Tom Prox 130 - Alex Robby - E-Book

Tom Prox 130 E-Book

Alex Robby

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Beschreibung

Was die Everglades einmal verschlungen haben, das gibt diese labyrinthische Sumpflandschaft nie wieder her. Wer sich in den Glades verirrt, der ist rettungslos verloren. Treibsand, Krokodile, giftiges Getier, Raubkatzen, feindliche Indianer - all das kann einen Mann hier ereilen und ihm einen schrecklichen Tod bringen.
Ja, der Tod ist buchstäblich zu Hause in diesen tückischen Sümpfen, wie sechs ermordete Indianer, ein getöteter Vormann sowie ein spurlos verschwundener Rancher zeigen. So geht schon bald das Gerücht um, dass die "Toten" die Mörder waren. Die "Toten" - das sind grell leuchtende Skelette, die des Nachts ihr Unwesen treiben und in Death Town, ganz tief im Dschungel, ihre Zuflucht haben sollen.
Was sich zunächst nach indianischem Aberglauben und Gruselmärchen anhört, lässt dem Captain der Ghost Squad keine Ruhe. Eigentlich auf der Fährte des langgesuchten Mörders Kerry Landis unterwegs, machen Tom Prox und seine Ghosts nun auch Jagd auf die "lebenden Toten" der Sümpfe ...


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Inhalt

Cover

Mord auf der Breithorn-Ranch

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

Vorschau

Impressum

Mord auf derBreithorn-Ranch

Von Alex Robby

Was die Everglades einmal verschlungen haben, das gibt diese labyrinthische Sumpflandschaft nie wieder her. Wer sich in den Glades verirrt, der ist rettungslos verloren. Treibsand, Krokodile, giftiges Getier, Raubkatzen, feindliche Indianer – all das kann einen Mann hier ereilen und ihm einen schrecklichen Tod bringen.

Ja, der Tod ist buchstäblich zu Hause in diesen tückischen Sümpfen, wie sechs ermordete Indianer, ein getöteter Vormann sowie ein spurlos verschwundener Rancher zeigen. So geht schon bald das Gerücht um, dass die »Toten« die Mörder waren. Die »Toten« – das sind grell leuchtende Skelette, die des Nachts ihr Unwesen treiben und in Death Town, ganz tief im Dschungel, ihre Zuflucht haben sollen.

Was sich zunächst nach indianischem Aberglauben anhört, lässt dem Captain der Ghost Squad keine Ruhe. Eigentlich auf der Fährte des langgesuchten Mörders Kerry Landis unterwegs, machen Tom Prox und seine Sergeanten nun auch Jagd auf die »lebenden Toten« der Sümpfe ...

1. Kapitel

Die Männer, die schon seit vielen Stunden durch das hohe, messerscharfe Sägegras der versumpften Niederung stampften, machten auf der kleinen, mit Palmen bestandenen Anhöhe halt. Der Damm war zu Ende. Geheimnisvoll floss und sickerte das Wasser um den Hügel, so wie es auf Hunderte von Meilen überall zwischen dem Okeechobee-See und dem Golf von Mexiko um andere unzählige palmenbestandene Hügel und mit moosbehangenen Sumpfzypressen bewachsene Anhöhen gurgelte und rauschte.

Die Männer sahen sich wortlos an. Jeder las dem anderen vom Gesicht ab, was ihm selbst durch den Kopf ging.

»Jungs, es hilft nun mal nichts, wir müssen umkehren.« Der Vormann der kleinen Crew sprach aus, was alle dachten. Obwohl sie innerlich aufatmeten, blieb das Schweigen zwischen ihnen bestehen. Sie warfen sich wortlos ins dichte, hohe Gras und brannten sich Zigaretten an.

»Ich meine nur, wie ... wie bringen wir es Kat bei?«, fragte einer der Cowboys nach geraumer Zeit zögernd.

