Tom Prox 135 - Alex Robby - E-Book

Tom Prox 135 E-Book

Alex Robby

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Beschreibung

Obwohl man längst in modernen Zeiten lebt, ist der Aberglaube in manch entlegenem Winkel des Wilden Westens noch immer weit verbreitet, weiß auch Tom Prox. So wundert es den Captain kaum, dass er und seine Ghosts es diesmal nicht nur mit einem verbrecherischen Geheimbund, dem Ku-Klux-Klan, zu tun bekommen, sondern dass auch eine geheimnisvolle Alte, die nur "Die Frau vom Berg" genannt wird, bei einem überaus raffinierten Gaunerstück mitmischt.
Wie gnadenlos die Gangster vom Klan dabei vorgehen, erfahren Snuffy Patterson und Ben Closter, als ihr Inkognito-Status, mit dem sie die Verbrecher täuschen wollten, auffliegt. Für die beiden Ghost-Sergeanten geht es nun ums nackte Überleben ...


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Inhalt

Cover

Der Totenvogel ruft

Aus dem Wilden Westen

Vorschau

Impressum

Der Totenvogel ruft 

Von Alex Robby

Obwohl man längst in modernen Zeiten lebt, ist der Aberglaube in manch entlegenem Winkel des Wilden Westens noch immer weit verbreitet, weiß auch Tom Prox. So wundert es den Captain kaum, dass er und seine Ghosts es diesmal nicht nur mit einem verbrecherischen Geheimbund, dem Ku-Klux-Klan, zu tun bekommen, sondern dass auch eine geheimnisvolle Alte, die nur »Die Frau vom Berg« genannt wird, bei einem überaus raffinierten Gaunerstück mitmischt.

Wie gnadenlos die Gangster vom Klan dabei vorgehen, erfahren Snuffy Patterson und Ben Closter, als ihr Inkognito-Status, mit dem sie die Verbrecher täuschen wollten, auffliegt. Für die beiden Ghost-Sergeanten geht es jetzt ums nackte Überleben ...

Der in seinen Lederbändern schaukelnde Wagenkasten der gelb gestrichenen Postkutsche rollte, eine gewaltige Staubwolke hinter sich herziehend, durch die zahlreichen Kehren der Bergstraße. Die Räder rumpelten und stießen in den ausgefahrenen Spuren, die oft so tief waren, dass sich der Wagen bedenklich von einer Seite auf die andere neigte. Die sechs schweißnassen Gäule, die vor dem schwerbeladenen Fahrzeug ihre Beine warfen, behielten ihren langausgreifenden Trab selbst an den leichten Steigungen noch bei. Die Gäule kannten diese Strecke schon, da sie diese zweimal pro Woche entlangtraben mussten.

Der Postfahrer Sammy Hillerton verließ sich völlig auf die Wegkenntnis seiner Vierbeiner und holte den durch den frühen Aufbruch von der Poststation in Pecos unterbrochenen Morgenschlaf nach. Sein Beifahrer Gus Miller war ihm dabei behilflich. Es war an sich ein Wunder, wie sich die beiden Schläfer bei dem Rumpeln und Stoßen des Fahrzeugs überhaupt auf dem Kutschbock halten konnten.

Das plötzliche warnende Wiehern der beiden an der Tete laufenden Gäule schreckte die beiden Träumer auf.

Als Hillerton den dicken Baumstamm erblickte, der die Straße blockierte, griff er blitzschnell zu dem langen Hebel des starken Bremsgestänges und zog ihn mit seinem ganzen Körpergewicht nach hinten. Dann rissen seine schwieligen Hände die Lederzügel hart zurück.

Die beiden Vorspannpaare bäumten sich, an den Trensen zurückgerissen, hoch auf und brachen dann seitlich aus, wobei sie sich mit den Beinen in die Stränge verwickelten. Die Stangenpferde stemmten sich ängstlich schnaubend in das Hintergeschirr. Sie konnten aber ebenso wenig verhindern, dass der Wagen noch ein Stück rutschte und die Wagendeichsel herumgerissen wurde. Die Kutsche kam quer zur Fahrstraße knapp einen Meter vor dem Hindernis zum Stehen.

»Stick' up!«, ertönte eine scharfe Stimme.

