Shorty zu seinem Pferd, »wir kümmern uns noch um den schmalen Trail durch die Berge. Danach reiten wir nach Hause. Hoffentlich hat Smoky was ordentliches im Topf. Wenn nicht, bekommt er Ärger mit mir.«

Der kleine Cowboy denkt an Brazos. Shortys großer Freund verfügt über einen gewaltigen Appetit. Und der Dicke ist auf der Ranch! Sorgenvoll überlegt sich der kleinwüchsige Cowboy, ob Brazos wohl Doc Smokys sämtliche Vorräte aufgegessen hat.

Es ist später Nachmittag. Nachdenklich blickt Shorty zu den Ausläufern der Cochetopa Hills, die den Bergen der Sangre-de-Christo-Kette vorgelagert sind.

»Wenn ich jetzt noch in die Canyons reite, komme ich erst zur Ranch, wenn es schon dunkel ist«, sagt Shorty. »Und dann bekomme ich nur die Reste, die übrig sind.«

Ein dichter Teppich aus Nadeln dämpft den Hufschlag des Pferdes. Es geht im Schritt, und nach einer Weile hat Shorty den Eindruck, dass Rosinante etwas wittert.

Er lässt dem Tier seinen Willen, denn er weiß, dass in ein paar hundert Yards ein schmaler Bach aus den Hügeln herausfließt. Dort könnten sich ein paar Dutzend Longhorntanten versteckt halten.

Im Schein der Nachmittagssonne glitzert das Wasser silbern auf. Der kleine Creek mündet in einem Teich, der nicht größer als zwei Pferdelängen ist. Wo das Wasser dann bleibt, weiß niemand zu sagen. Aber dieser Tümpel ist die ideale Rindertränke. Blaugras wuchert dicht um den Teich. Die Longhorns haben alles, was sie brauchen.

Shorty wird aus seinen Gedanken gerissen, als Rosinante schnaubt und langsamer wird.

Das Biest wittert was, denkt der Kleine.

Er zieht tief die Luft ein. Der Dunst von Tod und Verwesung liegt über allen anderen Gerüchen.

Entschlossen holt Shorty die Winchester aus dem Sattelschuh. Hier stimmt etwas ganz und gar nicht. Und der Cowboy hat gelernt, dass ein einsamer Reiter immer auf alles vorbereitet sein muss.

Dunkle Körper liegen in der Nähe der Wasserstelle. Dicht am Teich stolpert ein Rind, knickt in den Vorderbeinen ein und bricht zusammen. Es hebt den Kopf, muht kläglich leise und versucht, wieder auf die Beine zu kommen. Aber es gelingt ihm nicht. Schwach fahren die Hufe durch die Luft, und dann durchfährt ein Zucken den Körper.

Das Longhorn liegt reglos. Es ist tot.

Shorty spannt sich an. Aufmerksam mustert er jede nur mögliche Deckung. Es kann sein, dass sich ein tollwütiger Fuchs hier herumtreibt, der die Rinder gebissen hat. Das wäre ziemlich schlimm, denn die Cowboys müssten dann alle Tiere aussondern und lange Zeit beobachten.

Nirgendwo entdeckt Shorty auch nur die Spur eines anderen Tieres.

»Verdammt, außer Vögeln treibt sich hier kein Viech rum«, murmelt der Reiter nachdenklich. »Aber das ist doch eine Tränke. Wenn Leroy hier wäre, könnte er sicher mehr aus den Spuren erkennen.«

Leroy Spade ist ein Mountainman, ein Trapper, der lange Jahre in der Wildnis der Rocky Mountains gelebt hat. Er führte John Morgan, Doc Smoky, Shorty und Brazos nach Colorado, ins Bluegrass Valley.

Aber Leroy ist im Shepherd Valley, bei Myriam, der Schafzüchterin.

Shorty presst Rosinante die Hacken in die Seiten. Zögernd geht das Pferd an. Es benimmt sich, als wolle es sich vom Tümpel fernhalten. Aber es gehorcht seinem Reiter.

