Tom Prox 118 - Alex Robby - E-Book

Tom Prox 118 E-Book

Alex Robby

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Beschreibung

Mit den Viehbaronen in Südtexas ist nicht gut Kirschen essen. Das erfährt auch John Bowerton, der ein halbes Dutzend Bahnlinien kontrolliert und sich so bedroht sieht, dass er Tom Prox und die Ghost Squad anfordert.
Zwar tun die durch Dürre, Sintflut und Viehdiebe gestählten Rancher "Summerset Castle", die originalgetreue, Millionen Dollars teure Nachbildung einer mittelalterlichen Festung, die sich der "Railroad King" in die Landschaft hat bauen lassen, noch als Spinnerei eines Ostküsten-Neureichen ab. Als sie durch die Eisenbahn, deren Schienenstränge das Land durchpflügen, aber ihre Herden und damit ihre traditionelle Lebensweise gefährdet sehen, scheinen sie tatsächlich kein Pardon mehr zu kennen. Denn auf anfangs verhältnismäßig harmlose Aktionen gegen Bowertons Eisenbahn folgt plötzlich ein verheerender Sabotageakt, der mehr als fünfzig Menschen das Leben kostet ...


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Inhalt

Cover

Syndikat der Teufel

Aus dem Wilden Westen

Vorschau

Impressum

Syndikat der Teufel

Von Alex Robby

Mit den Viehbaronen in Südtexas ist nicht gut Kirschen essen. Das erfährt auch John Bowerton, der ein halbes Dutzend Bahnlinien kontrolliert und sich so bedroht sieht, dass er Tom Prox und die Ghost Squad anfordert.

Zwar tun die durch Dürre, Sintflut und Viehdiebe gestählten Rancher »Summerset Castle«, die originalgetreue, Millionen Dollars teure Nachbildung einer mittelalterlichen Festung, die sich der »Railroad King« in die Landschaft hat bauen lassen, noch als Spinnerei eines Ostküsten-Neureichen ab. Als sie aber durch die Eisenbahn, deren Schienenstränge das Land durchpflügen, ihre Herden und damit ihre traditionelle Lebensweise gefährdet sehen, scheinen sie tatsächlich kein Pardon mehr zu kennen. Denn auf anfangs noch verhältnismäßig harmlose Aktionen gegen Bowertons Eisenbahn folgt plötzlich ein verheerender Sabotageakt, der mehr als fünfzig Menschen das Leben kostet ...

1. Kapitel

Die Bewohner von Old Bumpos Homes‍tead, wie das winzige Nest am Mittellauf des Rio Pecos im südlichen Texas seltsamerweise hieß, waren keine eifrigen Frühaufsteher. Eine Ausnahme bildete lediglich der schon recht betagte, aber noch sehr rüstige Sheriff Buggy Starpenter.

Der Mann mit dem schneeweißen Haar war so etwas wie ein Naturfreund. Er liebte die Sonnenaufgänge, seine Blumenzucht und ausgedehnte Spaziergänge am Flussufer entlang. Bei den Bewohnern, die zum größten Teil Handwerker waren, galt er daher als leicht verrückt. Man hütete sich allerdings sehr, ihm das ins Gesicht zu sagen, denn mit dem cholerischen Mann mit den buschigen weißen Brauen, unter denen trotz des Alters noch scharfe, graublaue Augen funkelten, war schlecht Kirschen essen.

An diesem friedlichen Sommermorgen stand der Sheriff, mit sich und der Welt zufrieden, auf der Schwelle seines Hauses und blickte auf die öde und leere Main Street. Von dem Platz aus, an dem das Office und eine Gastwirtschaft mit angegliedertem Generalstore lagen, konnte er sämtliche zweiunddreißig Häuser des Ortes übersehen. Mehr Wohngebäude hatte Old Bumpos Homes‍tead – außer einigen mehr oder weniger baufälligen Schuppen und einer Gemeinschaftsscheune – nicht aufzuweisen.

Wie der Name Old Bumpos Homes‍tead schon besagte, hatte hier in der lange zurückliegenden Pionierzeit ein Mann namens Bumpos Brown eine Heimstätte für sich errichtet. Der Mann war schon sehr lange tot, und den Namen Brown kannte auch niemand mehr im Ort. Aber diese Heimstätte, eine windschiefe, stark verwitterte Blockhütte aus rohen Baumstämmen am Ufer des Flusses, war noch erhalten. Die Hütte wurde aus alter Tradition von den Bewohnern des Ortes liebevoll instand gehalten.