Der alte, grauhaarige Vormann seufzte. »Well, sie kennt das Land von Jugend auf genau genug, um zu wissen, dass sich nichts weiter tun lässt. Wer zu tief in die Everglades gerät, dem ... dem ist nicht mehr zu helfen, Boys!«

Die Cowboys der Breithorn-Ranch, deren ausgedehnte Weidegründe an diesen unsichtbaren Strom grenzten, der aus dem riesigen Okeechobee-See Floridas entsprang, blickten bedrückt über die endlos wogenden Flächen des Sägegrases, unter denen das an Millionen Stellen aus dem Boden quellende Wasser träge dahin floss. Sie waren alle lange genug in diesem seltsamen Land, das neben fetter schwarzer Erde mit einmaliger Fruchtbarkeit ausgedehnte Sümpfe voller Alligatoren, giftiger Schlangen und anderem Ungeziefer aufwies, um zu wissen, wie recht ihr Vormann hatte.

»Der Boss kann sich nicht ohne Grund so weit von seinem Gaul entfernt haben, Irwin«, meinte einer der Boys. »Er kennt besser als wir die Tücken der Everglades, meine ich.«

»Vielleicht lockte ihn ein Hirsch oder die Pantherspur, die wir am Damm fanden.«

Der Vormann antwortete nicht. Sein Blick hing an einer Stelle am Hügelhang, an der das Gras niedergedrückt war. Hastig sprang er auf.

»Könnte sein, dass es eine Menschenspur ist«, meinte er, sich die Gräser näher betrachtend. »Will der Spur ein Stück folgen. Bleibt inzwischen hier! Es ist nicht nötig, dass wir alle im Sumpf stecken bleiben.« Er versuchte ein Lächeln und verschwand hinter den Sumpfzypressen.

»Wir hätten den Alten doch nicht allein laufen lassen sollen«, meinte einer der Cowboys nach geraumer Zeit besorgt, als plötzlich ein Schuss fiel.

Hastig sprangen die Männer auf und arbeiteten sich durch das Sägegras den Hang hinunter. Sie brauchten nicht zu suchen. Die Spur, die der Vormann hinterlassen hatte, war auffällig genug. Sie platschten durch das fast knietiefe Wasser; Myriaden von Stechmücken umsurrten sie.

»Hier, Boys!«, schrie der Vormann den Näherkommenden zu.

»Damn ... der Stetson vom Boss.« – »Dort liegt seine Büchse.« – »Und sein Coltgürtel ...!«, riefen sie durcheinander.

»Wo mag der Boss stecken? Er muss doch hier sein, wo seine Sachen liegen!«

»Das habe ich auch gedacht.« Der Vormann nickte. »Weiter kann er nicht gekommen sein. Der Boden wird zu sumpfig. Tatsache ist, dass die Spur hier endet und er nicht da ist.«

Die Boys blickten den Vormann fassungslos an. Dann sahen sie sich scheu um. Einer ließ nervös seine Fingerknöchel knacken, ein anderer murmelte hastig einen Spruch vor sich hin.

»Ich weiß, was ihr denkt, Boys«, meinte der Vormann mit gerunzelter Stirn. »Aber das ist Altweibergeschwätz. Es ging bei dem Boss mit rechten Dingen zu, wenn ich auch nicht weiß, was hier geschehen ist. Habe etwas Merkwürdiges gefunden. Denke, ich werde es dem Sheriff zeigen.«

Das war das letzte Wort, das der Vormann sprach, bis sie nach stundenlangem Rückweg wieder den festen Weideboden erreichten und auf die Ranchgebäude zuhielten.

»Ihr kommt ohne Pa?« Das junge Mädchen mit dem langlockigen, silberblonden Haar sah sie ungläubig an.

»Es war nichts zu machen, Kat. Wir haben alles getan, was wir tun konnten. Fanden die Büchse, den Stetson und den Coltgürtel, nur ... den Boss nicht.« Der Vormann schwang sich aus dem Sattel und legte dem verstörten Mädchen beruhigend den Arm auf die Schulter. »Gerald Holmes ist kein Greenhorn, Mädchen. Wenn einer die Tücken der Everglades kennt, dann ist er es. Kann mir keinen Vers darauf machen. Denke aber, ich werde morgen zum Sheriff reiten. Würde es heute schon tun, doch die Sonne geht bald unter.«

In das liebliche Gesicht des Mädchens trat ein starrer Zug. Wer Kat Holmes nach ihrer zierlichen Figur beurteilte, täuschte sich. Sie war auf der großen Ranch aufgewachsen. Schon als Vierjährige war sie auf dem Sattel des Vaters zu den Herden mitgeritten.