Shorty flucht verhalten, als er ein Dutzend tote Longhorns zählt.

Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu. Es ist unmöglich, dass ein krankes Tier die Rinder alle gebissen hat.

Und dann sieht der Kleine die Hufabdrücke!

Sie führen über den feuchten Uferrand, biegen ab und verschwinden zwischen den Fichten. Auf den herabgefallenen, verdorrten Nadeln ist die Spur nicht mehr auszumachen. Aber sie ist frisch, das erkennt auch Shorty.

Grimmig verzieht er sein Gesicht. Der Kerl kann höchstens zehn Minuten Vorsprung haben. Zwischen den Bäumen kommt er im Sattel kaum vorwärts.

Er wird abgesessen sein und sein Pferd am Zügel führen.

Das ist Shortys Chance.

Er treibt Rosinante an den Stämmen vorbei und bleibt im Sattel, bis die Äste gegen seine Hutkrone schlagen. Jetzt sitzt Shorty ab. Die Zügel schlingt er um einen Zweig. Rosinante steht reglos. Wenn es darauf ankommt, gehorcht das Pferd allen Befehlen.

Lautlos marschiert Shorty weiter. Mit der Rechten umklammert er die Winchester. Er wird es dem Schuft zeigen, der die Longhorns auf dem Gewissen hat! Er wird ihn stellen und zur Ranch schleppen. Dazu ist Shorty fest entschlossen.

Clark Benson sitzt müde im Sattel. Er hat einen langen Weg hinter sich. Aber John Morgan ist seine einzige Hoffnung. Benson besitzt südöstlich des riesigen Bluegrass Valleys eine kleine Ranch. Gut sechshundert Rinder hat er auf dem Huf, dazu einen prächtigen Zuchtbullen. Aber seit ungefähr zwei Wochen gehen die Rinder ein.

Es ist eine rätselhafte Krankheit. Die Tiere werden immer schwächer, legen sich und kommen nicht mehr hoch. Das Fleisch riecht übel, verkommen und ist nicht mehr zu verwenden.

Allmählich geht es um Bensons Existenz. Aber so sehr er auch aufpasst, er findet nicht heraus, woran die Tiere verenden.

Und als es dann sogar den Zuchtbullen erwischte, sah sich der kleine Rancher nach Hilfe um. Denn dieser Bulle war sein eigentliches Kapital. Viele Drei-Kühe-Rancher liehen sich den Stier aus, um ihre eigene kleine Herde mit frischem Blut zu versorgen. Das brachte harte Dollars ein, die auf einer kleinen Ranch immer knapp sind.

Benson wusste, dass er seine Nachbarn nicht um Hilfe bitten konnte. Sie haben so viel Arbeit, dass sie keine Minute opfern können. Aber er selbst hat zwei Söhne, Hank und Dick und seine Frau. Die drei schaffen es schon ein paar Tage, alles in Ordnung zu halten.

So ritt Clark Benson nach Nordwesten. Er will John Morgan, den großen Rancher des Bluegrass Valley um Hilfe bitten. Morgan hat eine Menge Reiter aus seiner Lohnliste. Und vielleicht ist er auch gefährdet. Wenn die rätselhafte Krankheit um sich greift, kann auch das weite Blaugrastal gefährdet sein.

Benson sitzt müde im Sattel. Der Weg führt unter uralten Tannen entlang, die mit ihren Zweigen den schmalen Trail beschatten.

Weiter vorn lichtet sich der Wald. Die Sonne beleuchtet blau schimmerndes Gras und einen silbrig aufblitzenden kleinen Teich.

Ein Rind muht kläglich. Keine Kraft sitzt hinter diesem Geräusch. Es klingt matt und schwach durch den Nachmittag.

Clark Benson zügelt sein Pferd und lauscht angestrengt. Sein. Gesicht verzerrt sich zu einer angstvollen Grimasse.