Aus demselben Grunde hatte der kleine, quecksilbrige Gastwirt Morton Cox seine Wirtschaft »Old Bumpos Inn« genannt und diesen Namen vom Zimmermann des Ortes kunstvoll mit vielen Schnörkeln in ein Eichenbrett hauen lassen, das über der Pendeltür hing.

Der Blick des Sheriffs fiel auf das Brett, und er musste grinsen. Der Riss, der sich durch das Holz zog, war durch den letzten Regen wieder etwas breiter geworden. Da das Schild nur oben mit zwei starken Haken am Hausbalken befestigt war, konnte es nun nicht mehr lange dauern, bis die untere Hälfte herunterfiel.

Starpenter hoffte, dass das in dem Augenblick geschehen würde, wenn der Saufbold, der Hufschmied Hal Larsen, heraustorkelte. Allerdings stand nicht zu erwarten, dass ein aus drei Meter Höhe auf den Schädel dieses Bullen knallendes Brett ernsthaft etwas anhaben konnte. Larsen war dafür bekannt, dass er äußerst hart im Nehmen war.

Nach dieser Überlegung stapfte der Sheriff mit klirrenden Sporen die Straße hinunter, dem Ortsausgang zu. Hinter dem letzten Haus, das dem Zimmermann Smith gehörte, wollte er rechts in den Fußpfad einbiegen. Bevor er aber die Abzweigung erreicht hatte, hörte er Pferdehufe vom Wäldchen her näher kommen. Ein Reiter wurde bald zwischen den Bäumen sichtbar.

»Hello, Gent. Gibt's hier ... damn!« Der Mann stockte, und seine Blicke hingen an dem in der Morgensonne glänzenden Stern auf der linken Brustseite des Mannes, der mitten auf dem Weg stand. Das völlig erschöpfte Pferd hielt von selbst.

»Für Leute, die Geld haben, gibt's hier auch 'ne Wirtschaft, sogar 'n Steak, 'nen Brandy und ein anständiges Bett«, knurrte der Sheriff, der die nicht ausgesprochene Frage des Fremden zu ahnen schien. »Und für Boys, die keinen Zaster haben, ist 'ne Pritsche im Jail frei. Hartes Brot und Wasser gegen Straßenfegen. Bin gerade auf der Suche nach 'ner geeigneten Persönlichkeit.«

Er musterte die defekte, aus ein paar Niethosen, einem Baumwollhemd und einem fleckigen Janker bestehende Kleidung des Reiters. Ein Cowboy war das nicht, das stand für ihn fest, nicht einmal ein Satteltramp, wie sie sich gelegentlich nach Old Bumpos Homes‍tead verirrten. Der Mann trug keinen Gürtel, geschweige einen Holster mit Colt, wie das hier allgemein üblich war.

»Hell and devil, Sheriff, hab keine Staatspension nötig.« Der Mann langte in die Hosentasche und zog eine Rolle schmieriger Banknoten hervor. »Denke, damit kann ich die Hälfte von dem Nest hier in bar kaufen, wenn ich Lust dazu hätte!«

»Übertreiben Sie mal nicht, Stranger!« Der Sheriff lachte, und sein Gesicht wurde freundlicher. »Aber nichts für ungut, habe manchmal Ärger genug mit durchreisenden Tramps. Warum kaufen Sie sich denn nicht anständiges Zeug, wenn Sie Geld genug haben?«, fragte er und fügte noch hinzu: »Und Ihr Gaul lahmt auch, dass es einen erbarmen kann.«

»Verlor unterwegs ein Eisen. Will ja deswegen den Gaul im Town beschlagen lassen. Soll hier einen Hufschmied geben, wie man mir sagte.«

»Gibt's, und wenn Hal Larsen nicht gerade besoffen ist, wird Ihr Pferd zu neuen Schuhen kommen.«

»Na, dann werde ich machen, dass ich zu der von Ihnen empfohlenen Wirtschaft komme, Sheriff. Während mein Gaul in Reparatur ist, werde ich in dem anständigen Bett, von dem Sie sprachen, bis zum Nachmittag an der Matratze horchen.« Der Reiter lachte, als hätte er einen besonderen Witz gemacht. »Hoffentlich sind keine Wanzen in der Bude?«

»Wenn Sie keine hineintragen, no!«, erwiderte Starpenter trocken. Der Mann gefiel ihm trotz des Geldes und seiner devoten Art wenig. »Wir sehen uns ja dann am Nachmittag«, fasste er sich jetzt kurz und ging mit einem nur angedeuteten Nicken weiter.

