Skull-Ranch 97 - Dan Roberts - E-Book

Skull-Ranch 97 E-Book

Dan Roberts

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Beschreibung

Gold!
Dieses magische Wort zieht Tausende von Abenteurern und Spekulanten in die Rocky Mountains. Wenige haben Glück und finden ein paar Unzen des gelben Metalls. Viele verlieren alles: ihre letzte Habe und ihre Würde.
Golden City, die Goldgräberstadt im Umland der Skull-Ranch, ist ein Ort, den die Hoffenden und die Verdammten geschaffen haben und wo immer wieder Banditen den Diggern ihre Ausbeute abluchsen wollen. So wie die Brüder Larkin, die mit vier Teufelskerlen einen mörderischen Pakt geschlossen haben ...


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Inhalt

Cover

Blutige Nuggets

Vorschau

Impressum

Blutige Nuggets

von Dan Roberts

Gold!

Dieses magische Wort zieht Tausende von Abenteurern und Spekulanten in die Rocky Mountains. We‍ni‍ge haben Glück und finden ein paar Unzen des gelben Metalls. Viele verlieren alles: ihre letzte Ha‍be und ihre Würde.

Golden City, die Goldgräberstadt im Umland der Skull-Ranch, ist ein Ort, den die Hoffenden und die Verdammten geschaffen haben und wo immer wieder Banditen den Diggern ihre Ausbeute abluchsen wollen. So wie die Brüder Larkin, die mit vier Teu‍fels‍kerlen einen mörderischen Pakt geschlossen haben ...

»Verfluchter Staub«, krächzt Doc Smoky und versucht auszuspucken. »Ich brauche mindestens zwei Gallonen Bier, um die Kehle wieder freizubekommen.«

Chet grinst nur. Der indianerhafte Vormann der Skull-Ranch hält den Rappen ein Stück seitlich des Wagens.

Die beiden Deichselpferde legen sich schwer in die Geschirre. Denn sie müssen den Ranchwagen durch den fußtiefen Staub der Mainstreet ziehen. Mehr als neunhundert Pfund Fleisch liegen auf der Ladefläche.

Golden City braucht Fleisch. Die Stadt bringt nur Gold, Whisky und leichte Mädchen hervor, aber kaum etwas an Nahrungsmitteln. Die Farmer aus der Umgebung liefern Gemüse und Eier. Aber auch sie benötigen wie die Händler, Saloon-Keeper und Digger das Fleisch der Rinder aus dem Bluegrass Valley.

Und die Ranch braucht zahllose Dinge, die von weit her in die Goldstadt geschafft werden.

Es ist ein faires Geschäft, das John Morgan mit Jerry Multing, dem Besitzer des General Stores macht.

Smoky zügelt die Wagenpferde vor dem Laden. Die Tiere bleiben mit hängenden Köpfen stehen. Umständlich klettert der alte Koch vom Kutschbock. Mit einer ruckartigen Bewegung zerrt sich Smoky die schlotternde Hose hoch. Über die Rücken der Deichselpferde blickt der Alte zum Diggers-Saloon hinüber. Sicher spürt der Koch schon das kühle Bier in seiner Kehle.

Quade sitzt nicht ab.

»Ich reite mal zu Rockwell«, sagt der Vormann.

»Das hab' ich gerne«, krächzt Smoky, »den ganzen Weg lang bist du schön abseits geblieben, hast du keinen Staub geschluckt. Und jetzt verschwindest du einfach. Wann soll ich denn an mein Bier kommen, he?«

»Geh doch rüber«, meint Chet. »Es kann doch nicht lange dauern, zwei Gallonen durch die Kehle zu gurgeln. Bis dahin sind Multings Leute mit dem Abladen sicher noch nicht fertig.«

Smoky grinst, dass sich sein Gesicht in eine rissige, ausgetrocknete Landschaft zu verwandeln scheint. Tausend Falten wirken wie genarbtes Leder. Unwillkürlich fährt sich der Alte mit der Zunge über die Lippen.

