Sky-Navy 26 - "Schlacht um Shanyar" - Michael Schenk - E-Book

Sky-Navy 26 - "Schlacht um Shanyar" E-Book

Michael Schenk

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Beschreibung

Mehrere Versuche, die von kolonialen Kräften besetzte Heimatwelt der Shanyar zu befreien, sind gescheitert. Die auf Shanyar verbliebenen Sky-Trooper und ihrer verbündeten Lanzenkämpfer führen einen Guerillakrieg gegen eine Übermacht und drohen endgültig zu unterliegen. Hoch-Admiral John Redfeather wagt ein riskantes Manöver, um das Blatt zu wenden. In heftigen Kämpfen, im Weltraum und am Boden des Planeten, wird sich das Schicksal von Shanyar und seinen Bewohnern entscheiden.

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Michael Schenk

Sky-Navy 26 - "Schlacht um Shanyar"

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Kapitel 1 Was bisher geschah

Kapitel 2 Die Spur des Feindes

Kapitel 3 Warnende Worte

Kapitel 4 Befehl für Air Two-Seven

Kapitel 5 Tod aus der Luft

Kapitel 6 Sammelpunkt Alpha

Kapitel 7 Verbindungen

Kapitel 8 Flucht aus Telamunt

Kapitel 9 Stoß ins Leere

Kapitel 10 Spuren des Todes

Kapitel 11 Eröffnungszug

Kapitel 12 Gegenzug

Kapitel 13 Erstes Blut

Kapitel 14 Order: Close combat!

Kapitel 15 Nachdrückliche Warnung

Kapitel 16 Von Zweifel und Zorn

Kapitel 17 Die Zuflucht

Kapitel 18 Der feine Unterschied

Kapitel 19 Die Waage neigt sich

Kapitel 20 Luftschlag

Kapitel 21 In unmittelbarer Nähe

Kapitel 22 Im Hinterhalt

Kapitel 23 Geladen und bereit

Kapitel 24 Die Macht der Shanyar

Kapitel 25 Wieder vereint

Kapitel 26 Im Sturm der Schlacht

Kapitel 27 Auch Nadelstiche können töten

Kapitel 28 Shanyar wird nicht fallen

Kapitel 29 Im Orbit

Kapitel 30 Vorstoß

Kapitel 31 In der Defensive

Kapitel 32 Die Verteidiger

Kapitel 33 Trotz

Kapitel 34 In der Flanke

Kapitel 35 Nebel

Kapitel 36 Schiffe am Horizont

Kapitel 37 Cav Ho!

Kapitel 38 Verhandlung

Kapitel 39 Unter Beschuss

Kapitel 40 Der Stolz des Lanzers

Kapitel 41 Niedergekämpft

Kapitel 42 Futter für die Fische

Kapitel 43 Kein Pardon

Kapitel 44 Feind in Sicht

Kapitel 45 Der General

Kapitel 46 Kapitulation

Kapitel 47 Die Bedingung

Kapitel 48 Unerwartet

Kapitel 49 Rückzug an allen Fronten

Kapitel 50 Erleichterung

Kapitel 51 Die Versammlung

Kapitel 52 Der saubere Stall

Kapitel 53 Ankündigung

Kapitel 54 Homepage www.sky-navy.de

Impressum neobooks

Kapitel 1 Was bisher geschah

Sky-Navy 26

Schlacht um Shanyar

Military Science Fiction

von

Michael H. Schenk

© M. Schenk 2022

In den von Menschen besiedelten Welten zeichnet sich eine drohende Spaltung des gemeinsamen Direktorats ab. Es ist offensichtlich, dass Teile der Veteranenorganisation CoBRA und der im Krieg gegründeten kolonialen Selbstverteidigungskräfte für die Übergriffe auf zivile Einrichtungen und zahlreiche Morde verantwortlich sind.

Mit dem Überfall auf Shanyar, dessen Hiromata-Vorkommen für die interstellare Raumfahrt und Kommunikation existenziell sind, kam es zu ersten größeren Kämpfen zwischen den Streitkräften des Direktorats und denen der so genannten „freien Welten“. Diese werden von Auseinandersetzungen im hohen Rat des Direktorats begleitet. Es wird ein politischer Kompromiss beschlossen, der die sofortige Räumung des Shanyar-Systems durch beide Parteien beinhaltet.

Der ausführende hohe Rat Mbuto Sangales, ein Freund von Hoch-Admiral John Redfeather, soll den Abzug auf der Seite der Sky-Navy verfolgen und ihn nötigenfalls gewaltsam durchsetzen lassen.

Rasch wird deutlich, dass die aufständischen Kolonien nicht bereit sind, Shanyar aufzugeben. Eine kleine Einheit der Sky-Troopers, unter dem Befehl von Major Joana Redfeather, hat wichtige Informationen über die Stellungen des Feindes an den Tarnkreuzer D.S. Blackwing übermittelt, dessen Daten nun die Grundlage für die Schlacht um Shanyar bilden.

Während sich Sky-Navy und Sky-Cavalry sammeln, kämpft Joana Redfeather mit den verbündeten Shanyar aus dem Ort Telamunt gegen die kolonialen Invasoren. Doch die intelligenten Bewohner des Planeten scheinen sich uneins zu sein, ob man gegen den neuen Feind aus dem Weltraum in den Krieg ziehen soll.

Kapitel 2 Die Spur des Feindes

Combat Information Center, CIC Colonial Expeditionary Forces Shanyar, ehemalige Direktoratsstation, Südspitze des Hauptkontinents Shanyar

General Josh Garland, Oberkommandierender der kolonialen Streitkräfte im Shanyar-System, stand an einer der Panoramascheiben im oberen Stockwerk des Hauptgebäudes der vom Direktorat eroberten Station. Von hier konnte er auf den frischen Erdhügel hinabsehen, unter dem die Leichen der Forscher und Militärs der einstigen Besitzer lagen. Er empfand keinerlei Mitgefühl mit den Ermordeten. Sie waren Geschichte. Nichts weiter als eine unbedeutende Fußnote auf dem Weg zur Unabhängigkeit der freien Welten, wie sich die Kolonien und Siedlungswelten nannten, die nun offen gegen das Direktorat rebellierten.

