Tom Prox 133 - Alex Robby - E-Book

Tom Prox 133 E-Book

Alex Robby

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Beschreibung

Seit dem Tod des steinreichen Ranchers Bumpo Swanson kommt es im Bezirk von Sheriff Huckleberry Carpenter immer öfter zu unerklärlichen Ereignissen. Wertvolle Zuchtstiereverschwinden spurlos, und es kommt aus heiterem Himmel zu Schießereien. Als dann noch gleich dreimal aus dem Hinterhalt auf Carpenter geschossen wird, ist der mit seinem Sheriff-Latein am Ende und wendet sich an die Ghost Squad.
Captain Tom Prox, der den Sheriff von einer früheren Zusammenarbeit her als tüchtigen Mann in Erinnerung hat, lässt sich nicht zweimal bitten. Kaum aber haben Prox und sein Sergeant Snuffy Patterson die Ermittlungen aufgenommen, kommt es zu weiteren hinterhältigen Mordanschlägen. Die richten sich gegen die Nichte des verstorbenen Ranchers: Als Gloria Swanson ihre Erbschaft antreten will, gerät sie buchstäblich in ein tödliches Kreuzfeuer ...


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Inhalt

Cover

Der Sheriff mit dem Totenkopf

Vorschau

Impressum

Der Sheriffmit dem Totenkopf

Seit dem Tod des steinreichen Ranchers Bumpo Swanson kommt es im Bezirk von Sheriff Huckleberry Carpenter immer öfter zu unerklärlichen Ereignissen. Wertvolle Zuchtstiere verschwinden spurlos, und es kommt aus heiterem Himmel zu Schießereien. Als dann noch gleich dreimal aus dem Hinterhalt auf Carpenter geschossen wird, ist der mit seinem Sheriff-Latein am Ende und wendet sich an die Ghost Squad.

Captain Tom Prox, der den Sheriff von einer früheren Zusammenarbeit her als tüchtigen Mann in Erinnerung hat, lässt sich nicht zweimal bitten. Kaum aber haben Prox und sein Sergeant Snuffy Patterson die Ermittlungen aufgenommen, kommt es zu weiteren hinterhältigen Mordanschlägen. Die richten sich gegen die Nichte des verstorbenen Ranchers: Als Gloria Swanson ihre Erbschaft antreten will, gerät sie buchstäblich in ein tödliches Kreuzfeuer ...

Dicke schwarze Qualmwolken aus dem hohen Schlot mit dem breiten Funkenfänger in die klare Morgenluft ausstoßend, schlingerte und rasselte die Maschine über die verrosteten Schienen, die unter dem Gewicht leise vibrierten. Heißer Wasserdampf entwich an mehreren Stellen den Ventilen und legte einen milchig weißen Nebel um die vorsintflutlich anmutende Lokomotive, die sich mit ächzendem Fauchen die lange Steigung durch den Hochwald in das raue Felsengebirge emporquälte.

Das Metallschild mit der großspurigen Aufschrift: RASENDER BULLE – San Angelo – Bloodbeech Village Express, welches quer vor dem Dampfkesselgehäuse angebracht war, schien genauso ein schlechter Scherz zu sein wie der ganze Zug, der einzige übrigens, der überhaupt auf diesem einsamen Schienenstrang der Nebenstrecke der Texas-Nordsüdbahn rollte.

Er bestand nur aus der Lok, dem Kohlentender und einem einzigen Waggon, der Personen-‍, Gepäck- und Postwagen zugleich war. Nur gelegentlich rumpelten noch ein paar Loren mit Langholz oder Viehwagen mit brüllenden Rindern hinter dem Personenwagen her, der, ebenso wie die Lokomotive, wohl die hellste Begeisterung eines jeden Verkehrsmuseums-Direktors hervorgerufen hätte, hätte er diese seltsamen Vehikel in seiner Abteilung »Anfänge des Eisenbahnwesens in den USA« aufstellen dürfen.

Die Besatzung des Express bestand aus drei Männern: dem vollbärtigen Lokführer Bill Munster, dem schwarzen Heizer Abraham Alabama und dem Zugschaffner Sam Potter, den jeder im Lande zwischen San Angelo und Bloodbeech Village wegen seiner immer bitteren Miene nur »Sauertopf-Sam« nannte – was ihn nur noch mürrischer machte.