Er wartet noch, bis Multing aus seinem Store kommt, bis er seinen Männern Anweisungen gegeben hat, und dann steigt der Koch der Skull vom Sidewalk hinab.

Chet nickt dem Storehalter zu, als er ihm die Liste reicht. Multing liest und meint: »Okay, das habe ich alles hier. Wann wollt ihr fahren?«

Quades Gesicht wird ausdruckslos. Er schaut sich um. Die Stadt wirkt wie immer. Ein paar Flittergirls flanieren vor Lucys Haus der roten Laterne. Eine Gruppe von acht Diggern marschiert auf eine Whiskytränke zu.

Und ansonsten sind nur Handwerker und Schreiber zu sehen, die ihren Aufträgen nachkommen.

Aber trotzdem verspürt Chet, dass sich etwas tut.

»Ich weiß es nicht«, sagt er, »noch nicht. Vielleicht heute, vielleicht erst morgen früh. Lass den Wagen beladen. Smoky schirrt nachher die Pferde aus. Alles andere ergibt sich später.«

Multing nickt. Er schaut dem geschmeidigen Kämpfer nach. Aber als der Storehalter sieht, dass auch seine Handlanger hinter Quade herblicken, macht er ihnen Dampf. Schließlich werden die Kerle nicht dafür bezahlt, einem ehemaligen Coltmann nachzustarren.

Chet zügelt den Rappen vor dem Office.

George Rockwell ist der Marshal von Golden City. Die Stadt ist aus einem wilden Diggercamp gewachsen. Aber jetzt haben sich die ständigen Bewohner durchgesetzt. Von hier aus wird das Land besiedelt werden. Wenn die Goldadern versiegt, die Claims ausgebeutet sind, wenn der letzte Nugget gefunden ist, werden sicherlich eine Menge Digger im Land bleiben.

In den Ländern der Rocky Mountains ist Raum genug für Siedler und Farmer. Wasser und Land gibt es in Hülle und Fülle. Golden City wird sicher das Zentrum der Besiedlung dieser Gegend.

Quade sitzt ab, geht die drei Schritte bis zur Officetür und will sie mit der flachen Hand aufdrücken. Erstaunt verstärkt er den Druck, aber die Tür ist versperrt.

Chet schaut sich um. Nirgendwo sieht er eine Spur von Rockwell. Der Gesetzeshüter muss unterwegs sein.

Schulterzuckend sitzt der Vormann wieder auf. Aber er kann ein unbehagliches Gefühl nicht unterdrücken. Er wittert, spürt, dass in Golden City etwas nicht so ist, wie es sein sollte.

»Okay, ich reite zur Bank«, murmelt der Kämpfer. »Mary-Lou soll ihren Stoff haben. Und ich werde ihn kaufen.«

Das Mädchen möchte schon seit einiger Zeit neue Vorhänge für die Fenster des Ranchhauses nähen. Chet weiß genau, wie viel Yard Stoff sie dazu braucht, denn sie hat oft genug darüber gesprochen.

Quade will ihr eine Freude machen. Er kauft den Stoff, das hat er sich vorgenommen.

Als er vor der Filiale der First National Bank sein Pferd zügelt und absitzt, sieht er einen Mann, der gerade eine Flinte zurückzieht.

Chet tastet unwillkürlich nach dem Griff des Revolvers. Aber dann nennt sich der schlanke Kämpfer innerlich einen Narren. Nichts warnte ihn. Er verspürte nichts von einer Gefahr. Und auf seinen Instinkt kann sich Quade immer noch verlassen.

Auch wenn der indianerhafte Kämpfer seit langer Zeit keine Revolverjobs mehr übernimmt, blieben ihm doch die schnellen Reaktionen und die Ahnungen eines professionellen Gunfighters erhalten.

Und das ist gut so, denn mehr als einmal war die Skull-Ranch, waren die Menschen aus dem weiten Bluegrass-Tal in Gefahr gewesen. Erst kürzlich hat die Slugger-Bande das Valley unsicher gemacht.