Josh Garland war Armeeoffizier der Colonial Forces und von seinen Fähigkeiten überzeugt. Das Colonial Supreme Command, die oberste Führung der freien Welten, vertraute ihm Shanyar und damit die Förderung von Hiromata-Kristallen an, die es hier reichlich gab und welche die Nullzeit-Raumfahrt und Nullzeit-Kommunikation erst ermöglichten. Garland sah sich in seinem Können bestätigt, denn es war dem Direktorat in mehreren Versuchen nicht gelungen, die Colonial Forces von der besetzten Welt zu vertreiben.

„General, Sir …“ Colonel Sam Augustin, sein Stellvertreter, kam mit zwei frischen Bechern Kaffee zu ihm und reichte eines der Gefäße weiter.

Garland nickte dankbar und nahm mehrere kleine Schlucke. „Etwas Neues, Sam?“

„Negativ, Sir. Die Eingeborenen verhalten sich mehrheitlich ruhig. Wir wissen nicht, woher die Terroristen kamen, die den Hiromata-Transport überfallen haben.“

„Terroristische Eingeborene und verdammte Sky-Troopers des Direktorats“, zischte Garland verärgert. „Die Untersuchungsergebnisse sind ja wohl eindeutig. An dem Massaker waren Troopers beteiligt. Wir müssen endlich herausfinden, wo sie sich vor uns verkriechen. Das Supreme Command wird den weiteren Verlust eines Transports nicht hinnehmen, Sam.“

Ein gut geschützter Konvoi, bestehend aus vier Hiromata-Transportern, zwölf bewaffneten Begleitfahrzeugen und drei Kampfpanzern war unlängst in einen Hinterhalt geraten. Ein einziger Jeep war entkommen und hatte den nächsten kolonialen Stützpunkt verständigen können. Doch die Entsatztruppe hatte nur noch Wracks und Leichen vorgefunden. Die Spuren bewiesen, dass der Überfall von Shanyar und Sky-Troopern durchgeführt worden war. Nun suchte man fieberhaft nach Hinweisen, wo sich die Angreifer verborgen hielten.

„Was ist mit dem verdammten Sender?“, hakte Garland nach. „Hat man endlich berechnet, wo er sich befindet?“

„Wir versuchen einen zweiten Richtwert zu bekommen, Sir“, versicherte der Colonel. „Mit Sicherheit wurde das Funksignal nicht nur von der Achilles aufgefangen. Irgendeine Bodeneinheit muss es ebenfalls aufgeschnappt haben und die Anfrage läuft.“

„Wer immer auch antwortet, Sam, ist unfähig, ein Kommando zu führen“, stieß Garland grimmig hervor. „Ich werde ihn seines Postens entheben und degradieren.“

„Das ist nur angemessen, Sir“, stimmte Augustin zu, der die Frustration des Generals verstehen konnte.

Der im Orbit stehende Patrouillenkreuzer C.N.S. Achilles hatte das Funksignal eines Cherkov-Überlichtsenders aufgezeichnet, welches von einer unbekannten Bodenstation an einen getarnten Kreuzer der Sky-Navy ausgestrahlt worden war, der sich auf der dem Planeten zugewandten Seite des großen Mondes verborgen hatte. Das Schiff war entkommen. Im CIC war man sich sicher, dass es wichtige Daten über die Stellungen der kolonialen Kräfte zum High-Command des Feindes brachte. Nun galt es den Standort des Senders ausfindig zu machen. Im Gegensatz zum nahezu nadelspitzen Funkstrahl eines Hiromata-Nullzeit-Senders, strahlte der dreißigfach Lichtschnelle Cherkov ein kegelförmiges Signal aus. Die Achilles hatte den ungefähren Bereich lokalisiert, an dem sich der Sender befinden musste, doch um seinen exakten Standort bestimmen zu können, benötigte man für die Kreuzpeilung einen zweiten Empfänger am Boden, der die Sendung ebenfalls hatte anmessen können.

Jeder Empfang einer feindlichen Sendung hätte dem CIC sofort gemeldet werden müssen, doch dies war nur von dem Patrouillenkreuzer erfolgt. Das erschwerte die Lokalisierung des Feindes und erboste den General.

„Auf jeden Fall bedeutet die Flucht des Feindschiffes, dass man nun Informationen über uns erhält, die dem High-Command der Direktorats-Streitkräfte als Grundlage für einen erneuten Angriff dienen“, führte Augustin nachdenklich aus. „Hm, bei der Gelegenheit … Ich vermisse Sub-Admiral Wang Tianyun, unseren Verbindungsoffizier zu Admiral Munn.“

„Nun, ich vermisse den Schnüffler kein bisschen“, gestand Garland. „Ich habe ihn zu Munn zurückgeschickt. Glücklicherweise hat mir diese Frau einen guten Grund gegeben, ihren Spion abzuziehen, da sie ihre Flotte in zwei Geschwader geteilt hat.“ Garland grinste bösartig. „Tianyun befiehlt jetzt eines davon.“

Augustin kannte die Vorbehalte, die Garland gegenüber den Offizieren anderer Waffengattungen und speziell der Colonial Navy, hegte. Auch hier konnte er seinen Vorgesetzten, zumindest teilweise, verstehen. Der Colonel empfand Navy-Offiziere als überheblich. Die Einstellung der beiden kommandierenden Offiziere erwies sich gelegentlich als hinderlich, wenn es um die Zusammenarbeit der Teilstreitkräfte ging.

„Sir, Meldung von Sector Defense Post 2.“ Der zuständige Funker machte die Offiziere durch eine zusätzliche Handbewegung auf sich aufmerksam. „Man meldet, dass man dort die Nachricht des Direktorats ebenfalls aufgezeichnet hat.“

„Verdammte Schlafmützen.“ Garland und Augustin gingen zur Kommunikationskonsole hinüber. „Hat man die Daten übermittelt?“

„Übertragung läuft gerade, Sir.“

„Geben Sie sie sofort an Nav weiter“, befahl Garland und ging zum „Tank“ hinüber. Die an ein aufrecht stehendes Fass erinnernde holografische Projektion erlaubte die Darstellung des Shanyar-Systems als taktische Übersichtskarte und auch die der Oberfläche von Shanyar.

Colonel Augustin wusste, was Garland erwartete, und schaltete die Projektion auf Darstellung des westlichen Teils des Hauptkontinents. Dort hatte die Achilles den Sender aus dem Orbit heraus geortet. Nun, mit Hilfe eines zweiten Messwertes von einer Bodenstation, sollte es gelingen, den endgültigen Standort berechnen zu können.