Später trabte sie stundenlang auf ihrem Pony über das Weideland. Als kaum Vierzehnjährige preschte sie mit den Boys hinter den Rindern her. Von Jugend auf hatte sie vom Vater gelernt, sich in jeder Situation tapfer und beherrscht zu zeigen.

»Du solltest nachher zu mir kommen, Irwin. Ich möchte dich einiges fragen«, sagte sie fest und wandte sich ab.

»Lieber 'ne Stampede meistern als das«, murmelte der Alte und wischte sich den Schweiß mit dem Handrücken von der Stirn.

Steifbeinig stampfte er zum Bunkhaus hinüber, um der Crew für die Ablösung bei den Herden Anordnungen zu geben. Als er später die Stufen zur Veranda emporkletterte, sah er das Mädchen im Dämmerlicht in einem Schaukelstuhl an der Brüstung sitzen.

»Bediene dich, Irwin! Die Flasche und ein Glas stehen auf dem Tisch. Du wirst müde und durstig sein. Ich ... ich danke dir auch für alles!«

»Tat nur, was ich tun musste«, sagte der Vormann abwehrend und schenkte sich hastig ein. »Reite seit dreißig Jahren für Gerald ... für den Boss, meine ich.«

»Ich weiß, ihr wart Freunde, Irwin. Wenn man es auch nie so anmerken konnte. Und du ... du hast keine Hoffnung mehr, dass wir ihn finden? Ich kann es einfach nicht glauben.« Sie schluchzte, hatte sich aber sofort wieder in der Gewalt. »Erzähl, wie ihr ... seine Sachen fandet!«

»Da ist nicht viel zu berichten«, antwortete Irwin bedächtig. »Ich ging der Spur nach, aber plötzlich war sie zu Ende. Dann fanden wir die Büchse und das andere.«

»Ich verstehe das nicht. Irwin, es kann doch nicht sein, dass Pa nicht mehr ...« Sie brach ab.

Der Vormann schwieg. Er sah auf die untergehende Sonne und hing seinen Gedanken nach. Das Mädchen musste eine Frage, die es gestellt hatte, wiederholen, bevor er antwortete.

»Nein, Kat, weder ein Puma noch ein Alligator kommen infrage. Es gibt einfach keine andere Lösung, als dass es ...« Er stockte.

Das Mädchen kannte den Alten zur Genüge, um zu wissen, dass aus ihm nichts herauszulocken war, wenn er nicht sprechen wollte. Sie wusste aber auch, wie sie ihn fassen konnte.

»Die schwarze Mammy sagt, es hinge mit ,Death Town' zusammen. Sie zeigen sich wieder, sagt sie, die Toten.«

Der Alte fuhr herum. »Diese verdammten Weiber soll der Teufel holen! Die Schwarzen sind noch schlimmer als meine Boys. Das Gefasel von der Totenstadt in den Everglades ist hirnverbrannter Unfug, Kat. Kann mir nicht recht vorstellen, dass Tote mit ... hm ... muss mir wohl noch einen einschenken.«

»Was kannst du dir von Toten nicht vorstellen, Irwin? Wer ist, deiner Meinung nach, jetzt auf der Ranch der Boss?«, fuhr sie fort, als der Vormann schwieg.

»Damn ... darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht«, sagte er verblüfft. »Aber es stimmt – ich schätze, du bist jetzt der Boss, Mädchen.«

»Und der Vormann hat seinem Boss zu antworten, Irwin!«, mahnte sie. »Wie steht das also mit den Toten?«

»Hol mich dieser und jener! Kurz gesagt: Ich kann mir nicht denken, dass Tote Messinghülsen hinterlassen, wie sie bei diesen neumodischen Automatics gebraucht werden.«

»Irwin!« Sie war aufgesprungen, ließ sich aber sofort wieder fallen, da in diesem Augenblick einer der Cowboys unter der Veranda vorbeiging. »Du ... du hast eine Patronenhülse gefunden?«, fragte sie leise. »Dort ... bei den Sachen von Pa?«

»Hell and devil, wollte es gern verschweigen«, polterte er los. »Musst es aber doch einmal erfahren, Girl. Ja, ich fand das Ding unweit der Stelle, wo die Spur endete. Fand auch ein paar Blutspritzer. So, nun ist auch das heraus. Wolltest es ja nicht anders, Kat.«

»Wer, meinst du, kann es getan haben?«, fragte sie hart.