Gleichzeitig brachen etwa ein Dutzend Reiter aus dem dichten Unterholz auf beiden Seiten der Straße hervor. Ihre Stetsons saßen ihnen tief im Gesicht, und die untere Gesichtshälfte hatten sie durch vorgebundene Halstücher verdeckt. Nur die blitzenden Augen waren gerade noch zu sehen.

Sam Hillerton war ein erfahrener Mann. Er hatte sofort die Hände von den Zügeln genommen und die Arme gehoben. Gus Miller dagegen zuckte mit der Rechten zum Colt. Erst der Warnschuss eines der Wegelagerer ließ ihn sich eines Besseren besinnen. Er hob gelassen ebenfalls die Hände.

»Wir haben nichts gegen euch, Boys«, rief einer der Maskierten den Männern auf dem Bock zu. Es kam dumpf und grollend. »Haltet euch gefälligst ruhig und macht keinen Unsinn, dann werdet ihr es auch nicht zu bereuen haben.«

»Habt ihr Gauner denn noch immer nicht genug?«, knurrte der Postfahrer unerschrocken. »Das ist nun schon der dritte Überfall in zwei Monaten. Jetzt macht es mir bald verdammt keinen Spaß mehr, hier noch Fahrer zu spielen.«

»Deine Sache!« Der Anführer lachte heiser, dann gab er einige Befehle an seine Leute.

Mehrere Kerle sprangen geschickt aus dem Sattel und direkt auf das hohe Wagendach und lösten die Lederriemen und Stricke der Plane. Dann kramten sie zwischen den Kisten und Koffern und warfen einige davon auf die Straße. Andere waren von ihren Gäulen gerutscht, sammelten die Sachen ein und luden sie auf mehrere Packpferde, die einer von ihnen an den Zügeln herangeführt hatte. Das alles ging mit einer Geschwindigkeit vor sich, die auf Routine schließen ließ.

Während dieser Aktion, während der kein Wort gesprochen wurde, öffnete sich plötzlich die Mitteltür der Postkutsche. Ein langer, hagerer Mann in einem buntkarierten modischen Anzug, dazu mit einer gelben, grün und rot gestreiften Krawatte und gelben Halbschuhen ausstaffiert, steckte seinen Kopf heraus. Er hatte eine leicht rötlich gefärbte, etwas knollige Nase; aus graublauen Augen schielte er missmutig auf die Banditen.

Ohne die ihn verblüfft anstarrenden Männer zu beachten, stakte er die Stufe herunter. Hinter ihm drängte ein kleinerer, behäbiger Fahrgast mit einem gutmütig blickenden Gesicht. Dieser trug sonderbarerweise trotz der brütenden Hitze einen schwarzen Anzug, dazu einen schwarzen Binder und schwarze Lackschuhe. Er sah sehr feierlich aus.

»Dies sind nun sogenannte Postkutschenräuber, von denen man immer in den Magazinen liest, Mr. Closter«, sagte der Hagere im Ton eines Fremdenführers. »Wir haben wirklich Glück, gleich ein so interessantes Erlebnis zu Beginn unseres Urlaubs zu haben. Wir sollten das ordentlich genießen.«

»Sie haben sicher recht, werter Mr. Patterson«, erwiderte der andere. »Aber ich frage mich, ob diese Leute nicht doch etwas Unrechtes tun. Sie nehmen einfach eine Menge Sachen an sich, die ihnen gar nicht gehören. So was darf doch nicht sein!« Er schüttelte missbilligend den Kopf. »Oder sind Sie da anderer Meinung?«

»Sie haben sich aus diesem Grunde ja auch maskiert, Mr. Closter«, versetzte der Hagere in einem Tonfall, als entschuldigte diese Tatsache alles.

»So, Sie meinen also, wenn sich jemand maskiert, darf er das?«, fragte der Dicke nachdenklich. Er war an einen der Banditen herangetreten, der unbeweglich im Sattel saß und mit seinen Colts die beiden auf dem Bock in Schach hielt. »Eine Frage, lieber Herr«, sagte er sanft und sehr höflich. »Sind diese Dinger da – man nennt sie wohl Colts? –, also sind diese Dinger auch geladen? Ich meine, steckt da eine richtige Kugel drin?«

Der Bandit wandte kurz den Kopf und starrte den Kleinen verblüfft an.

