Tom Prox 89 - Alex Robby - E-Book

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Alex Robby

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Beschreibung

Zwei Kinder sind verschwunden in den zerklüfteten Bergen nahe dem kleinen Ort Fort Bill. Alles Hoffen und Bangen war bisher vergeblich. Stattdessen konnten die Suchtrupps in der Ferne wiederholt Fremde beobachten. Die ganz in Grau gekleideten Gestalten aber waren stets blitzschnell in der unzugänglichen Bergwelt verschwunden ...
Ein Drama, von dem Tom Prox und sein Sergeant Snuffy Patterson keine Kenntnis haben. Die beiden Ghosts sind auf der Suche nach Keith Murray. Der Gangster hat vor vielen Jahren die Zentralbank von Chicago überfallen und zehn Millionen Dollar erbeutet. Später war Murray zwar zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt worden, das Geld blieb allerdings verschollen. Jetzt aber ist der Gangster entflohen, und seine Spur führt ausgerechnet in die Nähe von Fort Bill ...


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Inhalt

Cover

Generalversammlung im »Wilden Mann«

Vorschau

Kleines Wildwest-Lexikon

Aus dem Wilden Westen

Impressum

Generalversammlung im »Wilden Mann«

Von Alex Robby

Zwei Kinder sind in den zerklüfteten Bergen nahe dem kleinen Ort Fort Bill verschwunden. Alles Hoffen und Bangen war bisher vergeblich. Stattdessen konnten die Suchtrupps in der Ferne wiederholt Fremde beobachten. Die ganz in Grau gekleideten Gestalten aber waren stets blitzschnell in der unzugänglichen Bergwelt verschwunden ...

Ein Drama, von dem Tom Prox und sein Sergeant Snuffy Patterson keine Kenntnis haben. Die beiden Ghosts sind auf der Suche nach Keith Murray. Der Gangster hat vor vielen Jahren die Zentralbank von Chicago überfallen und zehn Millionen Dollar erbeutet. Später war Murray zwar zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt worden, das Geld blieb allerdings verschollen. Jetzt aber ist der Gangster entflohen, und seine Spur führt ausgerechnet in die Nähe von Fort Bill ...

Die staubbedeckte Postkutsche rasselte durch das Tor des verfallenen Palisadenzaunes. Die vier schweißbedeckten Gäule jagten im vollen Galopp über den steinigen Platz, schlugen einen großen Bogen und hielten mit einem Ruck.

»Fort Bill, Miss!« Der neben dem Kutscher hockende Mann beugte sich vom Bock herunter zu dem offenen Fenster der Wagentür. Im gleichen Augenblick war er mit einem Satz vom Wagen und riss mit gezogenem Stetson den Schlag auf.

Brandy-Jim, der anerkannte Tramp und Tagedieb dieses verlassenen Nestes viele Meilen westlich von Prescott, war aus seinem Nachmittagsschläfchen im Schatten der Hauswand gerissen worden. Mit geweiteten Augen starrte er auf zwei zierliche Damenschuhe, die auf dem Trittbrett des Wagenkastens erschienen.

Er rieb sich ungläubig die Augen, als die dazugehörige Person sichtbar wurde, und zweifelte plötzlich daran, heute noch kein Gläschen zu sich genommen zu haben, so unwirklich schien ihm das, was er sah.

»Ein Girl ... wahrhaftig, ein Girl«, murmelte er und wollte eilig die Hemdenknöpfe über der blanken Brust schließen. Das gelang ihm aber nur bei einem, die anderen waren bereits vor Wochen verloren gegangen.

Die Verursacherin seiner Verwunderung beachtete ihn jedoch nicht. Sie sah nachdenklich auf das blockhausartige Gebäude, an dem ein blindes Messingschild verkündete, dass hier das Sheriffsoffice untergebracht war.

Der Postkutschenbegleiter hatte inzwischen einen reichlich abgeschabten Lederkoffer vom Verdeck geschnallt und neben den Wagen auf den Boden gestellt.

»He, Jim, klapp deine Luke zu, es könnte ziehen«, sagte er grinsend. »Ist der Sheriff da?«

»John schläft noch, hat 'nen anstrengenden Ritt hinter sich. Diese verweichlichten Amtspersonen vertragen rein gar nichts mehr, lieben das bequeme Leben«, antwortete Brandy-Jim gestelzt und warf dem Mädchen dabei einen verstohlenen Blick zu.