Hier ist die Seuche also auch schon! Der Kleinrancher spürt, wie in ihm Furcht aufsteigt. Sie steigert sich zur Panik. Wenn ihn jemand sieht, ist es um ihn geschehen.

»Sie werden denken, dass ich an der Krankheit schuld bin«, sagt er halblaut. »Sie jagen mich, wenn ich mich verrate. Ich muss weg, weit weg von hier.«

Aber so sehr auch die Angst in Benson wühlt, er will sich doch vergewissern, dass er recht hat. So treibt er seinen Braunen weiter, zum Waldrand, zum Ufer des Teiches.

Ein Dutzend Longhorns liegen verendet im Blaugras. Ein weiteres Tier, das wohl gerade getrunken hat, steht steif am Rand des Tümpels. Ein Zittern durchläuft den Leib des Rindes.

Benson zwingt sein Pferd zurück. Fassungslos starrt der Rancher auf das Maul des Longhorns, an dem Wassertropfen im Sonnenlicht glitzern.

Hier also hat die Seuche ihre Ursache! Aus dem Bluegrass Valley, von John Morgans Land her dringt die rätselhafte Krankheit heraus. Es kann nur eine Frage der Zeit sein, bis auch die anderen kleinen Rancher hilflos vor ihrem Vieh stehen und sich fragen, woran die Tiere starben.

Clark Benson sieht sich um. Aus weiter Entfernung hört er Hufschlag. Ein Reiter, sicher ein Cowboy der Crew, nähert sich der Wasserstelle.

»Ich muss weg, sofort«, sagt Benson rau.

Er reißt hart an den Zügeln. Der Braune wirft sich herum. Als er den Druck der Absätze in den Weichen fühlt, jagt er los. Die dichten Zweige behindern das Pferd nach wenigen Sprüngen. Benson wirft sich aus dem Sattel. Er packt die Zügel und geht im Laufschritt durch den Fichtenwald.

Wenn ich nur den freien Trail erreiche, denkt der Rancher. Dann habe ich eine Chance. Aber in Cripple Creek melde ich der Viehzüchter-Gesellschaft, was ich gesehen habe. Sie müssen sich schützen. Sie müssen alle schützen. Vielleicht wäre ich doch besser Mitglied geworden. So eine Katastrophe kann ein einzelner Rancher nicht überstehen. Daran geht er zugrunde.

Endlich lichtet sich der Wald etwas. Kahles Gestein schimmert stellenweise durch die Erdkrume, die den Fichten und dem Unterholz Halt gibt.

Ein Specht hämmert in einiger Entfernung auf einen Stamm ein. Überlaut dringt das rasende Klopfen in Bensons Ohren. Er zuckt zusammen, denn bisher war es sehr still gewesen.

Unsicher tastet der mittelgroße Mann nach dem Gewehr im Sattelschuh.

Die Winchester ist Bensons einzige Waffe außer dem Messer, das er in einer ledernen Scheide am Hosengurt trägt. Einen Colt besitzt Clark Benson nicht; er kann nicht mit der Waffe umgehen.

Aber der Kleinrancher zieht die Hand wieder zurück. Das hier ist noch Morgans Gebiet. Wenn ihn der Reiter sieht, wenn Benson auf ihn feuert, werden ihn die harten Burschen der Skull-Ranch jagen, bis sie ihn erwischen.

Morgans Männer sind dafür bekannt, dass sie jeden stellen, hinter dem sie her sind.

Aufatmend schwingt sich Benson in den Sattel, als er den schmalen Weg erkennt, der nach Südosten führt. Ein paar Dutzend Pferdelängen noch, dann kann er dem Braunen die Zügel freigeben, dann ist er in Sicherheit.

Der stämmige Mann will gerade die Hacken in die Flanken seines Pferdes pressen, will in wenigen Sekunden im Galopp das gefährliche Gebiet verlassen, als er ein metallisches Rasseln hört.