»Hast du das gehört, Boss?«, rief er dann dem unweit von ihm haltenden Anführer mit rauem Lachen zu.

»Yeah«, knurrte dieser. »Und wenn wir diesen Fettwanst vor unseren Kugeln tanzen lassen, dann wird er schon merken, dass es damit seine Richtigkeit hat.«

»Du solltest nicht solche Ausdrücke wie ,Fettwanst' gebrauchen, lieber Bruder. Es hört sich hässlich an«, mahnte Mr. Closter sanft. »Und ich möchte ausdrücklich bemerken, dass ich in meinem ganzen Leben noch nie getanzt habe«, fuhr er mit vorwurfsvollem Kopfschütteln fort. »Ich will zwar nicht behaupten, dass Tanzen eine große Sünde ist, aber für einen älteren, würdigen Gentleman, für den ich mich halte, schickt es sich einfach nicht.«

Die umstehenden Strauchritter, die ihm stumm zugehört hatten, brachen in ein hemmungsloses Gelächter aus.

»Und ihr verdammten Greenhorns tut jetzt besser daran, wieder in der Transportkiste zu verschwinden!«, fauchte er die beiden Fahrgäste grob an. »Ihr scheint gar nicht zu merken, dass eure Figuren hier draußen nicht erwünscht sind.«

»Aber gern, Gent. Aber wollen Sie uns denn nicht wenigstens noch vorher die Brieftaschen abnehmen?«, fragte der Hagere mit unschuldiger Miene. »So was ist doch wohl in solchen Fällen üblich, hörte ich.«

Jetzt war es an dem Boss der Postkutschenräuber, die seltsamen Reisenden fassungslos anzustarren. Statt sich aber ihrer dargebotenen Brieftaschen zu bedienen, wandte er sich nur mit einem heiseren Lachen ab. Er schien es aufgegeben zu haben, diese Typen verstehen zu wollen.

Seine Leute hatten inzwischen die auf der Straße herumliegenden Gegenstände aufgesammelt und auf den Packtieren verstaut. Auf einen Pfiff ihres Bosses sprangen sie vom Dach der Postkutsche in die Sättel; auch die anderen saßen auf und der Spuk verschwand so plötzlich, wie er gekommen war. Kurze Zeit war noch das Brechen der Pferde im Unterholz zu hören, dann wurde es still im Hochwald.

»Wurde auch verdammt Zeit. Mir waren schon die Arme lahm«, meinte Hillerton mürrisch und reckte sich. »Was sagst du zu diesen ulkigen Vögeln, Gus?«, fuhr er fort und deutete mit einer Kopfbewegung auf seine beiden Passagiere, die noch immer neben der Kutsche standen und auf die Büsche starrten, in denen die Maskierten verschwunden waren.

»Was soll ich dazu sagen, Sammy? Der Schwarze muss wohl so eine Art Geistlicher sein. Diese frommen Leute haben ja weiß Gott vor nichts Angst, wenigstens tun sie so.«

»Kannst recht haben. Und der andere stammt bestimmt aus dem Osten, wo der am östlichsten ist; das sieht man an seinem gescheckten Gefieder.« Hillerton lachte allein über seinen vermeintlichen Witz, dann kletterte er ächzend vom Kutschbock. »Mach schon, Gus, und hilf mir, die Stränge zu richten. Die Gäule haben sich selbst die Beine so gefesselt, wie es kein Sioux gekonnter hätte tun können.«

Inzwischen hatte sich ein dritter Passagier aus dem Wageninnern geschoben.

»O Gott, o Gott, sind diese Mordbuben endlich fort?«, raunte er seinen Mitreisenden zu. »Was habe ich für eine Angst ausgestanden!« Er wischte sich den perlenden Schweiß von der stattlichen Glatze.

»Sie sollten den Namen des Herrn nicht unnütz im Munde führen, lieber Bruder«, mahnte der Schwarzgewandete salbungsvoll. »Im Übrigen waren es keine Mordbuben, sondern nur einfache Postkutschenräuber, Mr. Samuelson.«

»Als wenn das nicht ein und dasselbe wäre. Warum bin ich nur in dieses schreckliche Land gefahren«, jammerte die Glatze. »Aber konnte ich denn wissen, dass es hier so furchtbar gefährlich zugeht?«

»Aber hören Sie, es ist doch wirklich nichts passiert, Mr. Samuelson«, mischte sich der Hagere in das Gespräch ein. »He, Kutscher, können wir Ihnen vielleicht irgendwie behilflich sein?«, rief er dann Hillerton zu.