»Du verdammter Verleumder!«, brüllte eine Stimme aus dem Inneren des Hauses. Die Tür flog auf. Ein großer, breitschultriger Mann kam heraus und packte Jim so kräftig an der Brust, dass nun auch noch der letzte Hemdknopf verloren ging.

»John ... die Lady!«, keuchte Brandy-Jim und zog hastig das Hemd über seiner behaarten Brust wieder zusammen.

»Hell and devil ... ein Girl!« Der Riese mit dem blinkenden Stern auf der rechten Brustseite fuhr herum. Er blinzelte genauso ungläubig, wie der Tramp es getan hatte.

Sheriff John Brown hatte ein Recht zu blinzeln. War das Auftauchen einer weiblichen Person in diesem verlassenen Nest am Colorado an sich schon ein Wunder, so konnte die Erscheinung dieser Besucherin selbst dem kaltblütigsten Haudegen einen Schock versetzen.

Ihre hochgewachsene, dabei fast zu zierlich wirkende Figur steckte in einem langen, schwarzen Jackenkleid, das ihr etwas Feierliches gab. Auf dem Kopf thronte ein merkwürdiges, ebenfalls schwarzes, schutenartiges Gebilde, das wohl einen Hut darstellen sollte. Der Knoten ihres seltsam rot leuchtenden Haares saß ihr tief im Nacken. Das Sonderbarste aber war die große, altmodische Nickelbrille, hinter der grünlich schimmernde Augen streng die Umgebung musterten.

»Was ... hm ...was kann ich für Sie tun, Miss?« Der Sheriff hatte aus Verlegenheit zu stottern begonnen.

»Ich bin die neue Erzieherin, Sheriff«, erwiderte die Lady ruhig. »Denke, die komische Figur dort könnte mein Gepäck zum Schulgebäude tragen.«

»Die ... die neue Lehrerin? Damned! Wieso schicken die Idioten in Prescott ausgerechnet ein Girl hierher? Das ist doch ...«

»Mr. Brown, ich muss doch sehr bitten«, unterbrach ihn die Lady scharf.

»Bitte um Entschuldigung.« Der Sheriff war jetzt völlig aus dem Konzept geraten. »Nichts gegen Girls im Allgemeinen und Sie im Besonderen, Miss ...«

»Long, Ruby Long.«

»Miss Long. Nur ... ähem ... es sind so gewisse Umstände ... ich meine, wir haben ... es ist zurzeit ein etwas heißes Pflaster hier, und für ein Girl ...«

»Ich hoffe, dass die Männer von Fort Bill wissen, was sie einer Frau schuldig sind«, unterbrach sie ihn streng.

»Selbst... selbstverständlich. Wir sind die höflichsten Burschen von Arizona, wenigstens Girls gegenüber, Miss Long«, erwiderte der Sheriff hastig. »Nur ...«

»Er meint so gewisse Boys aus der weiteren Umgebung. Möglich, dass die nicht gerade ladyfreundlich sind.« Brandy-Jim hatte sich grinsend zu Wort gemeldet. »Das war's doch wohl, was Sie zwitschern wollten, Sheriff?«

Was er noch hinzufügte, ging in dem Schnauben der Gäule und dem Gepolter der das Postgebäude ansteuernden Kutsche unter.

Der Sheriff warf dem Tramp einen wütenden Blick zu und ergriff selbst den Koffer.

»Bitte nehmen Sie bei mir erst mal einen Imbiss zu sich, Miss Long. Bin Ihnen noch 'ne Aufklärung schuldig. Wenn Sie dann noch Lust haben ... na, mir soll's recht sein.«

Sie nickte und folgte ihm ins Haus. Auf seine Entschuldigungen über das harte Brot und den Schinken – sein Witwerhaushalt kannte neben einem scharfen Brandy nichts anderes –, reagierte sie nicht.

»Ich bin nicht deswegen gekommen, Mr. Brown«, meinte sie kühl. »Mir wurde gesagt, in Fort Bill würde dringend eine starke Hand gebraucht, und deswegen bin ich hier. Wie viele Zöglinge haben Sie denn hier?«

Sheriff Brown starrte sie verblüfft an und wurde blau im Gesicht, dann prustete er los.