An diesem Sommermorgen stand Bill Munster, steif wie ein Stock, auf der stark rüttelnden Maschine und blickte angestrengt durch die verkratzte Scheibe seines Führerhauses auf die Gleisstrecke. Seine schwielige Faust hielt den Dampfhebel so fest umklammert, als mache sein »Rasender Bulle« statt acht Meilen in der Stunde an die achtzig.

Obwohl dem Mann der Schweiß vom Körper rann, trug er doch eine dicke, gesteppte Jacke, und um den hageren Hals hatte er sich ein mit dem Sternenbanner bedrucktes Tuch geschlungen. Zu allem Überfluss thronte dazu auf seinem grauen Schädel auch noch eine buntkarierte Mütze mit einem breiten Lederschirm.

Auch der schwarze Heizer hatte zur Feier des Tages ein grellbuntes Hemd gewählt und trug dazu ein kunstvoll geknotetes, knallrotes Halstuch. Eine Schirmmütze von derselben Art, wie sie der Lokomotivführer trag, saß ihm verwegen auf dem schwarzen Kraushaar.

Und diese seltsame Kleidung trugen die beiden, obwohl es draußen gut und gern an die achtzig Grad Fahrenheit war, sodass die Hitze vor dem Feuerungsloch auf dem Führerstand wohl mehr als hundert Grad Fahrenheit betragen musste.

»Nix halten mehr aus das, Master«, gurgelte der Heizer plötzlich verzweifelt mit seiner gutturalen Stimme und riss sich das durchnässte Halstuch ab. »Ich glauben, sie es in Hölle nicht können heißer machen.«

»Du verflixter Kerl, kannst du denn das bisschen Wärme nicht mal vertragen«, brüllte Bill Munster ärgerlich zurück. »Wir fahren heute zum ersten Mal in meinem ganzen Leben einen richtigen Sonderzug, Blacky! Und da schickt es sich auf keinen Fall, halb nackt Dienst zu tun. Aber das wirst du in deiner dir angeborenen Dusseligkeit natürlich nie begreifen, du unkultivierter Mensch!« Er spuckte verächtlich im hohen Bogen auf die Eisenplatten und wischte sich mit einem ölverschmierten Wergballen den in die Augen rinnenden Schweiß von der Stirn.

»Lok sein ganz egal, was haben gutes Abraham Alabama an für eine Kluft, wenn ich Lok füttern tu«, verteidigte sich der Schwarze und begann sich auch noch seines Hemdes zu entledigen. »Und ich sagen, die Misses, sie sitzen in Salonwagen, also sie nicht sehen Abraham Alabama bei Fütterung.«

»Na, das wäre ja wohl dann auch das Allerletzte, Boy«, erklärte der Lokführer empört. »Eine Lady ... und dich schwarzes Gestell sehen? Aber jetzt mach deinen Job, und gib dem Bullen was zu fressen, Mann, der Dampfdruck lässt schon wieder nach. Ist ein Kreuz, mit so einem faulen Schlingel durch die Gegend rauschen zu müssen.«

»Rasender Bulle gehen noch ganz in Luft, Master. Sie ihm geben Dampf zu viel. Ich das sagen, er platzen bald.« Der Schwarze rollte ängstlich die Augen, sodass das Weiße zu sehen war. »Er gleich brüllen, Master«, schoss er entsetzt hinterher, als die Maschine jetzt lauter zischte.

»Ganz egal, Blacky! Das ist dann eben Schicksal. Können es nicht ändern«, knurrte Bill Munster todesmutig. »Sind wir denn nun ein Sonderzug, oder sind wir es nicht, he? Die Lady hat mehr als gute zweihundertundsiebzig für diese Extrafahrt bezahlt. Dafür kann sie auch etwas verlangen, Mann.« Er blickte auf die runde Tachometerscheibe. »Die Steigung haben wir in diesem Tempo noch nie genommen. Ist ein Rekord. Los, leg was nach! Und wenn uns die Kolben aus den Zylindern herausfliegen sollten.«

»Dann wir werden eben fliegen beide mit, gutes Abraham in Himmel, Master in tiefe Hölle.« Der Schwarze grinste plötzlich äußerst vergnügt. Er griff zur Kohlenschaufel und schlug mit dem Stiel den Eisenriegel der Feuerungstür hoch. Die Klappe am Kessel schlug zurück, und eine feurige Lohe flammte züngelnd in den Führerstand hinein.