»No, Sir. Ich komme schon mit Gus allein zurecht«, gab dieser zurück. »Es war aber eine verdammte Dreistigkeit von Ihnen, den Kerlen auch noch Ihre Brieftaschen anzubieten«, fügte er lachend hinzu.

»Ich habe mich nur gewundert, dass die Gents das Angebot nicht annahmen«, erwiderte der Hagere und trat zu den an den Strängen arbeitenden Männern. »Hätten auch nichts gefunden, denn unsere schönen Dollars hatten wir vorher schon in den Wagenpolstern versteckt.«

»Sie sind gut, Sir!«, lachte Miller. »Wenn die Herrschaften auf Ihren Zaster scharf gewesen wären, würden sie ihn schon aus Ihnen rausgekitzelt haben. Aber den Passagieren tun sie ja in der Regel nichts.«

»Das verstehe ich nicht.«

»Wir auch nicht, aber es ist nun mal so.« Es ist jedes Mal dasselbe. Die Kerle räumen nur immer das Gepäck aus, mitunter auch Postsäcke, aber nur die, welche für die Saddlehorsemen-Ranch bestimmt sind. Ich habe es nun schon ein paarmal erlebt, es ist immer dasselbe Vorgehen.«

»Na, jeder Mensch ist eben anders verrückt, warum sollen es nicht auch die Banditen sein.« Der Hagere grinste und kehrte zu den anderen Passagieren zurück. »Wir sollten uns vielleicht doch noch ein wenig die Beine vertreten, Gents, bevor wir in das verdammte Marterinstrument hier zurückklettern. Der Kutscher hat noch einige Zeit zu tun, bis er seine Gäule wieder in Ordnung hat. Außerdem muss auch noch der Baumstamm beiseite geräumt werden.«

»Was, Sie wollen hier spazieren gehen? Ohne mich, Mister«, wehrte der Glatzköpfige erschrocken ab. »Wissen Sie denn, ob nicht in der Nähe noch welche auf uns lauern?«

»Wissen kann man das natürlich nicht«, meinte der Dicke mit ernster Miene. »Gehen wir beide also allein, Mr. Patterson. Kurz bevor wir diesen unvorhergesehenen Aufenthalt hatten, kamen wir an einer Stelle vorbei, von der man einen wundervollen Ausblick in ein Tal hatte. Ich würde gern noch einmal diese Aussicht genießen.«

»Sie sind eben ein Naturschwärmer, verehrter Mr. Coster. Gut, gehen wir, und laben wir uns an dem Anblick der erhabenen Natur.«

»Was sagst du nun, Snuffy?«, fragte der Sergeant der Ghost Squad seinen Kollegen Ben Coster schmunzelnd, als sie außer Hörweite waren. Wir liegen richtig. Ben. Ist dir nicht auch aufgefallen, wie uns der Boss musterte?«

»Sonderbar war es wohl, wo er doch nicht einmal unsere Brieftaschen plündern wollte. Hast du schon mal von solchen Posträubern gehört?«

»Der Kutscher meinte, dass es die Banditen hauptsächlich auf die für die Saddlehorsemen-Ranch bestimmten Güter abgesehen haben. Das stimmt mit dem überein, was wir bereits aus den Berichten wissen.«

»Aber weshalb, Snuffy? Wer kann ein Interesse daran haben, nur den Saddlehorsemen-Rancher zu schädigen? Das ist doch sonderbar.«

»Schädigen? Es ist eben die Frage bei diesen rätselhaften Vorgängen, ob der Rancher dabei überhaupt geschädigt wird, Ben.«

Ben Closter starrte den Freund verblüfft an und pfiff dann kurz durch die Zähne.