Nav, der für Navigation und Ortung Zuständige, empfing inzwischen die Daten und glich sie mit denen der Achilles ab. In der Kartenprojektion bildeten sich zwei halb transparente Kegel, die sich zu überschneiden begannen. Dann blinkte ein Punkt in aufforderndem Rot.

„Da sind sie“, meinte Colonel Augustin erleichtert. „Das muss der Standort des Senders sein.“

Garland nickte. „Wir konnten dort aus dem Orbit keine Einrichtung des Direktorats oder der Eingeborenen ausmachen. Auch unsere Luftpatrouillen haben an dieser Stelle nichts Verdächtiges feststellen können. Wahrscheinlich eine mobile Anlage. Ich hoffe nur, die verdammten Kerle sind noch vor Ort, wenn wir zuschlagen.“ Der General überlegte kurz. „Sam, geben Sie Order an eine unserer nahe gelegenen Lufteinheiten, dort nach dem Rechten zu sehen. Ah, und die Air Force soll durch eine Bodeneinheit unterstützt werden. Vielleicht befindet sich dort doch eine weitere geheime Basis des Direktorats, die wir bislang übersehen haben.“

Sam Augustin erinnerte sich an den gut getarnten Brückenkopf des Direktorats, den man nur hatte ausfindig machen können, weil einer der gefürchteten elektrischen Stürme dessen Tarnvorrichtungen außer Funktion gesetzt hatte. Der Luftschlag überraschte die Basis völlig und so war sie vollkommen vernichtet worden.

„Ich werde die Einheit von Major Donovan benachrichtigen“, bestätigte Augustin lächelnd. „Der hat sich bereits bei der Vernichtung des Brückenkopfes bewährt.“

Josh Garland kehrte zu einem der Fenster zurück und sah auf den nahen Dschungel im Norden hinaus. Die Station lag an der vorspringenden Südspitze des Hauptkontinents, zwischen dem offenen Meer und einem breiten Streifen Dschungel.

„Wenn wir diesen Direktoratssender vernichtet haben, dann werden wir uns um die Terroristen kümmern, die unseren Konvoi überfielen“, sagte Garland leise und wippte ein wenig auf seinen Fersen. „Die Kerle werden es noch bitter bereuen, sich mit uns angelegt zu haben.“

Kapitel 3 Warnende Worte

Telamunt, Landsiedlung der Shanyar, Hauptkontinent Shanyar, westlicher Teil

Die Siedlung Telamunt lag im westlichen Teil des Hauptkontinents und bestand aus fünf Ringen von achteckigen Gebäuden, die von einer Kuppel aus Pflanzen überdacht wurden. Diese natürliche Tarnung schützte auch die nahen Felder vor einer Entdeckung aus der Luft, denn trotz der Zwischenräume zwischen den Pflanzenausläufern war aus der Luft nichts zu erkennen. Selbst die Erfassung mit Wärmetastern wurde durch die natürliche schwüle Hitze des umgebenden Dschungels nahezu unmöglich gemacht. Die hier lebenden Shanyar hatten Erfahrungen im Krieg gegen die Luftwagen des einstigen Blaubanners sammeln können und ihr Dorf, so gut es ging, gegen eine Entdeckung oder einen Angriff geschützt.

Der beste Schutz der Shanyar bestand sicher darin, unentdeckt zu bleiben. Dies war nun unwahrscheinlich geworden, denn Major Joana Redfeather war ein Fehler unterlaufen. Sie hatte den aus dem abgestürzten Kreuzer D.S. Camelot erbeuteten Cherkov-Sender in Telamunt aufbauen und in Betrieb nehmen lassen, und zu spät berücksichtigt, dass die kolonialen Kräfte die Sendung möglicherweise hatten anmessen können.

So fühlte sich Joana Redfeather für den Schutz der hier lebenden Shanyar verantwortlich, welche die überlebenden Sky-Troopers ohne Zögern bei sich aufgenommen hatten.

Die Bevölkerung von Telamunt war in den vergangenen Wochen auf fast 2.000 angestiegen, denn das Dorf schien sich zu einem Zentrum des Widerstands gegen die neuen Invasoren zu entwickeln. Während sich die großen Städte Shanyars, die allesamt an der Küste oder sogar unter Wasser lagen, bislang aus allen Kampfhandlungen herauszuhalten schienen, gab es in den Landsiedlungen Freiwillige, die nach Telamunt kamen, um sich dem Krieg gegen den Feind anzuschließen.

Joana Redfeather wusste von der einstigen enormen militärischen Mobilisierung des gesamten Planeten, als dessen Bevölkerung geschlossen gegen das Blaubanner von United Mining Industries in den Krieg gezogen war. Doch damals waren die Voraussetzungen andere gewesen. Die Angehörigen von UMI waren einst von jedem Nachschub abgeschnitten worden und ihr technisches Vermögen war dahin geschmolzen, während sich die Shanyar entwickelt hatten. Die Menschen hatten damals vor der endgültigen Vernichtung gestanden und waren nur davor bewahrt worden, weil der Kreuzer D.S. Lightning eine Notlandung auf Shanyar hatte durchführen müssen. Joana Redfeather war es gelungen, einen Frieden zu bewirken. Seit etlichen Jahren war die Präsenz der Menschheit seitdem auf eine kleine Station an der Südspitze des Kontinents beschränkt. Nun aber waren die kolonialen Selbstverteidigungskräfte auf dem Planeten eingefallen, ausgerüstet mit modernster Technik und reichlichem Nachschub. So war es verständlich, dass viele Shanyar eine erneute Konfrontation scheuten.

Niemand wusste, ob es außer Telamunt noch andere Landsiedlungen gab, die gegen die Colonial Forces kämpften. Bislang war es nur von diesem Dorf bekannt und die Menschen registrierten dies mit durchaus gemischten Gefühlen. Die Freiwilligen, die sich hier versammelten, mochten willig sein, doch kaum einer von ihnen zeigte militärische Erfahrung. Bedauerlicherweise galt dies vor allem für ihren Befehlshaber, den Lanzenführer Lirad. Seinem Übereifer und seiner schlechten Führung war es geschuldet, dass der Überfall auf einen geschützten Hiromata-Konvoi beinahe zum völligen Desaster geworden wäre. Ein Großteil der Lanzer war den modernen Waffen zum Opfer gefallen und es war nur den begleitenden Troopern unter Captain Custer zu verdanken, dass man letztlich als Sieger aus dem Überfall hervorgegangen war. Lirad schienen die Verluste kaum zu kümmern und mit den zahlreichen neuen Freiwilligen, die er mittlerweile wieder um sich scharte, war ein erneutes Debakel zu befürchten.