»Beg your pardon, Miss Long ... hahaha!« Angesichts ihres befremdeten Blickes bemühte er sich, wieder ernst zu werden. »Eine Bande haben wir hier, die tollsten Bälger von ganz Arizona! Allein Bob Hunter und der verdammte Stinktier-Joe ... na, und die anderen sind auch nicht ohne. Hal schwört, er hätte bereits zwei Schusterriemen an den Bengels kaputtgewichst.«

»Wer ist Hal?«

»Hal Borman ist sozusagen ein Kollege von Ihnen, Miss Long. Eigentlich ist er ja Sattler und Schuhmacher von Beruf. Das bringt aber nicht genug ein. Da hält er noch so nebenher Unterricht ab. Das ging auch bisher ganz gut. Nur jetzt, seitdem ...«

»Seitdem ...?«

»Na, schließlich müssen Sie's ja mal erfahren. Werden dann wohl schleunigst wieder abdampfen, denke ich. Kurz und gut, Miss Long, bei uns ist's in letzter Zeit nicht recht geheuer. Erst verschwand ein Boy auf dem Schulweg, Stuart Millers Ältester. Dem Miller gehört die Vier-Meilen-Ranch. Die Ranch heißt so, weil sie genau vier Meilen von Fort Bill entfernt liegt, direkt am großen Canyon. Paul, ich meine Stuarts Ältester, ritt wie jeden Morgen pünktlich von der Ranch zur Schule. Am nächsten Morgen kam Miller nachfragen, wo sich der Lümmel wieder herumtreiben würde. Er trieb sich aber nirgends herum, sondern war spurlos verschwunden. Weg, einfach weg!«

»Das gibt's doch nicht!«

»Leider doch. Ich suchte die ganze Gegend mit 'ner großen Posse ab. Alle Ranches wurden benachrichtigt. Aber der Bengel war nirgends zu finden. Und zwei Tage später löste sich auch Gus Hunter in Luft auf. Gus ist der einzige Sohn von Rancher Hunter. Haben nur noch 'ne Tochter, die Peggy. Fanden auch von Gus bis heute keine Spur.«

»Wie alt sind denn die beiden Verschwundenen?«

»Gus ist so alt wie mein eigener Bengel, der Gerald, der gerade dreizehn geworden ist. Paul Miller ist schon fünfzehn.«

»Wäre es nicht möglich, dass die beiden ausgerissen sind?«

»Auch daran haben wir natürlich gedacht«, gab der Sheriff zu. »Dafür lag aber kein Grund vor, ganz im Gegenteil. Paul sollte 'ne Jungtierherde übernehmen. War wild darauf, der Bengel, und konnte es kaum erwarten. Und Gus hing viel zu sehr an der Peggy, um auszukratzen. No, Miss Long, keiner glaubt das.« Er sah sie unsicher an. »Und dann ist da noch etwas anderes ... werden es ja doch erfahren. Das heißt, wenn Sie wirklich bleiben sollten – was ich mir aber nicht vorstellen kann ...« Er zögerte, weiterzusprechen.

»Es ist bei Ihnen in letzter Zeit nicht recht geheuer, meinten Sie das?«, fragte Ruby Long ruhig.

»Woher wissen Sie ... ach so, ich erwähnte es ja schon selbst. Ja, das ist es! Mehrmals wurden Fremde beobachtet. Nur von Weitem gesehen, verstehen Sie? Man konnte sie nicht stellen. Mehrere sahen sie, auch die Boys auf ihren Ritten. Gestalten in grauer Kleidung, wie es sie hierzulande sonst nirgends gibt. Ich bin mehrere Tage unterwegs gewesen und habe mit einem großen Aufgebot alle Felsklüfte am Fluss und die Wälder durchkämmt, aber nichts gefunden.«

»Ich nehme an, Ihr Distrikt ist sehr ausgedehnt, Sheriff«, sagte Ruby mit einem leichten Lächeln.

»Das stimmt.« Er nickte gefällig. »Groß und bis auf die Weiden der wenigen Ranches sehr unübersichtlich. Urwald, Felsen, unzugängliche Täler. Und doch ... ich bin hier groß geworden, Miss Long, ich kenne also die Gegend aus dem Effeff. Wir hätten sie finden müssen, diese Fremden.«

»Da sie mehrfach gesehen wurden, die Reiter in den grauen Anzügen, muss es sie doch wohl auch geben, obwohl Sie sie nicht fanden!« Die Erzieherin lächelte abermals leicht ironisch. »Was schließen Sie daraus?«

»Was ich daraus schließe?« Er sah sie verblüfft an.