Sicher sind diese Zeiten noch nicht vorbei. Denn das Goldland lockt immer noch zwielichtige Existenzen an, zieht Abenteurer, Spieler und sogenannte Ladys an, die auf leichte und schnelle Art an Dollars kommen wollen.

»O Mann, Chet«, sagt der Mann, der gerade die Flinte zurückzog, »gut, dass du hier bist.«

»George Rockwell«, antwortet Quade, »warum trägst du deine Donnerbüchse ausgerechnet hier spazieren? Willst du die Bank überfallen? Hat dir der Stadtrat dein letztes Gehalt nicht gezahlt?«

Der Marshal verzieht das Gesicht zu einem schwachen Grinsen.

»Ganz bestimmt nicht«, antwortet er. »Ich bewache die Bank. Aber davon verstehst du ja wohl nichts, du komischer Kuhschwanz-Zähler. Ich brauche ein paar Stunden 'ne Ablösung. Ich muss schlafen, Mann.«

Chet blinzelt zur Sonne hoch. Es ist kurz nach Mittag.

»Du scheinst lange nicht geschlafen zu haben«, stellt der Vormann fest. »Du hast doch wohl nicht wieder so einen Ärger wie damals, als ich den Nacht-Marshal mimte? Auf die Dauer wird mir dieser Job zu viel. Denk an meine Gesundheit.«

Der Marshal lächelt nicht einmal.

»Nachts muss ich meine Runden durch die Saloons gehen«, antwortet er. »Außerdem lungern zwei Aufkäufer der Regierung hier rum. Sie haben 'ne Menge Gold angekauft. Sieht so aus, als brauche der Präsident dringend ein paar Dollar extra. Die Burschen haben das Gold in der Bank deponiert. Aber der Boss der Bank will keine Verantwortung dafür übernehmen.«

Chet stößt einen schrillen Pfiff aus.

»Warum nicht?«, fragt der schwarzhaarige Kämpfer.

Rockwell lacht zornig auf, bevor er antwortet: »Die beiden Kerle haben sich irgendwie nicht an die Spielregeln gehalten. Normalerweise bringen die Digger ihre Nuggets zur Bank. Sie kauft an und verkauft wieder an die Regierung, damit die Bank ein paar Dollar verdient. Aber jetzt ist es anders. Die Burschen haben den Diggern mehr geboten, als sie bei der Bank bekommen. Und nun hocken sie auf dreihundert Pfund Gold, diese verdammten Aufkäufer. Clever, wie sie sind, schoben sie der First National die schlechte Karte zu. Aber der Bankboss hat nur gegrinst und ihnen erzählt, dass sie den gelben Dreck gern bei ihm lagern können, dass aber die Bank keinen Cent bezahlt, wenn das Gold gestohlen wird.«

Der Marshal spielt nervös mit den Hähnen der Greenerflinte.

Tiefe Furchen haben sich um seine Nase eingegraben. George Rockwell ist mächtig müde. Er muss unbedingt schlafen.

»Sei nur vorsichtig«, warnt Chet, »lass lieber die Finger von den Hähnen. Sonst schießt du dir noch die Zehen mit Buckschrot ab.«

Rockwell lächelt schief, aber er zwingt sich zur Ruhe. Er weiß, dass er nicht länger vor der Bank wachen kann. Er ist ganz einfach fertig.

»Okay, George«, sagt Chet, »wie lange brauchst du?«

»Weiß der Teufel«, antwortet der Sternträger. »Diese Narren haben noch keine Ahnung, wie sie das Zeug nach Denver bringen sollen.«

Quade schüttelt den Kopf. So viel Unverstand gibt es doch nicht.

»Sind die beiden Burschen denn alleine?«, will er wissen.

»Ja, sie rechneten wohl damit, hier ein paar Burschen anwerben zu können, die ihren Transport begleiten. Aber sie finden natürlich niemanden.«

Chet nickt, denn das ist ihm klar. Die Digger hier graben sich lieber in die Erde, um das begehrte gelbe Metall zu finden, statt für dreißig oder vierzig Dollar einen Goldtransport zu begleiten.