Joana Redfeather befehligte eine bunt gemischte Schar an Überlebenden der einstigen Direktorats-Station und des vernichteten Brückenkopfes Camp Shadowhand. Ihr standen der komplette C-Troop des fünften Regiments der Raumkavallerie unter Captain Jerome Kelly zur Verfügung sowie zwei Platoons des E-Troops des siebten Regiments unter Captain Peter Custer und einer Abteilung des G-Troops des zweiten Regiments unter Captain Bill Puttnam. Lieutenant-Colonel Weyler hatte einen höheren Rang inne, stand aber neidlos hinter Joana zurück, da sie Erfahrung im Bezug auf Shanyar und seine Bewohner besaß und einst auch den Friedensvertrag mit ihnen ausgehandelt hatte. Das Militärpersonal wurde noch durch zwei der neuen Kampfroboter des Modells MADS ergänzt.

Die zweite Gruppe der Menschen bestand aus rund siebzig Forschern verschiedener Fachgebiete unter Leitung des Archäologen Doktor Kasim.

An diesem Morgen hatte Joana die Leiter der verschiedenen Gruppen in das Haus des Olud, des Bürgermeisters von Telamunt, gebeten. Dieses diente als provisorisches Hauptquartier dessen, was man vielleicht als Widerstandsbewegung bezeichnen konnte. Neben Derem-Olud-Telamunt nahmen auch dessen Gefährtin Jisara-Oludi-Telamunt und Lanzenführer Lirad an der Versammlung teil. Es war die übliche Morgenbesprechung, bei der Joana jedoch erneut auf ihre Bedenken zurückkam.

Sie hatte die Erfahrung gemacht, dass Offenheit bei den Shanyar am ehesten zum Ziel führte und so nahm sie auch diesmal kein Blatt vor den Mund.

„Derem-Olud-Telamunt, deine Siedlung ist durch meine Nachlässigkeit in Gefahr geraten und ich beschwöre dich, Telamunt mit deinen Leuten zu verlassen. Ihr seid hier nicht mehr sicher“, sagte Joana eindringlich, „und ich und meine Panzerleute sind nicht in der Lage, diesen Ort wirksam gegen einen größeren Angriff zu verteidigen. Es tut mir leid.“

Lieutenant-Colonel Weyler schwieg und beobachtete den Major und seine Gegenüber. Es gab nicht allzu viele Offiziere, denen das Eingeständnis eines Fehlers so leicht über die Lippen kam. Er fragte sich unwillkürlich, ob er ein eigenes Versäumnis ebenso freimütig eingestehen würde. Immerhin stand zu befürchten, dass Joanas Fehler Leben kostete. Die von Shanyar und die von Menschen.

Die Mimik eines Shanyar war für ihre Verbündeten schwer zu deuten. Auch wenn ihre Anatomie überraschend jener der Menschen glich, so unterschieden sie doch die blasse, bläuliche und teigig wirkende Hautfarbe, die absolute Haarlosigkeit und das Gesicht sehr eindeutig. Auch wenn die Augen wiederum menschlich wirkten, der schmale Mundschlitz und der handlange und muskulöse Nasenrüssel waren es sicher nicht. Die feinen Schwimmhäute, die sich beim Spreizen zwischen den Fingern und Zehen spannten, waren ein Zeichen dafür, dass diese Wesen auch im Element Wasser heimisch waren. Nicht umsonst lagen ihre wichtigen Städte unter dem Meeresspiegel, wo sie seit jeher vor den Angriffen der Luftwagen des Blaubanners geschützt waren.

Auch Joana fiel es schwer, die Gemütsbewegung eines Shanyar zu erkennen. Der Nasenrüssel von Derem-Olud-Telamunt schien nervös zu zucken, was allgemein als Zeichen der Erregung gedeutet wurde.

Plötzlich knickte der Kopf des Olud auf eine Weise nach vorne auf die Brust, dass die umstehenden Menschen einen Genickbruch befürchteten, obwohl sie diese Geste nun schon einige Male beobachtet hatten. Sie signalisierte die Zustimmung des Shanyar, der nun an den Kartentisch trat, der von Bewohnern der Siedlung angefertigt worden war. Dieser zeigte das plastische und farbige Modell des Hauptkontinents. Menschen und Dorfbewohner trugen auf diesem alles Wissen zusammen und markierten alle ihnen bekannten Orte, an denen sich Siedlungen oder Anlagen der Einheimischen und der Menschen befanden. Inzwischen war festgestellt worden, dass der Feind fast alle ehemaligen Abbauanlagen von UMI reaktiviert hatte und fleißig Hiromata-Kristalle abbaute. Die gesäuberten und noch nicht bearbeiteten Kristalle wurden dann auf Straßen zu Landefeldern gebracht, wo sie von FLVs übernommen wurden. So konnte man die Zahl der Lufttransporte minimieren, die stets von den elektrischen Stürmen bedroht waren.

„Olud verstehen gepanzerte Menschenfrau Redfeather“, versicherte Derem. „Redfeather schon oft beschworen Gefahr. Olud verstehen, aber Redfeather Panzerleute wissen, Telamunt nie bedroht.“ Der Olud deutete über sich. „Dach aus … Pflanzen … guter Schutz. Luftwagen niemals sehen Telamunt. Telamunt sicher.“

Captain Jerome Kelly räusperte sich. Er war Joanas Vertrauter und Freund und es gab gelegentlich Anzeichen, dass er sich durchaus mehr wünschte, doch Joana war seit ihrem Erlebnis auf dem Kreuzfahrtschiff Star-Liner liiert. Das Paar ging allerdings Tätigkeiten nach, die gemeinsame Zeit zur Seltenheit machten. Jerome hoffte insgeheim, die Beziehung würde einschlafen. „Derem, der Major hat absolut recht. Ihr Shanyar könnt die Fähigkeiten der völlig veralteten Flugwagen von UMI nicht mit denen der neuen Modelle oder gar der Kampfjäger vergleichen. Außerdem haben die Colonials Schiffe und Satelliten im Orbit. Alle verfügen über sehr empfindliche Scanner und Sensoren.“

„Sehr empfindliche, nicht lebende Augen und Ohren“, fügte Joana hinzu, da sie bemerkte, dass die Shanyar mit rein technischen Begriffen oftmals nichts anzufangen wussten.