Der andere munterte den mit hängendem Kopf schlafenden Gaul auf und ritt weiter in den Ort hinein.

Nur wenige Meilen von Old Bumpos Homes‍tead entfernt hielten um dieselbe Zeit zwei Reiter auf einer Kreuzung. Der eine, ein hagerer, langer Gent mit auffällig geröteter Nase, beugte sich am Hals seines Gaules vornüber und prüfte sorgfältig den Boden.

Sein Begleiter, der seine etwas füllige, breite Figur einem Gaul von beachtlicher Größe anvertraut hatte, sah der Tätigkeit des Langen gelassen zu.

»Rechts geht die Straße nach Old Bumpos Homes‍tead, und der Bursche ist sie geritten«, stellte Sergeant Patterson endlich fest.

»Wohin sollte er denn auch sonst geritten sein?«, erwiderte sein dicker Kollege Ben Closter und gähnte.

»Wenn du bloß nicht so pomadig wärest, Ben«, schimpfte der andere aufgebracht. »Er hätte ja auch nach links abbiegen können.«

»Eben nicht! Seit Stunden regst du dich schon darüber auf, dass Harry Bender nicht nur ein Bandit, sondern auch ein Pferdeschinder ist. Seit sein Pferd gestern Abend das Eisen verlor, ist er in der Nacht nur im Schritt weiter gekommen, sonst hätten wir ihn nicht so bald eingeholt. Der frischen Spur nach zu urteilen, war es jedenfalls schon hell, als er hier vorbeikam. Es blieb ihm also nur der Weg in das Kaff, weil es dort einen Hufschmied geben wird.«

»Wird dann den Gaul nicht mehr zum Weiterreiten brauchen.«

»Wird er auch nicht«, bestätigte Ben Closter. »Obwohl ...« Er brach ab.

»Was heißt hier ,obwohl'? Zweifelst du etwa, dass wir den Burschen stellen werden?«, schnaubte der Lange.

»Es wäre doch interessant zu wissen, wohin der Kerl eigentlich in diesem Land, in dem sich die Füchse gute Nacht sagen, wollte! Harry Bender stammt aus der Burg in Chicago. Solche Burschen verkriechen sich doch sonst lieber in ihren Verbrecherhöhlen in den großen Oststädten.«

»Der aber nicht! Sei zufrieden, dass wir seine Spur schnell gefunden haben, nachdem er in Sweetwater gesehen wurde. Heute nehmen wir ihn hopp, und der Fall ist erledigt.«

»Und doch finde ich es sonderbar.« Der Dicke blieb beharrlich.

»Wenn wir ihn haben, werden wir ihn fragen, damit deine Neugierde endlich zufriedengestellt wird, Kleiner.« Snuffy Patterson grinste und setzte seinen Wallach in Bewegung.

Als die Sergeanten schließlich in Old Bumpos Homes‍tead einritten, war es Mittag geworden. Und mittags pflegten die guten Bürger nach dem Grundsatz zu handeln: »Nach dem Essen sollst du ruhen.« Daher war die Main Street so leergefegt wie bei Sonnenaufgang. Nur ein paar streunende Hunde drückten sich im Schatten der Häuser entlang.

Vor »Old Bumpos Inn« schwangen sie sich aus den Sätteln und banden ihre Pferde an die Stange. Dann drückten sie sich durch die Pendeltür.

Der Gastraum, der nur, durch das Oberteil der Tür und von zwei kleinen Fenstern her Licht bekam, war dämmrig-kühl. Zu sehen war niemand. Erst als Patterson mehrmals »Hallo, Wirtschaft!« gerufen hatte, öffnete sich knarrend eine Tür neben der Theke.

»Ein Leben heute bei mir wie in einem Großstadthotel«, meinte der Keeper grinsend. »Willkommen in ›Old Bumpos Inn‹! Bin der Wirt und heiße Morton Cox. Gute Freunde sagen einfach Mort zu mir.« Während dieser Worte hatte er flink hinter seiner Theke hantiert und drei Gläser gefüllt, wovon er zwei seinen Gästen zuschob. »Zum Willkommen auf Kosten des Hauses!«, sagte er und hob sein Glas.