»Schleichen denn Nachtfalken in der Stadt herum?«, will Quade wissen. »Hast du einen Verdacht?«

Rockwell verzieht das Gesicht zu einer Grimasse.

»Nein, nur ein verdammt schlechtes Gefühl«, antwortet der Marshal. »Die Stadt ist ruhig. Niemand scheint sich sonderlich um die beiden Regierungsmänner zu kümmern.«

Chet kennt dieses Gefühl. Bei ihm bedeutet es, dass Verdruss auftaucht. Sicher ist es bei Rockwell nicht viel anders.

»Also gut, ich löse dich ab. Leg dich ein paar Stunden aufs Ohr. Aber mit der Stadt selbst habe ich diesmal nichts zu schaffen, okay?«

»Das geht in Ordnung«, antwortet George. »Wenn ich nur schon die verdammte Bank vom Hals habe, geht es besser.«

»Sag Smoky Bescheid«, ruft Chet hinter dem Marshal her. »Er steht bei Multing.«

Rockwell hebt die Linke, ohne sich umzudrehen. Seine Gestalt wirkt etwas kleiner als sonst. So, als drücke eine unsichtbare Last auf seine Schultern. Aber Chet weiß, dass George total übermüdet ist.

Der Boss der First National kommt aus dem Gebäude und nickt dem Vormann der Skull-Ranch zu.

»Ich löse Rockwell für ein paar Stunden ab«, sagt Quade.

»Ich habe den beiden Verrückten schon Bescheid gegeben«, antwortet der Bankboss, bevor er essen geht.

Chet lehnt sich gegen die Wand und beobachtet die Umgebung. Nichts warnt ihn, nichts ist verdächtig oder auffallend.

Eine Stunde später kommt Doc Smoky auf die Bank zu. Chet hört ein schwaches Geräusch. Es dringt aus dem vergitterten Fenster, das rechts von ihm in die Wand eingelassen ist.

»Lassen Sie den Unsinn«, sagt Quade scharf. »Das ist ein Freund, unser Koch auf der Skull-Ranch.«

Abermals knackt es. Der Mann in der Bank hat den Hahn wieder in Ruhestellung gebracht.

Smoky lacht meckernd, als er Chet an der Wand lehnen sieht.

»Pech für dich«, meint der Alte. »Ich habe gemütlich meine zwei Gallonen Bier runtergegurgelt, und du stehst hier und trocknest langsam aus. Soll ich dir 'nen Topf Bier besorgen?«

Chet schüttelt den Kopf, bevor er Smoky erklärt, welchen Stoff er bei Multing besorgen soll.

Fordernd streckt der Alte die Hand aus und meint: »Blanke Dollars, Vormann, gegen gute Worte verkauft Jerry nichts.«

»Ich habe nicht so viel«, antwortet Chet. »Sag Multing, dass ich heute Abend bezahle.«

Smoky kratzt sich zwischen den spärlichen Haaren und meint: »Dann kannst du ja auch heute Abend dieses Zeug kaufen. Warum muss ich alter Mann für dich rumsausen, he?«

Chet grinst und sagt: »Damit du nicht sofort zu Lucy und ihren Girls marschierst. Die armen Mädchen sind immer vollkommen fertig, wenn du bei ihnen warst.«

Smoky plustert sich mächtig auf. Dabei ist er für die Saloon-Miezen längst der gute Alte, dem sie nur ihre Sorgen anvertrauen. Aber immer wieder versichert er, dass er zu seiner Zeit einer der gefährlichsten Frauenjäger war, der damals lebte.