Erneut knickte der Kopf auf so bedenkliche Weise nach vorne. Der Mundschlitz formte sich zum Äquivalent eines Lächelns. „Olud wissen von fernen Augen und Ohren. Aber Telamunt sicher. Telamunt unser Heim. Telamunt lange bestanden und noch lange bestehen.“

Joana seufzte und sah die Oludi an. Jisara-Oludi-Telamunt war nicht nur die Gefährtin des Bürgermeisters, sondern zugleich auch eine Art Priesterin. Die Menschen wussten nicht, an welche Gottheiten die Shanyar glaubten, doch dass sie ihrem Glauben mit Eifer folgten, erkannte man an der Ausrichtung der Balkone an ihren Häusern, die allesamt nach Norden, zum Sitz der Götter, blickten. Jeden Tag legten sich die Shanyar zwei Mal auf die Bäuche, mit den Köpfen nach Norden.

Jisara schlenkerte ihren Rüssel in einer verneinenden Geste. „Olud richtig. Telamunt gut und sicher.“

Nun meldete sich auch Lirad zu Wort. Joana stufte den Lanzenführer als überaus willig und daher leider auch als gefährlich ein. Was ihm einen Kampf versprach, schien er zu begrüßen. „Telamunt sicher. Lanzen auf Mauern und kämpfen für Telamunt. Stoßen Luftwagen vom Himmel.“

Captain Peter Custer verdrehte die Augen, verzichtete jedoch auf einen Kommentar. Es war nicht Lirads Verdienst, das ein paar seiner Lanzer den Überfall auf den Transport überlebt hatten.

Derem-Olud-Telamunt deutete über die plastische Karte. „Machen Plan für Kampf gegen Rotstreifen dunkle Panzerleute.“

Peter Custer bezeichnete die kolonialen Kräfte als „Rotstreifen“, da ihre Uniformen, Fahrzeuge und Raumschiffe einen roten Farbbalken als Kennzeichnung aufwiesen, gegenüber dem mittelblauen Balken der Direktorats-Einheiten. Die Shanyar hatten Custers Bezeichnung übernommen und nannten den neuen Feind auch „dunkle Panzeranzüge“, da deren Kampfmonturen sich durch die schwarze Farbgebung von den weißgrauen Kampfanzügen der Sky-Troopers unterschieden.

Lirad stieß das seltsame Lachen seines Volkes aus. „Machen großen Kampf und großen Sieg.“

Peter Custer konnte sich einfach nicht mehr zurückhalten: „Dieser ach so großartige Sieg über den Konvoi hat deine meisten Lanzer das Leben gekostet!“

„Haben neue Lanzer“, hielt Lirad dagegen. Er begegnete der Kritik des Captains mit Unverständnis. „Neue Lanzer, neuer Sieg.“

An dieser Stelle schaltete sich Joana nochmals mit mahnenden Worten ein: „Wenn der Feind Telamunt angreift, dann wird es nicht nur das Leben von Lanzern kosten. Dann sterben hier eure Frauen und Kinder.“

Derem-Olud-Telamunt schien einen fragenden Blick auf Lirad zu richten. Der schüttelte entschlossen seinen Nasenrüssel und bekräftigte erneut seine Meinung.

Diesmal schien das Kopfnicken des Olud weniger halsbrecherisch auszufallen. „Wir bleiben Telamunt. Hier sicher.“

Kapitel 4 Befehl für Air Two-Seven

Air Strike Two-Seven, Kampfgeschwader Colonial Air Force Shanyar

Major Clifford Donovan und die Flieger seines Geschwaders saßen in einem der Aufenthaltsräume von Sector Defense Post 2, wo sie an einer Fortbildung teilnahmen. Air Strike Two-Seven gehörte zu den wenigen Einheiten der kolonialen Streitkräfte, die über echte Kampferfahrung verfügten. Bei Army und Navy dienten manche Veteranen des Direktorats, doch in Sky-Navy und Sky-Cavalry gab es keine reinen Atmosphäreflieger. Dort stützte man sich auf die Jagdbomber des Typs Superbolt, die man im Weltraum oder einer Lufthülle gleichermaßen einsetzen konnte. Das Colonial Supreme Command hatte sich zu einer anderen Lösung entschlossen und reine Lufteinheiten aufgestellt. So dienten Donovan und alle Piloten der Air Force in einer Waffengattung, die es über lange Zeit nicht mehr gegeben hatte.

Immerhin brauchten die Flieger nicht bei Null zu beginnen. Es gab eine Vielzahl von Informationen und Unterlagen über die einstigen Flugzeuge. Deren militärische Verwendung und die Handbücher der Superbolts ließen sich in einigen Teilen problemlos übernehmen. Die Ausbildung in holografischen Simulatoren und später den Übungsmaschinen sorgte für eine fundierte Basis, aber ob sich ein Pilot im Einsatz bewährte, ergab sich erst in der Praxis.

Donovan und Air Strike Two-Seven hatten sich bereits bewährt, und sie hatten ihre Erfahrungen mit Blut bezahlt. Von den dreißig Jägern des Geschwaders war nur die Hälfte zurückgekehrt. Die schmerzlichen Lücken wurden mit Piloten aus anderen Lufteinheiten aufgefüllt und die derzeitige Fortbildung war eine von vielen, mit denen Donovan seine Leute vorbereiten wollte. Er mochte sie hart rannehmen, doch dies war vielleicht die einzige Garantie dafür, dass sie lebend heimwärts flogen.

„Okay, Striker“, sprach er die Männer und Frauen mit ernstem Gesicht an, als er in seinem Vortrag fortfuhr, „unser Geschwader hat einen verlustreichen, aber erfolgreichen Einsatz bestritten. Aber ich erinnere euch daran, dass dies ein Luftschlag gegen ein relativ hilfloses Bodenlager des Direktorats war. Fast alle von uns haben noch keinen Luftkampf gegen feindliche Superbolts erlebt und das ist eine ganz andere Nummer.“

Er rief eine holografische Projektion auf, die einen Jäger vom Typ Striker und einen Superbolt des Direktorats gegenüberstellte. Mit einem Pointer begleitete er seine Ausführungen und hob bestimmte Details hervor.