Abraham Alabama warf gleichmütig Schaufel um Schaufel von der aus dem Tender nachrutschenden Kohle in die rote Glut. Dicke Qualmwolken wirbelten aus der Esse, und das dumpfe Brausen im Kessel schwoll weiter an.

»Ich habe so den Eindruck, als wären die Männer da vorne auf der Lokomotive jetzt selig entschlafen, Mr. Listerday«, meinte um dieselbe Zeit im Salonwagen die Lady, über die sich die beiden Männer auf der Maschine unterhalten hatten. Sie legte das Buch, in dem sie gelesen hatte, gelangweilt neben sich auf den plüschbezogenen Polstersitz. Missmutig blickte sie zum Fenster hinaus auf die nur langsam weiterwandernden Baumstämme des tiefen Gebirgswaldes.

»... und das wären demnach etwa achtzehntausend Stück mal einhundertfünfzig bis zweihundert Dollar«, murmelte der Mann ihr gegenüber. »Käme noch zu den ... ähm ... was meinten Sie soeben, Miss Swanson?« Er hob, wie aus einem Traum erwachend, den Kopf.

»Was meinten Sie soeben?«, ahmte sie spöttisch seinen Tonfall nach. »Was sind Sie doch für ein langweiliger Mensch, Mr. Listerday.« Sie schüttelte ärgerlich den Kopf. »Statt mich etwas zu unterhalten, damit die Zeit schneller herumgeht, rechnen und rechnen Sie, als hinge davon die Seligkeit der Welt ab.«

»Rechnen gehört nun mal zu meinen Lebensaufgaben, Miss Swanson. Ich bin, soviel ich weiß, von Ihnen nicht als Gesellschaftsdame, sondern als Privatsekretär engagiert worden.« Marvin Listerday sah sie mit vorwurfsvollen Augen an. Hervorquellende Augen, die sie immer wieder an die eines beleidigten Schellfisches erinnerten und die das keineswegs unschöne, aber etwas weichliche Gesicht des noch jungen Mannes beherrschten.

Während sich der Privatsekretär wieder in die langen Zahlenkolonnen vertiefte, die er in seinem Notizbuch festgehalten hatte, stieß Gloria Swanson nur ein verächtliches »Sie Holzklotz« hervor. Ihre vollen Lippen schürzten sich ärgerlich. Und sogar ihre kecke Stupsnase, die ihrem hübschen, ebenmäßigen Gesicht etwas von Übermut und Abenteuerlust gaben, schien diese Verachtung auszudrücken. Sie pustete eine widerspenstige Locke ihres hellblonden Haares aus dem Gesicht und beschloss, diesen »Holzklotz« überhaupt nicht mehr zu beachten.

Seitdem sie vor drei Jahren, damals noch nicht einmal neunzehn Jahre alt, nach dem plötzlichen Tode ihres Vaters, zur alleinigen Besitzerin der Swanson-Werke und damit zur ungekrönten Margarine-Königin der Staaten geworden war, war Mr. Listerday nun schon ihr ständiger Begleiter.

Stephands & Stephands, die langjährigen Anwälte ihres Vaters, hatten diesen Privatsekretär für sie ausgesucht und für unerlässlich gehalten. Auf sie machte dieser junge Mann den Eindruck einer lebenden Rechenmaschine, denn außer Zahlen schien alles andere bedeutungslos für ihn zu sein. Sie seufzte auf.

Für Marvin Listerday schien dies Mahnung genug, sie etwas aufzumuntern.

»Ich habe soeben errechnet, dass allein die etwa achtzehntausend Rinder starke Herde der Good-Hope-Ranch einen Wert von über zwei Millionen Dollar repräsentiert, Miss Swanson« meinte er eifrig. »Und wenn man dann noch ...«

»Behalten Sie Ihre Rechenkunststücke für sich«, wehrte sie halb lachend, halb ärgerlich ab. »Es ist mir höchst gleichgültig, was für einen Wert die Ranch hat.«

»Das sollte es Ihnen aber auf keinen Fall sein, Miss Swanson«, empörte er sich mit rot angelaufenem Kopf. »Schließlich müssen Sie doch genau wissen, wie diese riesige Ranch kapital- und ertragsmäßig steht.«