»Wenn ich das wüsste, säße ich nicht hier, Girl!«, knurrte er. »Es gibt Banditen an den Sumpfrändern, das stimmt. Wir können selbst ein Lied davon singen; sie haben uns oft genug Rinder abgeklemmt. Kann mir aber nicht denken, dass sie es waren. Viehdiebe und Räuber tun nichts ohne einen bestimmten Zweck. Warum sollten sie auf den Boss schießen, selbst wenn sie ihn zufällig trafen? Es ist genug Platz in den Sümpfen, um einander aus dem Weg zu gehen. Und es gibt noch zwei wichtige Gründe, die dagegen sprechen. Einmal hätten sie die Büchse und die Colts mitgehen lassen, denn solche Gauner lassen keine Wertgegenstände liegen. Und zum anderen, Kat, waren keine Spuren vorhanden. Sie hätten Spuren hinterlassen müssen. Habe doch Augen im Kopf und weiß, was ich sage.«

»Ja, aber ...«, begann sie, als er sie unterbrach.

»Damn ... Ham, was bummelst du auf dem Hof umher?«, brüllte der Vormann von der Veranda hinunter. »Die anderen sind schon vor einer guten halben Stunde zum Tor hinaus.«

»Musste mir 'nen neuen Sattelriemen aus dem Schuppen holen, Irwin«, erwiderte der Gescholtene erschrocken. »Mein Gaul bockte so, dass der Riemen riss.«

»Dann beeil dich, dass du hinterherkommst, Mann«, grollte der Vormann. Der andere verschwand eiligst in Richtung auf die Fenz.

»Das war der Neue?«, fragte das Mädchen. »Du solltest nicht gleich so hart sein, Irwin. Der Mann muss sich doch erst eingewöhnen.«

»Ham Jaster gefällt mir nicht. Er kommt aus dem Westen. Erzählt viel von Texas und prahlt mit seinen Heldenritten auf der Prärie. Hat gut reden, der Bursche. Drüben haben sie überall festen Boden unter den Füßen. Hier bei uns muss einer halb Fisch und halb Alligator sein, wenn er einen Stier wieder aus dem Sumpf jagen will.« Er lachte, sichtlich bemüht, um dem Gespräch eine andere Wendung zu geben.

»Du reitest also morgen zum Sheriff, Irwin?«

»Werde ich tun«, bestätigte er. »Denke, ich reite bei Morgengrauen los. Es ist ein verteufelt weiter Weg bis World's End.«

»Ich reite mit, Irwin.«

»Okay, hab es mir gedacht, obgleich es besser wäre, du würdest hierbleiben, Girl. Die Boys ...«

»Sed übernimmt die Herde. Hier auf dem Hof sorgt die Mammy für Ordnung.«

»Das glaube ich auch«, erwiderte Irwin grinsend. »Es bleibt also dabei: Ich hole dich morgen früh ab. Jetzt muss ich mich um die Herde kümmern. Es ist bis zur Weide ein Ritt von einer guten Stunde.« Er erhob sich schwerfällig. »Habe sechs der besten Leute im Bunkhaus gelassen«, fügte er beiläufig hinzu.

»Du meinst ...«

»Ich meine gar nichts, aber besser ist besser.« Er kletterte umständlich die Stufen hinunter. Die Dunkelheit verschluckte ihn. Noch einmal drang ein Lichtschein über den Hof, als drüben die Bunkhaustür knarrend geöffnet wurde.

Das Mädchen ging seufzend ins Haus. Es lauschte einen Augenblick auf das Gemurmel aus der Küche und suchte dann sein Zimmer auf. Lange saß Kat auf dem Bett. Sie betrachtete das auf dem kleinen Tisch neben ihrem Lager stehende Bild ihres Vaters. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Energisch wischte sie sie ab und kleidete sich aus.