„Die Grundform von Striker und Superbolt entsprechen sich im Grunde. Beide gleichen, in der Draufsicht, einem Dreieck. Allerdings fliegt das Direktorat mit der Spitze voran und wir mit der breiten Seite. Man könnte auch sagen, wir schieben unseren dicken Hintern voran.“

Das erwartete Gelächter blieb nicht aus.

„Dies ist die Boeing-Jentao 200 D, genannt Superbolt. Sie hat zwei leistungsstarke Atmosphäretriebwerke auf den Tragflächen, unmittelbar am Rumpf, und hier und hier Impulsantrieb und Cherkov-Gitter. Die Maschine ist also für gewisse Zeit auch überlichtfähig. Das wird aber mit hohem Platzbedarf und Energieverbrauch bezahlt, den wir uns sparen können. Unsere Atmosphäretriebwerke sind ungefähr ebenso stark und wir haben an den Eckpunkten des Dreiecks jeweils ein Rotortriebwerk. Mit ihrer Hilfe können wir praktisch auf der Stelle schweben und wir können wesentlich besser manövrieren als der Feind. Er muss Kurven fliegen, während wir uns praktisch auf dem Handteller drehen.“

Erneut Geschmunzel. Die Stimmung unter den Fliegern war gut, aber Donovan wollte die Gefährlichkeit des Feindes keinesfalls herunterspielen.

„Die Superbolt ist mit einem HE-Laser und einer 5- oder 10-Millimeter-Gatling im Bug bewaffnet. Dazu kommt ein Raketenwerfer, im Kaliber zehn Millimeter, auf der Oberseite, direkt hinter dem Cockpit. Außerdem hat sie einen Abwurfschacht für Bomben oder Raketentorpedos. Unsere Striker haben zwei HE-Laser und zwei 2-Zentimeter-Schnellfeuerkanonen, paarweise rechts und links des Cockpits sowie einen Raketenwerfer unter dem Rumpf. Wir haben keine serienmäßigen Abwurfvorrichtungen für Bomben oder zusätzliche Raketen. Für den Angriff auf das Geheimlager des Direktorats wurden nachträglich Halterungen angebracht, die man über einen Fernauslöser einsetzt.“

Donovan zog einen der Auslöser aus seinem Fliegeroverall. „Das hier ist so ein Ding und ich hoffe, Sie begreifen, was das für Sie bedeutet, wenn Sie einmal eine Bombe abwerfen müssen. Ja, Striker Evans?“

Evans schnellte von seinem Platz hoch. „Keine Berechnung oder Zielerfassung, Sir.“

„Falsch, Evans“, korrigierte Donovan lächelnd und tippte sich an den Schädel. „Nur, dass unsere Bordtetronik, die diese Berechnungen und die Zielerfassung vornimmt, hier oben sitzt. Ja, Evans?“

„Verzeihung, Sir, ich wollte damit zum Ausdruck bringen, dass es keine automatische Auslösung gibt, sondern wir nach Gefühl vorgehen müssen.“

„Sie werden feststellen, Strikers, dass Sie im Jäger nicht ohne Hirnschmalz und eigene Berechnungen auskommen. Ich lasse die Bemerkung von Striker Evans deshalb gelten. Sie müssen also Ihre Höhe und Geschwindigkeit abschätzen und den richtigen Moment abpassen, wenn Sie Ihre Bombe ins …“

Der optische und akustische Alarm brachte den Major schlagartig zu verstummen. Aller Augen richteten sich auf den Bildschirm des Interkom, der den Raum mit der Zentrale von Defense Post 2 verband. Das Gesicht des Kommandanten erschien.

„Einsatzbefehl für Air Strike Two-Seven. CIC hat einen feindlichen Sender ausgemacht und befiehlt Luftschlag. Air Strike wird durch Bodentruppe unterstützt. Daten werden in diesem Moment an die Tetroniken Ihrer Jäger transferiert. Gute Jagd, Strikers.“

Der Bildschirm erlosch, während kurzer Jubel aufbrandete.

Donovan rief die Männer und Frauen zur Ordnung, freute sich aber innerlich über ihre Begeisterung. „Okay, Strikers, Ihr habt es gehört. Zu den Maschinen und ein bisschen plötzlich, wenn ich bitten darf.“

Mit einem Wink rief er seine Staffelführer zu sich. Lieutenant Iwanow und Flight-Sergeant Magruder besaßen wie er Erfahrung aus dem ersten Angriff. „Wir gelten als erprobte Einheit, aber ihr wisst selbst, dass dem nicht so ist. Ich habe keine Ahnung, was uns erwartet, aber denkt daran, dass uns der Angriff auf ein schlecht vorbereitetes feindliches Lager die Hälfte des Geschwaders gekostet hat. Haltet also die Augen offen. Ich will so viele wie möglich wieder zurückbringen.“

Der riesige Hangar der Jäger war unter dem Abwehrfort errichtet worden und lag zwischen den vier gewaltigen Energieerzeugern der Raumabwehrgeschütze. Die Teams der Techniker waren ebenfalls vom Alarm aufgescheucht worden und lösten nun Treibstoff- und Versorgungsleitungen. Nur die Kabel für den Datentransfer waren noch eingesteckt und würden erst entfernt werden, wenn sich die Cockpithauben an der breiten Frontseite der Striker schlossen.

Die ersten Piloten erreichten die Halle, rannten in Richtung ihrer Maschinen und riefen sich aufmunternde oder scherzhafte Bemerkungen zu. Als Donovan und die beiden Staffelführer eintrafen, saßen fast alle schon in ihren Sitzen.

Wie die anderen, so stieg auch Clifford Donovan über die Stufen der heruntergeklappten Fronthaube in seinen Flieger. Als er sich in den Sitz sinken ließ, hob sich die Schale aus Klarstahl an, bis Donovan von seinem kugelförmigen Cockpit umgeben war. Er hatte nahezu freie Sicht nach allen Seiten, von den Pedalen unter seinen Füßen abgesehen. Nur nach hinten war der Blick durch den Rumpf und das Leitwerk eingeschränkt. Hier sorgten Kameras dafür, dass ihn kein blinder Fleck behindern würde.

Turbinen und Rotoren von Donovans Striker waren im Leerlauf. Der letzte Techniker koppelte das Datenkabel ab und signalisierte mit dem Daumen, dass alles bereit sei.