»Du nimmst also an, es könnte auf einen Versicherungsbetrug hinauskommen, Snuffy?«

»Ich nehme gar nichts an.« Patterson zuckte die Schultern. »Nur dieser komische Heini, der Samuel Samuelson, brachte mich darauf, als ich ihm etwas über seine Reise und sein Herkommen auf den Zahn fühlte. Es rutschte ihm heraus, dass er Versicherungsvertreter sei. Dann aber schien er selbst über diese Bemerkung erschrocken und schränkte sofort ein, dass er es früher gewesen wäre. Da stimmt schon etwas nicht. Und diesem ängstlichen Burschen nehme ich es nicht ab, dass er ausgerechnet aus dem Osten hierher zur Erholung kommen will. Der Kerl fährt nicht in den Wilden Westen, wie er es nennt, um auf der Saddlehorsemen-Ranch Ferien zu machen. No, Ben, dieser Mann muss einen anderen Grund haben.«

»Vielleicht will er dasselbe herausfinden wie wir?«

»Eben, das wäre leicht möglich. Mr. O'Neill, wie der Besitzer heißt, hat immerhin bei seiner Versicherung einen Beraubungsschaden von fünfzigtausend Dollar angemeldet. Es war Pech für die Versicherung, dass gerade die Kisten geraubt wurden, in denen sich die kostbaren Teppiche, Silberbestecke und Kunstgegenstände befunden haben sollen, die O'Neill für die Ausstattung seiner Gästezimmer angeschafft hatte. Darüber hinaus haftet ihm ja auch noch die Post für drei Geldsendungen in selben Höhe, die in den geraubten Postsäcken waren.«

»Alles in allem sind den Postkutschenräubern also Werte von annähernd hunderttausend Dollar in die Hände gefallen? Eine schöne Summe«, befand Ben.

»Genauso ist es«, knurrte Patterson nachdenklich.

»Aber etwas scheint da noch nicht zu stimmen, Langer«, meinte der Dicke. »Wenn dieser Rancher wirklich dahintersteckt, wäre es doch weit unauffälliger gewesen, dann auch andere Postgüter zu rauben ... inklusive unserer Brieftaschen«, fügte er lachend hinzu.

»Das ist es ja, was ich nicht verstehe. Doch ... Schluss jetzt«, unterbrach Patterson sich, als von der Kutsche her ein langgezogener Ruf kam. »Sie sind so weit. Wollen zurückgehen.«

Als die beiden Sergeanten wieder bei dem Fahrzeug anlangten, stand dieses bereits fahrbereit auf der Straße. Der Baumstamm war zur Seite geschoben worden. und die Gäule scharrten schon ungeduldig mit den Hufen.

»In etwa zwei Stunden sind wir in Hangman Village, Gents«, erklärte Hillerton, als er den Schlag hinter den Passagieren schloss. »Es wird wieder mal einen Aufstand im Ort geben.« Dann stampfte er nach vorn, um auf seinen Kutschbock zu klettern.

»Hangman Village ... was für ein sonderbarer Name«, meinte Mr. Samuelson kopfschüttelnd.

»Einer der Henker von Texas soll dort gewohnt haben und dem Nest diesen sinnvollen Namen gegeben haben, sagt man«, erklärte Mr. Patterson, als wollte er damit auf irgendetwas anspielen.

»Es gibt auch Leute, die behaupten, der Ort hieße so, weil hier Richter Lynch schlimmer als anderswo gehaust hätte«, schaltete sich Mr. Closter ein. »›Des Henkers Dorf‹ nannte man es, weil in der Gegend früher so viele Rustler gehängt wurden.«

»Schrecklich, schrecklich!« Der Glatzkopf schien erschüttert.

Zu einer weiteren Unterhaltung kam es nicht mehr, weil die Gäule angesprungen waren und die Kutsche mit einem Höllenlärm hinter sich herrissen.

Sam Hillerton hatte nicht zu viel versprochen. Es waren erst knapp anderthalb Stunden vergangen, als die Kutsche unter dröhnendem Getöse und Peitschengeknall durch die Main Street des kleinen Ortes jagte und mit einem so heftigen Ruck hielt, dass die Fahrgäste Mühe hatten, die Balance zu wahren.

»Sheriff ... Sheriff!« Das Gebrüll des Kutschers rief zwar nicht den Hüter des Gesetzes herbei, verursachte aber, dass eine Menschentraube aus der Pendeltür des Gebäudes stürzte, vor dem sie gehalten hatten.

»Noch etwas, was Ihnen sicher Spaß machen wird, Mr. Samuelson«, meinte Patterson mit schmunzelnd und zog den Kopf zurück, den er aus dem Fenster gesteckt hatte. »Sehen Sie dort!« Er wies auf ein großes Holzschild über der Pendeltür.