»Vermutlich dasselbe wie ich. Die merkwürdigen Fremden werden einen Schlupfwinkel haben, in dem man sie nicht finden kann.«

»Unmöglich, im ganzen Umkreis gibt es keinen Schlupfwinkel, den ich nicht kennen würde«, erklärte der Sheriff kopfschüttelnd. »Und was sollten Fremde hier bei uns zu suchen haben? Viehdiebe gibt es nicht, und auch sonst ist bei uns nichts zu holen. Sind 'n armer Distrikt.«

»Gut, lassen wir das, schließlich ist das Ihre Sache als Sheriff. Jetzt möchte ich die Stätte meiner Tätigkeit besichtigen, Mr. Brown.« Sie erhob sich.

»Sie wollen tatsächlich bleiben? Selbst, nachdem Sie nun wissen, wie es ...«

Als sie ohne ein weiteres Wort zur Tür ging, wurde er lebhaft.

»Die Männer von Fort Bill werden staunen«, plauderte er aufgeschlossen, während er, den Koffer in der Hand, neben ihr über die staubige Ortsstraße ging. »Hal Borman hat schon die Hoffnung aufgegeben, jemals eine Hilfskraft zu bekommen. Er war schon ganz verzweifelt, zumal die Bande jetzt den ganzen lieben langen Tag Fort Bill unsicher macht.«

»Das verstehe ich nicht.« Sie schüttelte verwundert den Kopf.

»Können Sie auch nicht«, grinste der Sheriff. »Nachdem Gus Hunter verschwunden war, hielten wir ein Meeting ab. Es wurde einstimmig beschlossen, für die Kinder der weiter entfernt liegenden Ranches so was wie ein Internat zu schaffen, damit sie nicht jeden Tag zur Schule zu reiten brauchen. Rancher Hunters Schwester, die den Store in Fort Bill hat, übernahm die Verpflegung. Schlafen tun die Bälger – es sind sechs Boys und zwei Girls –, in einem Anbau neben Hals Werkstatt. Er hat in den vergangenen vier Wochen graue Haare bekommen, sagt er, und vorsichtshalber beim Tischler schon mal 'nen Sarg bestellt. Das stimmt, er ist richtig zusammengefallen, seit er Internatsleiter geworden ist.«

Kurz darauf wies er auf ein langgestrecktes, einstöckiges Gebäude, das aus starken Stämmen errichtet war.

»Schule und zugleich Sattler- und Schuhmacherwerkstatt«, sagte er mit ironischem Unterton. »Der Anbau neben der Fenz ist das Internat. Zwei Räume für die Boys und einer für die beiden Girls.«

Als sie näher kamen, hörten sie ein ständiges Hämmern und Klopfen. Es verstummte sofort, als der Sheriff mit der Faust kräftig gegen die Bohlentür schlug.

»Verdammt noch mal, lasst den Unfug, verdammte Bande!«, brüllte eine Stimme.

»Hey, Hal! Komm mal raus!«

Der schulmeisternde Sattler erschien in der Tür. Er stutzte, als er die Frau mit der komischen Brille neben dem Sheriff erblickte.

»Du meine Güte ... was ist denn das? Wie kommt DAS hierher?«, staunte er verwundert.

»Lehren Sie die Kinder auch solche gewählten Ausdrücke, lieber Kollege?«, fragte die als »DAS« Bezeichnete hell auflachend.

»Das ist Miss Long, die neue Erzieherin, Hal«, erklärte der Sheriff sehr befriedigt über die gelungene Überraschung.

Hal Borman riss sich die Schulterschürze ab, wischte sich daran die Hände sauber und schüttelte Ruby Long die Hand.

»Dass so etwas möglich ist! Ein Girl?« Der Freudenschimmer, der auf seinem zerfurchten Gesicht stand, machte tiefer Besorgnis Platz. »Und Sie wollen es mit so einer Meute junger Wölfe aufnehmen, Miss Long?«

»Aber warum denn nicht, Mr. Borman?«

»Ich habe keinen Zweifel an Ihrer Tüchtigkeit«, erwiderte der Schuster hastig. »Aber Sie kennen eben die Sorte hier in Fort Bill noch nicht! Ohne einen kräftigen Schusterriemen ist bei denen nichts zu machen. Ich glaube nicht, dass Sie stark genug sind, um ihn mit Nachdruck zu schwingen.«