»... und dass mir keiner von euch schläft, wenn er Wache hat«, sagte der Vormann zu den sechs Boys im Bunkhaus. »Das Mädel ist mit der schreckhaften Schwarzen allein im Haupthaus.«

Sed Tewenz, ein jüngerer Mann, der aber schon mehrere Jahre für die Breithorn-Ranch ritt, begleitete den Alten zur Fenz.

»Will offen sein, Sed«, meinte der Vormann, während er seinen Gaul sattelte, »es liegt etwas in der Luft. Erinnerst du dich an den Sergeanten von der County-Police, den sie vor Kurzem mit umgedrehtem Genick fanden?«

»Nur zu gut. Die Boys schwatzten ja von nichts anderem. Dem Policeman und dem Rancher Mark Natter von der Drei-Quadrate-Ranch sollen angeblich die Toten von Death Town das Genick umgedreht haben.« Sed Tewenz lachte. »Glaube aber nicht an so was.«

»Gott erhalte dir deinen klaren Kopf, mein Junge. Und nun mach das Fenztor zu, Sed! Irgendein Dussel hat es offengelassen.«

»Das kann nur Ham Jaster gewesen sein. Er war plötzlich verdammt in Eile, nachdem er vorher weiß Gott wie lange daran herumgefummelt hatte.«

»Weiß, warum es ihm am Hintern brannte. Habe ihm nämlich Beine gemacht, als er auf dem Hof herumschlich. So long, Sed!« Dann stob der Gaul davon.

Sed Tewenz kehrte zu den anderen ins Bunkhaus zurück.

Am Lagerfeuer verstummte das Gespräch um Death Town. Der Vormann konnte verdammt zornig werden, wenn er seine Boys beim »Märchenerzählen« ertappte, wie er es nannte. »Damn ... wo sind die anderen?«, grollte er mit einem kurzen Blick über die neben dem Feuer ruhenden Männer.

»Bei der Herde, Irwin. Es fehlt nur Ham. Dachte, er würde mit dir nachkommen. Wollte sich noch einen neuen Sattelriemen ...«

»Weiß ich«, unterbrach ihn der Vormann. Er saß wieder auf, um zu der unweit des Lagers weidenden Herde zu reiten.

Eine gute Stunde nach Mitternacht brachen auch die Männer am Feuer auf, um ihre Kameraden abzulösen.

Der Morgen dämmerte herauf. Einer der Boys schürte das Feuer und hängte den großen Kaffeekessel darüber. Einer nach dem anderen erschien, um einen Becher des heißen Getränks hinunterzustürzen.

»Weiß nicht, was in Irwin gefahren ist«, meinte ein älterer Cowboy. »Er muss sich die ganze Nacht bei der Herde herumgetrieben haben.«

»Bei der Herde ist er nicht!«, rief ein anderer vom Sattel herab. »Wir suchen ihn schon überall. Wir wollen wissen, ob wir weitertreiben sollen. Wenn wir es tun, ohne ihn zu fragen, gibt's ein Donnerwetter.«

»Er ist ja auch jetzt hier sozusagen der Boss«, meinte Ham Jaster und grinste.

Plötzlich fiel ein Schuss, dem zwei weitere folgten.

»Das Alarmsignal! Auf die Gäule, Boys! Die Pferdediebe sind unterwegs!«, brüllte der, der den Kaffee gekocht hatte, und raste auf die etwas abseits stehenden Gäule zu.

»Es kam drüben von den Hecken her. Dort stehen aber keine Rinder!«, schrie ein anderer und preschte los. Noch zwei Schüsse fielen, dann waren die Reiter an der ausgedehnten, übermannshohen Hecke angelangt. Sie zwängten ihre schnaubenden Pferde durch das Gestrüpp und parierten sie vor dem Mann mit der erhobenen Büchse, der mit der anderen Hand wortlos auf eine Gestalt im Gras wies.

»Ich war hinter einem Stier her und sah ihn liegen«, stammelte der Mann leichenblass.

»Der Vormann!« Col Duck, der Mann, der soeben noch friedlich Kaffee gekocht hatte, glitt aus dem Sattel und beugte sich über den Regungslosen. »Tot! Er ist vom Gaul gestürzt und hat sich das Genick gebrochen«, meinte er erschüttert.