»Das ist doch noch gute Old Texas-Sitte«, versetzte Patterson gerührt, nachdem sie getrunken hatten. »Lass noch mal die Luft aus den Gläsern, Mort. Bin Snuffy und mein Freund hier heißt Ben!«

»Okay, also Snuffy und Ben. Was kann ich sonst noch für euch tun?« Der Mann füllte die Gläser, während er sie von der Seite unter die Lupe nahm.

»Zwei anständige Steaks zum Beispiel, aber von der ganz großen Sorte«, erklärte Ben schmunzelnd.

»Steak ist leider ausverkauft, aber Eier mit Speck gibt es noch jede Menge«, erwiderte der Keeper.

»Na, dann eben das!« Snuffy war einverstanden. »Dachte eigentlich, hier einen Bekannten zu treffen«, fügte er nebenbei hinzu.

»Einen Bekannten?« Der Keeper sah ihn überrascht an; für einen Augenblick stand so etwas wie Misstrauen in seinen Augen. »Seit Tagen ist kein Stranger mehr vorbeigekommen«, fuhr er fort. »Habe nur heute in der Frühe ein Zimmer vermietet. Pferd beim Schmied. Mann pennt. Kann nicht zu euch gehören«, fügte er noch im Telegramm-Stil hinzu.

»Wieso?«, fragte Ben Closter.

»Hab das so im Gefühl!« Morton Cox war plötzlich wortkarg geworden. »Will jetzt in die Küche. Könnt es euch dort am Tisch bequem machen, Boys.«

»Noch etwas, Mort. Können wir ein Zimmer bei dir haben?«

»Drei, wenn ihr wollt. Wenn ihr zusammen wohnen wollt, nehmt ihr Nummer 1. Da sind zwei Betten drin.«

»Wir werden es uns ansehen und gleich die Packtaschen nach oben bringen.«

»Tut das, Boys. Den Stall für die Gäule werdet ihr ja selbst finden. Ich werde inzwischen ...«

»Welches Zimmer hat denn der Gast, der heute früh kam?«, warf Ben Closter ein. »Möchten ihn nicht gern im Schlaf stören«, fügte er zur Erklärung hinzu, als ihn der Keeper verwundert ansah.

»Ach so. Nummer 4. Genau gegenüber von der 1. War sehr müde, der Mann. Wird wohl so bald nicht aufwachen.« Damit verschwand Cox nach hinten.

»Wollen wir?«, fragte Ben den Freund, als sie allein waren.

»Klar! Umso besser schmeckt uns hinterher das Essen.«

Durch eine Seitentür kamen sie in die Diele, von der eine steile Stiege in den oberen Bereich führte. Vorsichtig jedes Geräusch vermeidend, kletterten sie die Stufen hoch. Der Flur war lang, aber schmal, und auf jeder Seite gingen vier Türen von ihm ab. Die ersten zwei waren durch aufgemalte Zahlen als Gästezimmer kenntlich gemacht, die anderen mochten für den Privatgebrauch des Gastwirts bestimmt sein.

»Hier ist Nummer 4!« Patterson legte schnell sein Ohr an die Brettertür und lauschte. Dann nickte er. »Schläft auch ohne ein gutes Gewissen wie ein Murmeltier«, flüsterte er.

»Wie wollen wir's machen?«, raunte Ben Closter zurück. »Wollen wir anklopfen?«

»No. Hast doch gehört, dass der Kerl 'ne Smith & Wesson im Achselhalfter trägt und vermutlich noch 'nen Deringer dazu. Wäre schade, wenn wir dem Henker die Arbeit abnehmen müssten, denn Harry Bender wird sofort um sich knallen.« Prüfend fuhr er mit der Hand über das Türholz und betrachtete kritisch das primitive Schloss. »Wir brechen einfach ein!«

»Na, denn mal drauf!« Ben warf sich mit der ganzen Wucht seines massigen Körpers gegen die Bretter, während der Lange mit dem Fuß nachhalf. Die Tür krachte, aus Schloss und Angeln gerissen, in den Raum.

Schon waren die beiden Sergeanten im Zimmer. Der eine sprang nach links, der andere nahm die rechte Seite.