»Nicht deswegen«, sagt Chet ernst. »Sie können vor Lachen nicht mehr. Es wirkt schon komisch, wenn ein Bursche wie du, dem doch alle Knochen im Leib klappern, so mit seinen Erfolgen bei Frauen prahlt.«

Smoky entlässt pfeifend die Luft aus den Lungen. Der Alte strafft sich, stößt mit dem Daumen gegen die Krempe des alten Lederhutes und sagt würdevoll: »Du bekommst von mir kein Bier. Ich hole dir keinen Tropfen. Von mir aus kannst du verdorren. Vielleicht werden sie dich später als Vogelscheuche aufhängen. Denn wenn du richtig ausgetrocknet bist, klappern die Knochen in der losen Haut ziemlich laut im Wind.«

»Denk an den Stoff«, ruft Chet halblaut, als Smoky davongeht.

Der Alte sagt laut und deutlich, was Chet mit dem Stoff machen soll, und es hört sich mächtig unfein an.

Quade grinst schwach. Er weiß genau, dass Smoky jetzt zuerst zu Multing geht.

Nach ungefähr einer Stunde kommt Smoky zurück. Er trifft zur gleichen Zeit wie der Bankboss vor dem Gebäude ein.

»Lass dir 'nen Fünfziger geben«, sagt Chet und nickt dem Bankmann zu. »Ich unterschreibe nachher.«

»Ich habe 'ne bessere Idee«, meint Smoky. »Ich löse dich ab, du holst dir selbst den Fünfziger und gehst anschließend essen.«

»Mann, Smoky«, staunt Chet, »was ist denn in dich gefahren? Seit wann zeigst du menschliche Gefühle?«

»Pffff«, macht der Alte nur und verzieht sein Gesicht zu einem faltenreichen Grinsen.

Chet und er haben mehr als einen harten Kampf miteinander bestanden. Ohne sie, den ehemaligen Revolverkämpfer und den eisenharten Oldtimer, wäre es für die Skull oft schlecht ausgegangen.

Chet will gerade zum Eingang der Bank gehen, als drei Reiter aus nordöstlicher Richtung in die Stadt kommen.

Die drei Männer sind nicht mehr jung. Es ist unverkennbar, dass sie Brüder sind, denn die Ähnlichkeit zwischen ihnen ist verblüffend. Ihre Gesichter sind von Wind und Wetter gebräunt.

»Die Larkins«, sagt der Bankmann, »das wären die richtigen Begleiter für die Goldkäufer.«

Fragend schaut Chet den Bankboss an.

»Sam, Ted und Ike Larkin besitzen ein Stück Land weit östlich der Stadt«, erklärt der Mann. »Sie fangen es geschickt an. Sie haben selbst etwas Vieh, ziehen sich Gemüse und graben nebenbei nach Gold. Sie finden nicht sehr viel, aber es lohnt sich für sie. Zwei von ihnen könnten sicher die Regierungsburschen begleiten.«

Die drei Reiter zügeln ihre Pferde. Misstrauisch mustern die Larkins den indianerhaften Mann, der wie ein professioneller Revolverschwinger wirkt. Sie trauen ihm nicht. Sie spüren die Gefahr, die von diesem Mann ausgeht, und sind wachsam.

»Alles in Ordnung, Mister Coshfield?«, fragt einer der drei Männer.

»Keine Sorge, Mister Larkin«, antwortet der Bankmanager, »das ist Mister Chet Quade. Er löste den Marshal ab. Rockwell musste schlafen. Und der andere Gentleman ist Doc Smoky. Ich kenne die beiden gut und verbürge mich für sie.«

Die drei Reiter nicken zur gleichen Zeit.

»Was hat denn Rockwell?«, fragt einer der Larkins.

»Er ist müde«, antwortet Coshfield und erklärt mit kurzen Worten, was vorgefallen ist. »Wir suchen also für die beiden Regierungsleute ein paar erfahrene Begleiter. Es geht immerhin um dreihundert Pfund Gold. Das ist eine ganze Menge. Ich will diese Kerle so schnell wie möglich loswerden. Schließlich will ich für die First National auch in Zukunft Geschäfte machen. Und ich finde es verdammt unfair von der Regierung, sich da einzumischen.«

Sieh mal, er ist wahrhaftig zornig, dieser Bankmensch, denkt Doc Smoky. Aber zugleich denkt er auch daran, dass Coshfield ihn einen Gentleman genannt hat.