»Vom Gaul ist er gestürzt, das stimmt«, sagte der Mann, der immer noch die Büchse in der Hand hielt. »Sein Rappe liegt mit gebrochenem Bein hinter der Hecke.«

»Der Gaul ist bestimmt in ein Kaninchenloch getreten«, meinte Ham Jaster. »Ich habe in Texas auch mal ...«

»Das Einzige, was es hier mit Sicherheit nicht gibt, sind Kaninchen«, sagte der Mann mit der Büchse böse. »Im Übrigen erhielt das Pferd einen gewaltigen Schlag vor das Bein, nachdem der Vormann aus dem Sattel war. Auch brach er sich nicht das Genick, sondern er wurde erwürgt!«

Die Männer standen wie gelähmt.

»Paul hat recht«, sagte Col Duck nach einer kurzen Untersuchung des Toten. »Man sieht deutlich die Druckstellen am Hals. Damn! Das war Mord!«

Bald darauf bewegte sich ein trauriger Zug über das Weideland. Col Duck hielt den Toten aufrecht vor sich im Sattel. Seine Stirnadern traten von der Anstrengung hervor; er hätte es aber für eine Schande gehalten, wenn sein toter Vormann nicht aufrecht im Sattel durch das Ranchtor gekommen wäre.

Das Gesicht von Kat Holmes wurde leichenblass, als Col Duck ihr berichtete. Die umstehenden Cowboys bewunderten ihre Haltung. Noch verwunderter waren sie über die Frage, die sie plötzlich stellte: »Habt ihr seine Taschen durchsucht?«

»Nein, warum sollten wir?«, entgegnete Col Duck verblüfft.

»Ihr müsst es sofort tun«, befahl sie. »Er hatte eine Patronenhülse in der Tasche. Eine von den Messinghülsen, wie sie für die neumodischen automatischen Pistolen gebraucht werden. Sie ist wichtig.«

»Wird gemacht, Miss Kat«, sagte Sed Tewenz. »Wir müssen seine Sachen zusammenpacken. Ich glaube, er hat eine Schwester irgendwo in Colorado. Müssen sie benachrichtigen, denke ich.«

Kein Muskel verzog sich in Kats Gesicht, als ihr bald darauf Sed Tewenz mitteilte, dass sie trotz allen Suchens die Patronenhülse nicht gefunden hätten.

»Ich hätte mich gewundert, wenn ihr sie gefunden hättet«, sagte sie. »Lass mein Pferd satteln, Sed! In einer halben Stunde reite ich zum Sheriff. Col Duck und der Mann, der Irwin gefunden hat, reiten mit!«

»Soll ich nicht lieber mitkommen, Miss Kat?« Er sah sie offen an. »Es scheint mir nötig zu sein.«

»Nein, Sed. Du bist jetzt hier Vormann. Sorge dafür, dass Ruhe und Ordnung herrscht! Die Boys brauchen eine feste Hand.« Sie lächelte schwach. »Wie hieß der Mann, der ... der den armen Irwin gefunden hat?«

»Paul Roock, Miss Kat ...«

»Also, Col und Paul sollen sich bereithalten.« Sie verschwand im Haus.

2. Kapitel

»Eine komische Gegend ist das. Findest du nicht, Tom?« Patterson, der hagere Sergeant der Ghost Squad, reckte sich im Sattel seines starkknochigen Braunen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Nichts als Wellblech- und Bretterbuden; dabei sah die Sache von Weitem doch ganz ordentlich aus.«

»Dafür heißt das Nest auch World's End.«

Die staubige Ortsstraße erweiterte sich zu einem noch staubigeren Platz.

Der Ghostchef parierte überrascht seine Stute. »Dort drüben in der Fenz steht der Gaul mit dem Hahnentritt, den der Verbrecher Kerry Landis reitet. Den wollen wir uns greifen«, sagte er und glitt aus dem Sattel.

»Dann werden wir den lieben, langgesuchten Kerry-Boy mal gleich vereinnahmen«, erwiderte Patterson und war gleichfalls blitzschnell aus dem Sattel.