»Hangman ... rope ... Inn ...«, las Mr. Samuelson laut die verblichenen Goldbuchstaben von dem Schild ab.

»Und sogar den Henkersstrick hat man nicht vergessen.« Mr. Closter deutete grinsend mit der Hand auf die Hanfschlinge, die vor dem Schild mit dem ominösen Namen »Henkerstrick-Inn« baumelte.

»Aber ... das ... ist nun doch zu viel! Ich hätte nicht hierherkommen sollen«, murmelte der Versicherungsagent schaudernd.

Inzwischen erzählte Hillerton laut und vernehmlich die Story vom Überfall auf die Postkutsche. Die Männer, zum größten Teil Bewohner des Ortes, und einige Cowboys, murmelten beifällig, als er dann noch berichtete, wie einer der Passagiere den Räubern sogar freundlich seine Brieftasche angeboten habe, ohne dass diese sie genommen hätten.

»Das ist der Gent, Boys«, brüllte er, als in diesem Augenblick Mr. Patterson in seinem buntkarierten Anzug als erster aus dem Wageninnern kletterte.

Einen Augenblick war es still in der Menge, dann wurden einige »Ahs« und »Ohs« laut, die wohl dem sonderbaren Anzug galten.

»Three Cheers für den Mann!«, brüllte dann plötzlich ein Cowboy. »Three Cheers, sage ich. Möchte den unter uns sehen, der freiwillig seine Brieftasche zum Plündern anbieten würde.«

»Hast du überhaupt jemals eine besessen, Buster?«, schrie ein anderer unter allgemeinem Gelächter zurück.

»Und dies ist der Gentleman, der die Strolche fragte, ob sie auch richtige Kugeln in den Läufen hätten«, erzählte Hillerton mit Stentorstimme weiter, als nun auch Mr. Closter feierlich dem Fahrzeug entstieg.

Wieder kamen »Ahs« und »Ohs« aus dem Publikum, die der Dicke mit einem freundlichen Lächeln quittierte. »Es ist schon ein Unrecht, liebe Brüder, mit einer geladenen Waffe auf einen Mitmenschen zu zielen«, meinte er salbungsvoll. Er wurde aber um die Wirkung seiner Worte gebracht, denn der lange Patterson warf grinsend ein: »... mit 'nem ungeladenen Colt auf einen toten Mann zielen, wäre sinnlos.« Und damit erntete er tosendes Beifallsgelächter.

Ein hochgewachsener, breitschultriger Mann drängte sich durch die Männer, wobei er einzelne grob zur Seite schob. Sein schwarzbraungebranntes Gesicht war finster, und die harten grauen Augen darin funkelten böse. Der Stern auf seiner linken Brust blitzte in der Sonne.

»Habt ihr beide wieder mal auf dem Bock geschlafen?«, brüllte er den Kutscher und dessen Begleiter an. »Statt endlich mal ein paar von den dreckigen Hunden aus den Sätteln zu holen, sagt ihr noch ,Bitte schön!' und lasst euch ausrauben.«

»Du kannst mich mal gern haben, Bull«, brüllte Hillerton nicht weniger lautstark zurück. »Das wäre wohl deine Sache als Sheriff. Ich bin noch nicht lebensmüde, mein Lieber.«

Ringsum erhob sich beifälliges Gemurmel. Stimmen wurden laut, die so etwas wie »Sammy hat recht!« – »Bull soll doch die Kutsche selbst führen!« – »Ein großes Maul haben kann jeder!« und noch anderes dazwischenwarfen.

»Verschwindet, Boys, geht eurer Wege!«, donnerte der Sheriff. »Dies hier ist eine Amtssache, und niemand ist berechtigt, sich da einzumischen.«

»Was doch solch ein Stern auf der Brust einem gewöhnlichen Menschen gleich für ein Ansehen gibt, Mr. Closter«, meinte Patterson bewundernd, da sich die Männer langsam zurückzogen.

»Jeder sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat«, erwiderte Ben Closter andachtsvoll. »Ist dieses ... hm ... Dings da, diese Mordwaffe eigentlich geladen, Sheriff?« Er deutete mit dem Zeigefinger auf den Colt im Halfter des Sheriffs.