Benson reißt die Zügel zurück. Der Braune bleibt stehen. Seine Ohren spielen im schwachen Wind, und schließlich wendet das Pferd den Kopf nach links. Dort also verbirgt sich der Mann, der vor wenigen Sekunden eine Winchester durchlud.

Clark weiß, dass er keine Chance hat, denn sein Gewehr steckt noch im Scabbard. Und ganz sicher besitzt der andere auch einen Revolver. Denn in dieser Zeit findet man kaum einen Mann ohne Colt.

»Bleib nur schön ruhig«, ruft Shorty, »ich habe den Finger am Abzug, Mister! Das hast du dir wohl so gedacht, wie? Erst die Wasserstelle vergiften und dann einfach verschwinden. Dein Pech, dass ich in der Nähe war.«

Bensons Gedanken überschlagen sich fast. Was hat er denn mit dem Wasser im Teich zu schaffen? Dort ist doch die Ursache der merkwürdigen Krankheit, an der die Rinder sterben.

»Steig langsam ab, nach links«, befiehlt der Skull-Reiter. »Geh ein Dutzend Schritte von deinem Gaul weg. Ich will nur sehen, ob du einen Colt bei dir hast. Die Winchester hole ich mir schon.«

»Ich besitze keinen Revolver!«, ruft Benson heiser. »Und ich habe auch keine Lust, eine Kugel zu fangen. Ich mach, was du sagst. Aber was hat das mit dem Wasser zu bedeuten?«

Shorty lacht böse auf. Dieser Strolch will ihn für dumm verkaufen, aber da kommt er bei Shorty an den Falschen. Vielleicht wäre ihm das bei dem großen dummen Brazos gelungen, denkt der kleine Cowboy, aber nicht mit mir, no, Mister.

Shorty treibt Rosinante an. Willig geht der dürre Gaul aus dem Gebüsch, das ihnen als Deckung diente.

Als der Fremde das Pferd sieht, quellen ihm beinahe die Augen aus dem Kopf. Was ist das? Ein Gerippe oder ein Reittier? Es sieht einer Ziege mächtig ähnlich, denkt Benson, aber er sagt nichts.

Shorty reitet in weitem Bogen um seinen Gefangenen herum. Als Rosinante dicht neben dem Braunen steht, holt der Cowboy die Winchester des Fremden aus dem Scabbard.

»So, Mister, jetzt dreh dich langsam um dich selbst«, befiehlt der Skull-Reiter.

Wortlos gehorcht Benson.

»Das Messer, wirft es rüber!«, ruft Shorty. »Ich habe keine Lust, ein paar Inches Stahl zwischen die Rippen zu bekommen. Kerle von deiner Art sind ja wie Klapperschlangen. Man denkt, man hat sie, und dann beißt sie zu.«

Ohne Erwiderung löst der kleine Züchter die Scheide mitsamt dem Messer vom Gürtel und werft es so, dass es dicht hinter dem Braunen aufprallt.

Shorty saust wieselflink aus dem Sattel und steckt das Messer in seinen Revolvergurt. Im Nu hockt der Kleine wieder auf dem Pferd. Benson hat wirklich nicht den Hauch einer Chance.

»So, aufsitzen«, ruft Shorty, »ich bring dich zur Ranch! Und halt deinen Mund unterwegs. Ich will nichts hören, kapiert? Was du zu sagen hast, kannst du dem Boss erzählen.«

Benson nickt, als er langsam zum Braunen geht und aufsitzt.

Sekunden später geht das Tier an. Aus den Augenwinkeln sieht der Gefangene, dass der kleine Cowboy die Winchester schussbereit hält. Jeder Fluchtversuch ist sinnlos.

Und während die beiden Männer in drei Längen Abstand auf einem anderen, kürzeren Weg zum Bluegrass Valley zurückreiten, denkt Clark Benson über Shortys Worte nach.

Der Cowboy beschuldigte ihn, das Wasser vergiftet zu haben. Das ist natürlich Unsinn. Aber kann es denn stimmen, dass die Seuche von diesem Tümpel ihren Ausgang nahm? Wie sollten Bensons Rinder denn mit dem vergifteten Wasser in Berührung gekommen sein?