»Komm hoch, Harry!« Patterson hielt liebenswürdig lächelnd seinen Colt auf den Mann im Bett gerichtet, der ihn wie das siebente Weltwunder anstarrte.

»Nimm die Pfoten hoch, mein Junge! Aber keine falsche Bewegung!«, ergänzte Ben Closter.

»Wer seid ihr denn, und was wollt ihr von mir?«, knurrte Bender ungehalten. Er kniff seine Augen lauernd zusammen, rutschte aber mit erhobenen Armen aus dem Bett. Die Sergeanten sahen, dass er angezogen war.

»Special Police, Harry! Hast nichts mehr zu bestellen. Gib schon auf!«, erklärte der Lange.

»Das werden wir ja sehen ...« Im selben Augenblick sprang der Mann auch schon Ben Closter an. Dieser hätte ihn noch leicht mit einer Kugel abfangen können, aber es widerstrebte ihm, einen Menschen, wenn er auch ein vielfacher Raubmörder war, wie ein wildes Tier einfach abzuknallen. Also ließ er seinen Colt fallen, stieß ihn blitzschnell mit dem Fuß zu dem Freund hinüber und duckte sich unter dem Faustschlag des Gegners weg.

Seine Rechte dagegen traf die Magengrube Benders. Der schrie auf, schoss aber gleichzeitig seine Rechte gegen die Kinnspitze des Angreifers. Hätte dieser Schlag voll getroffen, wäre es mit dem dicken Sergeanten aus gewesen. So aber sah er für einen Moment zwar feurige Kreise und Sterne, dann war er wieder da und konnte den nachfolgenden Schlag abblocken.

Jetzt war Ben richtig in Fahrt gekommen. Wenn der andere auch bedeutend größer war und aus Verzweiflung mit unheimlicher Energie angriff – gegen die überlegene Kampfweise des Ghostsergeanten kam er nicht an, sodass ihn dessen Faustschläge langsam, aber sicher zermürbten.

Eine Sekunde stand Harry Bender noch regungslos da, und seine Augen in dem brutal verzerrten Gesicht verloren ihren tückischen Glanz. Dann wurde der Blick gläsern, und mit einem dumpfen Krach stürzte der Bandit zu Boden.

»Was, zum Teufel, ist denn hier los?« Der kleine Gastwirt stand jetzt plötzlich auf der Türschwelle, hielt einen uralten Colt mit verlängertem, sechskantigem Lauf in der Rechten und starrte verblüfft auf den reglosen Mann am Boden.

»Wir sind von der Special, Mort. Dieser Kerl hier ist ein vielfacher Mörder. Es tut mir leid, dass wir deine hübsche Tür demolieren mussten, aber immer noch besser, als wenn deine Möbel Einschusslöcher bekommen hätten.« Patterson grinste den empörten Gastwirt vergnügt an.

»Kannst die Reparaturrechnung über den Sheriff einschicken, Mort. Wird bezahlt von Amts wegen«, meinte Ben Closter, missmutig seine arg zerschundenen Knöchel betrachtend. »Aber steck vor allem deine vorsintflutliche Kanone weg. Wenn das Ding losgeht, stürzt dein Laden wie ein Kartenhaus zusammen!«

»Also Ranger seid ihr? Wusste doch gleich, dass mit euch was nicht stimmt. Und dass mit dem da ebenfalls nichts stimmt, wusste ich auch sofort«, fuhr der Keeper mit einem bezeichnenden Blick auf den Bewusstlosen fort. »Dass der ein Gauner ist, fühlt doch ein Blinder mit dem Krückstock. Was hat er denn ausgefressen, Boys?«

»Bandenverbrechen und Raubmorde«, erwiderte Patterson kurz und bündig.

Der Keeper pfiff durch die Zähne. »Haben wir alles der ›Texas Südwest Railroad‹ zu verdanken. Seit die neue Linie gebaut ist, taucht hier alles mögliche Gesindel auf. Erst waren es die Arbeiter, die zu uns kamen, um zu randalieren, und jetzt sind wir schon so weit, dass sich sogar Raubmörder hier herumtreiben.« Cox schnaubte verächtlich durch die Nase. »Na ja, ich hab's ja immer gesagt ... das sind die Segnungen der Zivilisation!«

»Das musst du mir mal näher erklären, Mort«, meinte der lange Sergeant verwundert.