»Aber warum denn? Was habe ich davon? Für mich liegt der Wert der Ranch lediglich darin, dass mein guter Onkel sie mir hinterlassen hat Mr. Listerday. Auch mein Dad stammt von dort. Er hat mir oft von ihr erzählt. Ich selbst war leider nur als Kind zweimal dort. Oh, wie habe ich damals die unzähligen Rinder und Pferde bewundert! Und die Männer mit ihren breiten Hüten auf den verwegenen Gesichtern, mit den schweren Colts in den Gürteln und den Lassos an den Sätteln ihrer feurigen Mustangs waren Helden für mich. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass das nun meine Heimat werden soll.«

»Sie denken doch wohl nicht im Ernst daran, längere Zeit in diesem ... hm ... hinterwäldlerischen Land zu bleiben«, meinte Listerday, und seine Schellfischaugen schienen noch stärker hervorzutreten.

»Aber sicher werde ich das, zumal es ja auch Onkel Bumpo in seinem Vermächtnis wünscht«, erwiderte sie, stand auf und reckte sich. »Und er hat recht. Ich habe damit endlich eine Aufgabe. Menschen und Tiere betreuen ... ich stelle mir das wundervoll vor! Und mit der langweiligen Bahn hier muss es selbstverständlich auch sofort anders werden. Onkel Bumpo gehörte doch zu den Aktionären. Wie viele Anteile haben wir daran?«

»Wertmäßig konnte ich es noch nicht feststellen. Ich befürchte, dass überhaupt kein realer Wert in dieser verrosteten Bahn steckt. Aber Sie besitzen mit dreiundsechzig Prozent die absolute Majorität, Miss Swanson. Dazu kommen dann noch achtundzwanzig Prozent Anteile an der Hauptlinie, der Texas-Nordsüd-Bahn.«

»Na also! Dann werde ich dafür sorgen, dass vor allem erst einmal die Schienen erneuert und die Wagen verbessert werden. Man fährt ja hier wie auf hoher See ...« Sie hielt sich lachend an der Leiste des breiten Fensters fest, da der Wagen jetzt stärker rüttelte und sich bedenklich zu neigen begann. »Und diese alte, komische Lokomotive muss, ihrem stark asthmatischen Keuchen nach zu urteilen, ganz bestimmt schon mehrere hundert Jahre alt sein.«

»Mehrere hundert Jahre auf keinen Fall, Miss Swanson«, entgegnete Listerday kopfschüttelnd. »Die erste Dampfeisenbahn wurde von einem gewissen George Stephenson im Jahre 1821 in England gebaut.«

Gloria Swanson stutzte und sah ihren gelehrten Privatsekretär einen Augenblick verwundert an, dann brach sie in ein vergnügtes Lachen aus.

»Herzlichen Dank für das Füllen meiner Bildungslücke, Sir«, meinte sie dann spöttisch. »Es ist doch wundervoll, dass es so etwas wie Sie gibt!«

»Es wäre nur dann gut, wenn Sie mich ›wundervollen‹ Menschen, wie Sie mich zu nennen belieben, auch zu Worte kommen lassen wollten«, erklärte er, ohne eine Miene zu verziehen. »Die ganze Fahrt hierher ist ...«

»... ein sträflicher Leichtsinn, ich weiß«, fiel sie ihm ins Wort. »Fangen Sie schon wieder damit an?«

»Jawohl, das tue ich. Als Ihr Sekretär ist es meine Pflicht, das zu tun. Der Drohbrief, den Sie bekamen, hätte Sie auf jeden Fall veranlassen sollen ...«

»... zu kneifen, wollten Sie doch sagen?«, ergänzte sie spöttisch, da er das richtige Wort nicht gleich zu finden schien. »Kein Mitglied der Familie Swanson hat sich je erpressen lassen ...«

»Man droht aber ...«

»Ja, man droht! Wenn ich noch an die zahlreichen Briefe denke, die ich nach dem Tode meines Vaters erhielt ... damals war es genauso. Man verlangte Geld mit mehr oder weniger offenen Drohungen, Dads angeblich finstere Geschäften, wie Steuerhinterziehungen und ähnliche Dingen zu enthüllen. Und die Krönung war, dass man drohte, mich umzubringen«, ereiferte sie sich. »Und was habe ich getan? Ich habe die Wische in den Papierkorb geworfen! Und die drei Gangster, die mich dann kidnappen wollten, die atmen für längere Zeit gesiebte Luft, wie der nette Police-Officer das so hübsch ausdrückte.« Sie lachte.