„Area Control SDP 2, hier ist Air Two-Seven-Lead“, sagte Donovan nach raschem Durchgang der Checkliste ins Mikrofon seines VR-Helms. „Air Two-Seven hat Datenempfang beendet und ist startbereit.“

Am Ende des Hangars bildete sich ein waagrechter Schlitz, als die beiden übereinander angebrachten Hälften des Schutztores auseinanderglitten. Zwei rote Lichtbalken wechselten zu Grün und zeigten an, dass das Tor geöffnet und der Startbereich frei waren.

„Air Two-Seven-Lead von Area Control SDP 2, Sie haben Freigabe zum Start“, kam die prompte Erwiderung der Luftraumüberwachung des Stützpunktes. „Gute Jagd, Air Two-Seven.“

„Danke, Area Control.“ Major Clifford Donovan legte die Hand sanft um den Joystick der Steuerung. „Two-Seven-Lead an alle Two-Seven: Folgen Sie dem Führer. Nach Start in Zwei-Schwingen-Formation gehen und Höhe Fünf-Doppelnull halten.“

Für einen Augenblick vibrierte der Striker unmerklich, dann hob er ab, senkte die Nase ein wenig und flog mit der Kraft der drei Rotoren aus dem Hangar ins Freie. Dort ging Donovan auf fünfhundert Meter Höhe und hielt die Maschine im Schwebeflug, während die neunundzwanzig anderen Maschinen des Geschwaders seinem Beispiel folgten. Die Striker bildeten zwei pfeilspitzenartige Formationen aus je fünfzehn Jägern.

„Two-Seven-Lead an alle Two-Seven: Auf Höhe Fünf-Null-Doppelnull gehen, bei Maximum Schall. Funkstille bis Gegenorder. Two-Seven-Lead Ende.“

Die Doppelformation stieg rasch auf fünf Kilometer Höhe. Die Piloten schalteten auf die Turbinen um und die Jäger beschleunigten rasant. Mit Kurs Nordwest eilten sie dem Ziel entgegen und Clifford Donovan hoffte inbrünstig, dass sich der Feind dort befand und überrascht werden konnte.

Kapitel 5 Tod aus der Luft

Telamunt, Landsiedlung der Shanyar, Hauptkontinent Shanyar, westlicher Teil

Lieutenant-Colonel Weyler war mit Major Joana Redfeather und den Captains der Abteilungen auf den Wehrgang der äußeren Mauer gestiegen. Die fünf Gebäuderinge von Telamunt wiesen insgesamt drei Mauern auf, welche die Siedlung teilten und die hier lebenden Shanyar über viele Generationen vor Angriffen der blutrünstigen Tigerechsen bewahrt hatten. Während die Dorfbewohner auch auf ihren Schutz gegen den menschlichen Feind rechneten, bezweifelten die Menschen die Wirksamkeit der soliden Steinwälle.

„Gegen Beschuss aus den M-50er- und M-70er-Karabinern mögen sie eine Weile standhalten“, meinte Weyler und strich über einen der geglätteten Steinquader, „aber schon Granatpistolen, wie sie die Rebellen ja benutzen, werden sie auseinandersprengen. Von den Waffen ihrer Jäger oder Panzer ganz zu schweigen.“

Captain Jerome Kelly blickte zu einem Doppelposten der Lanzer hinüber, die eines der Tore bewachten. „Als schwere Waffen stehen uns nur die beiden tragbaren Gatlings meines C-Troops zur Verfügung.“

Captain Custer klopfte leicht gegen den Kolben seines M-74E, der in seine Kampfgurte eingehängt war. „Mit denen haben wir den Jägern ganz schön zugesetzt.“

„Wenn es nur um uns Troopers ginge, dann würde ich es riskierten, den Kampf aufzunehmen“, meinte Kelly gedehnt, „aber mit den ganzen Zivilisten hier …“

„Der Feind wird definitiv nach uns suchen und ich weiß nicht, ob die natürliche Tarnung dieses Ortes ausreicht, uns verborgen zu halten“, fügte Joana hinzu. „Uns selbst ist es ja nur selten gelungen, eine Landsiedlung der Shanyar ausfindig zu machen. Aus dem Orbit sind sie weder mit Schiffen noch mit Satelliten zu erkennen. Mister Custer, wie war das mit Ihren Luftpatrouillen?“

„Die Temperaturen in den Dschungelgebieten sind sehr unterschiedlich. In einigen Bereichen kann man Lebensformen sehr gut mit den Wärmesensoren ausmachen. In Regionen wie dieser hier, ist es fast unmöglich.“ Custer lächelte halbherzig. „Ich fürchte nur, das wird uns wenig nutzen. Die Rotstreifen werden sich nach den Daten richten, mit denen sie unseren Cherkov angepeilt haben. Ich gebe mich da keiner Illusion hin. Wir haben fast neun Minuten lang gesendet. In der Zeit müssten uns mindestens zwei Stationen des Feindes angemessen haben. Ich bin mir sicher, dass sie eine Kreuzpeilung auf unsere Spur bringt.“

„Wenn den Shanyar erst die Bomben um die Rüssel fliegen, dann werden sie sicherlich endlich ins Laufen kommen und Telamunt fluchtartig verlassen“, vermutete Kelly.

„Wenn sie dann noch dazu in der Lage sind.“ Weyler deutete auf die Straße hinunter, auf der die anderen nun Lirad erkannten. „Der Bursche ist felsenfest von sich überzeugt und will Telamunt unbedingt verteidigen. Gleichgültig, wie viele seiner Lanzer es das Leben kostet.“

„Er setzt auch sein eigenes Leben bedingungslos ein.“ Custer spuckte von der Mauer auf das freie Feld hinunter, welches sich südlich der Siedlung ausbreitete. „Er ist durchaus tapfer, aber ohne die Bereitschaft, militärisches Vorgehen zu erlernen. Er stürmt lieber blindlings drauflos.“

„Er ist ein ignoranter Idiot“, kommentierte Weyler.

Es ging auf den Mittag zu und die Sonne hatte ihren Höchststand nahezu erreicht. Zwischen den Pflanzen des natürlichen Tarnnetzes fiel genug Licht hindurch, um die Arbeit auf den Feldern zu ermöglichen. Etliche Shanyar beiderlei Geschlechts waren gerade dabei, einen Teil der dort wachsenden Knollen und Früchte zu ernten.