Der Rancher ahnt, dass alles durcheinander ist. Durch seine Flucht machte er sich nur verdächtig.

Ich werde es verdammt schwer haben, John Morgan von meiner Unschuld zu überzeugen, denkt Benson. Und es ist fraglich, ob er mir hilft. Denn wenn die rätselhafte Krankheit schon hier wütet, haben die Cowboys genug mit den eigenen Herden zu tun.

Der Weg führt quer durch das weite Tal. Benson schaut sich aufmerksam um. Er war noch nie im Bluegrass Valley. Dieser Besitz ist riesig. Eigentlich braucht Morgan mehr als hundert Reiter, um den ganzen Besitz zu kontrollieren. Denn zahllose Trails kreuzen das herrliche weite Tal. Die Hänge sind mit Fichten, Coloradozedern und Kanadapappeln bewachsen. In der Ebene wo das blau schimmernde Gras im leichten Wind in Wellen hin- und herwogt, wachsen mächtige Burr-Eichen und Ahornbäume.

Nach langem Ritt, die Sonne versinkt bereit hinter den kahlen Felsschroffen der Elk Mountains im Westen, glitzert in der Ferne die Wasserfläche eines Sees rötlich auf. Die Ufer sind mit Schilf und Rohr bewachsen. Weiden breiten ihre Äste wie übergroße, herabhängende Schirme aus.

Ein Schwarm Enten steigt vom See auf, formiert sich zu einem langen, spitzen Keil und streicht nach Nordwesten ab.

Endlich erreichen Shorty und sein Gefangener das Tor mit dem großen Querbalken. An diesem Holz hängt der ausgebleichte Schädel eines Stieres. Benson schätzt, dass dieser Bulle, denn der Knochenschädel kann nur von einem Bullen stammen, ein riesiger Kerl gewesen ist. Sicher hat die Skull-Ranch ihren Namen von diesem Kopf.

Benson mustert das Ranchhaus mit der Veranda, die Scheune, den großen Stall, der einen extra Heuboden hat und den Garten. Unwillkürlich lächelt der Mann, als er das Gackern von Hühnern hört. Es erinnert ihn an das Federvieh, mit dem sich seine Frau Glenda herumärgert.

Morgan oder seine Leute haben sehr weit gedacht, stellt Benson fest. Gemüse ziehen sie selbst, Hühner halten sie und sicher gibt es auch irgendwo ein Maisfeld.

Genau wie bei mir, denkt der Smallrancher. Es ist verrückt, in der Stadt sündhafte Preise für diese Dinge zu bezahlen, wenn man sie selbst ziehen kann. Aber es kostet Arbeit, harte Arbeit. Und sicher ist kein Cowboy bereit, Mais zu schneiden, wenn er reif ist.

»Was grinst du, he?«, schreit ein Mann mit fistelnder Stimme, als eines der Hühner besonders laut gackert. »Hast du was gegen Hühner, Mister?«

Eine Drohung liegt in diesen Worten.

Benson staunt den Mann an, der aus dem Küchenhaus kommt. Als der Koch seinen mächtigen Lederhut in den Nacken schiebt, erkennt Benson ein faltendurchzogenes Gesicht, das rissiger, ausgedörrter Erde gleicht.

»Sie erinnern mich an meine Ranch«, antwortet der Fremde mit dem sandfarbenen Haar. »Meine Frau hält auch Hühner.«

»Vergiftest du auch Hühner?«, erkundigt sich Shorty laut.

Doc Smoky starrt den Fremden an, blickt zu Shorty und kratzt sich unter dem Hut.

»Was ist das, mit dem Vergiften?«, fragt der Koch misstrauisch. »Warum schleppst du den Kerl überhaupt hierher, Shorty?«

»Komm mit, dann erfährst du es«, rät der Kleine dem Alten.