»Später, Snuffy, später«, mahnte Ben Closter. »Ich möchte keine angebrannten Speckeier essen!«

»Himmel ... ja, das Essen!«, fuhr der Gastwirt auf. »Bringt den Kerl schnell zum Sheriff rüber, aber beeilt euch, Boys! Das Essen ist gleich fertig.« Damit verschwand er.

Harry Bender schlug die Augen auf und starrte die beiden Sergeanten verwundert an. Dann kam ihm die Erinnerung wieder, und er knirschte mit den Zähnen. Ohne noch eine Abwehrbewegung zu machen, ließ er sich die Handschellen anlegen. Er richtete sich mit Unterstützung des Langen stöhnend auf.

»Bin schon mit anderen fertig geworden als mit zwei lumpigen Cops«, zischte er dann böse. »Habt nur Schwein gehabt, dass ich so übermüdet war; hätte euch sonst sämtliche Federn gerupft, noch bevor ihr bis zehn hättet zählen können. Ist aber noch nicht aller Tage Abend!«

»Quatsch nicht – komm!«, brummte der lange Sergeant wenig beeindruckt.

»Du hältst uns nur unnötig auf«, erklärte der Dicke drängend.

Den Gefesselten in der Mitte, kletterten sie die steile Treppe hinunter. Bender schien Schmerzen zu haben, denn er ächzte und stöhnte. Vor dem Haus blieb er plötzlich stehen.

»Könnt mir wenigstens einen Gefallen tun, Cops. Sagt dem Hufschmied dieses Läusenests Bescheid. Er soll kommen und sich von meinem beim Sheriff hinterlegten Geld den Betrag für den Hufbeschlag holen. Er kann den Gaul vorläufig in Pension nehmen, bis ich ihn mir wieder abhole. Sagt ihm das, ja?«

»Nerven hast du vielleicht, Kerl.« Patterson grinste. »Werde dem Hufschmied ausrichten, dass er den Gaul behalten kann, bis über deine Hinterlassenschaft entschieden ist. Wenn du solchen Wert darauf legst, gut.«

Als die drei das Office betraten, fuhr der Sheriff aus seinem Ohrenstuhl, auf dem er ein Nickerchen gehalten hatte, blitzschnell hoch. Seine Rechte fuhr zum Kolben, dann erst erkannte er den gefesselten Bender.

»Special Police, Sheriff!«, sagte Snuffy und warf seinen Ausweis auf den Tisch.

Buggy Starpenter studierte ihn sehr sorgfältig.

»All right, Sergeant«, sagte er dann. »Was kann ich für Sie tun?«

»Versorgen Sie diesen Mann hier, Sheriff. Harry Bender, rechtskräftig verurteilt wegen Bandenverbrechens und dreier Raubmorde. Ausgebrochen aus dem Zuchthaus in Davenport mit dem Lebenslänglichen Mark Leading, wobei ein Wärter getötet und zwei schwer verletzt wurden. Nähere Angaben finden Sie im letzten Fahndungsblatt.«

»Wenn ich das schon hätte«, brummte der Sheriff. »Kommt bei uns immer mit zwei Wochen Verspätung an.« Er langte einen Schlüsselbund vom Wandhaken. »Komm mit, du schräger Vogel!«, knurrte er den Gefangenen an. »Kannst dir die beste Zelle im Jail aussuchen, denn es gibt nur diese eine.« Damit schob er den Mann vor sich her aus der Tür.

»Recht ländlich hier.« Ben Closter grinste. »Wenn sich der Knabe nur beeilt, sonst werden die Speckeierkuchen tatsächlich noch kalt.«

Seine Besorgnis war unbegründet, der Sheriff kam schnell zurück. Er gab die Handschellen dem Langen.

»Nehme an, Sie wollen die Armbänder wieder mitnehmen, Sergeant«, meinte er lachend.

»Sie hätten ihn lieber in den Dingern schlafen lassen sollen«, versetzte Patterson kopfschüttelnd. »Harry ist ein verdammt gefährlicher Bursche!«

»Es ist gegen die Vorschrift, jemanden mit gefesselten Händen einzubuchten. Aber keine Sorge, ich habe mir da noch 'ne Privatsicherung einbauen lassen. Die lange Stahlkette ist in der Wand eingemauert, und das Schloss am Fuß bringt keiner auf. Hat mir der Schmied beschafft.«