Menschen und Shanyar erwarteten einen Angriff der kolonialen Kräfte. Da man die aktiven und verräterischen Scanner der Kampfanzüge nicht einsetzen wollte, war man auf die Warnung durch die passiven Sensoren oder Vorposten angewiesen. In Absprache mit dem Olud und dem Führer der Lanzen waren gemischte Doppelposten aufgestellt worden, die rund zwei Kilometer außerhalb der Siedlung Wache hielten. Im Falle sich nähernder Feinde sollten die Troopers mit ihren Helmfunkgeräten, die auf kurze Reichweite eingestellt waren, einen rechtzeitigen Alarm ermöglichen.

Die Gruppe der Offiziere war gerade dabei die Mauer zu verlassen, als sich im Helmfunk einer der aufgestellten Posten meldete. „Kontakt, Kontakt, Kontakt! Hier Süd-Ost Zwei. Lufteinheit im Anflug auf uns. Geschätzte Höhe Fünf-Null-Doppelnull. Korrektur, Feind geht tiefer. Air Strike! Air Strike!“

„Ohren zuhalten.“ Kellys Stimme klang grimmig. Er schaltete den Außenlautsprecher seines Kampfanzugs ein und aktivierte das vorbereitete Alarmsignal. Ein lauter Heulton schreckte nun alle Menschen und Shanyar auf.

Instinktiv schlossen die Offiziere ihre Helme, um vor dem Lärm geschützt zu sein und sich über Mikrofon und Lautsprecher verständigen zu können. Die Tetroniken der Helme filterten dabei das Alarmsignal aus, so dass alle übrigen Laute klar zu hören waren.

„Achtung“, sprach Weyler ins Mirkofon. „An alle: Lufteinheiten im Anflug, ich wiederhole, Lufteinheiten im Anflug. Vorgehen nach Plan.“

Die Troopers würden nun dafür sorgen, dass sich alle an den abgesprochenen Plan hielten, der für den Fall eines Angriffs gemeinsam ausgearbeitet worden war.

Auf den Feldern brachen die Shanyar die Ernte ab. Doch sie rannten nicht zur Siedlung zurück, sondern hasteten in den Dschungel. Auch in Telamunt verließen die Bewohner und menschlichen Zivilisten die Anlage und versuchten den Schutz der riesigen Bäume zu erreichen. Nur die Mehrheit der Troopers und die Lanzer harrten an ihren Positionen aus.

Die Offiziere waren sich nicht sicher, ob es dem Feind gelingen würde, Telamunt ausfindig zu machen, doch wenn es der Fall war, so würde er sicher die Siedlung angreifen und vermuten, dass sich die Bewohner noch dort aufhielten. Es hatte Joana viel Überredungskunst gekostet, den Olud und die Oludi davon zu überzeugen, im Falle eines Angriffs nicht in Telamunt zu bleiben, sondern sich in die nähere Umgebung zurückzuziehen. Die Führerschaft der Shanyar hatte nur zugestimmt, da man den Ort auf diese Weise nicht endgültig aufgab.

„Wir sollten ebenfalls von hier verschwinden“, meinte Custer. „Wenn wir zusammenstehen, so bieten wir ein kompaktes Ziel und ein Zufallstreffer genügt dann, um unsere gesamte Führung auszuschalten.“

„Positiv“, stimmte Kelly zu und sah Joana auffordernd an. „Major?“

Die Angesprochene nickte schweigend und die Gruppe zerstreute sich.

Die Mikrofone übertrugen plötzlich mehrere dumpfe Explosionen.

Kellys Alarmsignal war längst verstummt und noch immer sah man Menschen oder Shanyar, die sich zwischen den Gebäuden bewegten und auf die Tore zueilten.

„Wie wir es erwartet haben“, meinte Weyler. „Sie haben uns nicht exakt geortet, aber das ungefähre Gebiet ausgemacht. Jetzt werfen sie ihre Bomben und hoffen auf einen Zufallstreffer. Mit etwas Glück …“

Ein Schemen huschte durch das Pflanzendach über den Feldern, schlug in den Boden und detonierte. Die Explosion wirbelte eine Fontäne aus Erdreich und Früchten auf und die Druckwelle zerfetzte einen Teil der natürlichen Tarnung.

Für Augenblicke schien alles zu verstummen, dann hörte man das Pfeifen von hochtourig laufenden Rotoren. In den Lücken des noch intakten Blätterdaches wurden die dreieckigen Formen feindlicher Jäger sichtbar, die sehr langsam flogen.

„Achtung, Troopers!“, rief Weyler. „Wirkungsfeuer …“

„Befehl zurück!“, wurde er von Joana unterbrochen. „Niemand feuert! Ich wiederhole, niemand feuert!“

„Verdammt, Redfeather“, zischte Weyler, „das ist die Gelegenheit, ein paar der langsam fliegenden Mistkerle vom Himmel zu holen!“

Kelly übernahm es, an Joanas Stelle zu antworten: „Genau dazu wollen sie uns provozieren, Colonel. Wir sollen auf die so nett langsam fliegenden Jäger feuern und zeigen damit unsere Verteidigungspositionen an. Dann kommen die anderen Jäger und machen uns fertig.“

Weyler errötete. „Das hätte ich bedenken müssen“, gestand er widerwillig ein. „Mein Fehler.“

Die anderen konnten den Lieutenant-Colonel gut verstehen. Er hatte den Angriff auf Camp Shadowhand eher zufällig überlebt und mit ansehen müssen, wie die meisten seiner Troopers abgeschlachtet wurden. Selbst für einen kühl kalkulierenden Offizier war es nicht einfach, die eigenen Rachegelüste zur Seite zu schieben.

Erneut fielen Bomben durch das Blätterdach.

Die Angreifer begannen mit einem systematischen Bombardement, bei dem sie darauf hofften, ein paar Zufallstreffer zu erzielen und so den Standort des Gegners ausfindig zu machen.

Eine Bombe traf tatsächlich eines der Häuser der Siedlung. Auch hier wurde die Tarnung von der Druckwelle teilweise zerstört. Als wäre dies nicht genug Hinweis für den Feind gewesen, begingen die Lanzer nun einen fatalen, wenn auch verständlichen Fehler. Dutzende Flammkugeln aus den Schusslanzen der Shanyar rasten in den Himmel hinauf.