Doc Smoky ist bereit, dem Tintenkleckser und Dollarzähler eine wahrhaft ausgezeichnete Menschenkenntnis zu bescheinigen. Denn nicht jeder erkennt, dass der faltengesichtige Koch ein Gentleman ist.

Smoky weiß überhaupt nicht, wie sehr er auf dem Holzweg ist.

»Wir kamen eigentlich, um etwas Goldstaub und ein paar Nuggets gegen blanke Dollars einzutauschen«, sagt der dritte Mann gedehnt, der bisher noch kein Wort gesprochen hatte.

»Die First National ist stets für ihre Kunden da«, sagt Coshfield näselnd.

Er macht eine einladende Handbewegung zur Tür seiner Bank hin und sieht zu, wie die Larkins absteigen. Freundlich hält Coshfield den Männern die Tür auf und trägt die Nase ziemlich hoch, als er ihnen folgt. Jetzt wird er es den großmäuligen Aufkäufern der Regierung zeigen. Sie sollen sehen, dass es immer noch Digger gibt, die der First National Bank Gold verkaufen.

»Die Burschen gefallen mir nicht«, sagt Doc Smoky leise.

Chet sieht den Alten ausdruckslos an. Der Koch sprach aus, was auch Quade empfindet. Von den drei Larkins geht etwas aus, das den erfahrenen Kämpfer zur Vorsicht gemahnt, ihn warnt, ja geradezu seine Sinne in Alarmzustand versetzt.

»Ich hole mir meine fünfzig Bucks«, sagt Chet gelassen. »Sicher muss ich warten und bekomme einiges mit, was die über den Transport reden.«

Smoky zieht seinen Colt aus dem Holster, lässt den Hahn in Ladestellung einrasten und die Trommel schnurren.

»Die Halunken sollen nur kommen«, verkündet der Alte großspurig. »Ich jage ihnen heißes Blei in die Bäuche.«

Chet verkneift sich sein Grinsen. Der Oldtimer ist wie alle Cowboys nicht schnell im Ziehen. Aber wenn er das Eisen mal frei hat, vollbringt er wahre Wunder damit.

Quade betritt den Schalterraum. Ein breiter Tresen, der an dem linken Ende eine Klappe enthält, trennt den Raum in zwei Hälften.

Hinter diesem Tresen steht Coshfield und wiegt sorgfältig und genau Goldstaub ab. Danach kommen die Nuggets an die Reihe. Es sind nur wenige und kaum so groß wie ein Zündholzknopf.

Chet achtet nicht auf die Blicke der drei Kunden und geht zu der Stelle, an der hinter der Barriere der Kassentisch steht.

Seine Platte ist aus dickem Metall. Wie bei einem Brotkasten wird sie mit einem Gitter verschlossen, das wie die Hälfte eines Rohres aussieht. Nur Coshfield besitzt den Schlüssel zu diesem Gitter. Jetzt schreibt er Zahlen auf einen Zettel, zählt sie zusammen und schiebt ihn über den Tresen.

Chet entdeckt zwei Männer in städtischer Kleidung, die im Hintergrund des Raumes aufmerksam alles mustern, was vorgeht. Die beiden Burschen tragen Gewehre, aber die Aufkäufer sehen nicht so aus, als könnten sie mit den Waffen gut umgehen.

Die drei Larkins nicken zur gleichen Zeit. Coshfield geht zur Kasse, fingert einen kompliziert aussehenden Schlüssel aus der Innentasche seiner weinroten Weste, und öffnet das Halbrund der Kasse.

Das Geschäft ist schnell abgewickelt.

»Ich habe noch ein Angebot für Sie«, sagt der Manager der Bank. »Aber ich kann Sie nur diesen beiden Gentlemen dort hinten empfehlen. Alles andere ist Ihre Sache.«

»Worum geht es?«, will einer der Larkins wissen.