»Das war etwas anderes, Miss Swanson. Sie hatten damals immerhin eine Schutzwache und ...«

»Pah! Die wollte ich gar nicht und hätte sie auch nicht benötigt«, warf sie verächtlich ein.

»Sie saßen damals in New York in Ihrem Haus, wo so leicht nichts passieren konnte. Aber hier, im Wilden Westen, da sieht es etwas anders aus.«

»Machen Sie sich doch nicht lächerlich, Mr. Listerday! Texas ist ein Staat so gut wie jeder andere in Gottes eigenem Land.«

»Aber die Drohung war ernst. Das geht schon daraus hervor, dass man kein Geld von Ihnen verlangte, sondern Sie nur warnte, zu kommen. Und nach der letzten Mitteilung des Verwalters sollen ja tatsächlich recht sonderbare Dinge bei den Herden geschehen sein.«

»Ich werde den Mann ja selbst anhören«, versetzte sie kurz. »Er soll ein altes Faktotum meines Onkels sein, dieser Vormann Mark Forster.«

Das Gespräch wurde durch den Schaffner unterbrochen, der sich mit seinem sauertöpfischen Gesicht durch die Schiebetür des Waggons drückte.

»Sagen Sie bitte, es sollen doch von San Angelo bis nach Bloodbeech Village vierundsechzig und eine halbe Meile sein, hörte ich«, wandte sich Listerday an ihn. »Ich habe mir ausgerechnet, dass wir demnach bei diesem Tempo, das ich auf höchstens fünf Meilen in der Stunde schätze, genau zwölf Stunden und achtundvierzig Minuten benötigen werden. Es ist doch unerhört, dass man uns da nicht empfohlen hat, einen Schlafwagen zu nehmen!«

Sam Potters Gesicht legte sich in noch missmutigere Falten. Zunächst schien er entschlossen, auf eine solch dumme Frage gar nichts zu erwidern. Dann fiel ihm aber ein, dass er immerhin Leute vor sich hatte, die in der Lage waren, einen ganzen Zug einschließlich Personal zu mieten.

»Diese Schienen und Schwellen vertragen das Gewicht eines Schlafwagens nicht, Sir«, quetschte er mürrisch heraus. »Und mit der Fahrzeit sind Sie im Irrtum. Wir machen nur die lange Steigung etwas langsamer, wenn auch heute immerhin ...« Er unterbrach sich und warf einen Blick aus dem Fenster auf die vorbeigleitende Landschaft. »Bill mutet unserem Express verdammt viel zu! Wir sind noch nie so schnell den Berg emporgerauscht. Vom Grat aus geht es dann zum Grasland hinunter schneller. Da schaffen wir an die zwanzig Meilen und mehr. Ich habe dann auf der Plattform mit der Bremse alle Hände voll zu tun.« Er machte ein so grimmiges Gesicht, als wäre das eine geradezu todesmutige Leistung.

»Aha! Und wie lange werden wir nun noch bis nach Bloodbeech Village brauchen?«

»So genau kann man das natürlich nicht sagen. Unten im Weideland stehen manchmal Kühe auf dem Gleis; diese verdammten Cowboys passen ja nicht auf oder machen sich auch einen Witz daraus«, erklärte Potter.

»Wir haben es schon mal von San Angelo bis Bloodbeech Village in knapp sieben Stunden geschafft. Hatten da aber guten Rückenwind. Ich schätze, heute sind wir noch schneller, Sir.« Plötzlich fiel ihm auf, dass er heute bereits mehr von sich gegeben hatte als das sonst in einer ganzen Woche der Fall war. Er knurrte daher nur noch ein »Werden gleich den Gipfel erreichen. Bill nimmt dort Wasser auf« und verschwand zur hinteren, breiten Plattform des Waggons.

»Ein Eisenbahnzug, der Rückenwind braucht?« Gloria Swanson amüsierte sich.

»Sieben Stunden für vierundsechzig und eine halbe Meile, es ist eine Schande!«, murrte Mr. Listerday.