Tom Prox 128 - Alex Robby - E-Book

Tom Prox 128 E-Book

Alex Robby

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Beschreibung

Vier Tote! Das sind mindestens drei zu viel für Morris Timberlake, den Sheriff des nordtexanischen Örtchens Mosquito. Denn mehr als die Tatsache, dass die vier Männer erschossen wurden, verraten ihre Leichen nicht. Ihre Identität, der Grund für die Morde oder gar die Mörder? All diese Fragen vermag der Provinz-Sheriff nicht zu beantworten und wendet sich daher an Tom Prox.
Schon bald werden sich der Captain der Ghost Squad und seine Leute in einer verworrenen Geschichte wiederfinden, in der zwei Brüder - der eine ist gerade aus einer Nervenheilanstalt ausgebrochen -, ebenso eine wichtige Rolle spielen, wie die Drillings-Schwestern Anny, Betty und Christy Bannister. Und dass in Mosquito zudem der halbjährliche Viehauftrieb unmittelbar bevorsteht, der das Örtchen nicht nur für einen Tag zur Rinderhauptstadt des Landes macht, sondern Millionen von Dollars in den kleinen Ort spült, wird sogar noch eine zweite Front eröffnen ...


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Inhalt

Cover

Die Todesfalle

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

Aus dem Wilden Westen

Vorschau

Impressum

Die Todesfalle

Von Alex Robby

Vier Tote! Das sind mindestens drei zu viel für Morris Timberlake, den Sheriff des nordtexanischen Örtchens Mosquito. Denn mehr als die Tatsache, dass die vier Männer erschossen wurden, verraten ihre Leichen nicht. Ihre Identität, der Grund für die Morde oder gar die Mörder? All diese Fragen vermag der Provinz-Sheriff nicht zu beantworten und wendet sich daher an Tom Prox.

Schon bald werden sich der Captain der Ghost Squad und seine Leute in einer verworrenen Geschichte wiederfinden, in der zwei Brüder – der eine ist gerade aus einer Nervenheilanstalt ausgebrochen –, ebenso eine wichtige Rolle spielen, wie die Drillings-Schwestern Anny, Betty und Christy Bannister. Und dass in Mosquito zudem der halbjährliche Viehauftrieb unmittelbar bevorsteht, der das Örtchen nicht nur für einen Tag zur Rinderhauptstadt des Landes macht, sondern Millionen von Dollars in den kleinen Ort spült, wird sogar noch eine zweite Front eröffnen ...

1. Kapitel

Ein starkknochiger, breitbrüstiger Gaul trabte im Schein der Morgensonne in einem flotten Tempo über das weite, mit Hecken und kleinen Baumgruppen durchsetzte Weideland. Der Zügel des ab und an gedämpft schnaubenden Tieres hing über dem Sattelhorn.

Sheriff Timberlake hatte bei seinem Abritt vom Office sein Ziel nur mit einem lakonischen »Will zum Sugarloaf« angegeben. Seiner Ansicht nach war es nun allein die Angelegenheit des vierbeinigen Partners, ihn auf dem kürzesten Wege dorthin zu bringen.

Der Goldfuchs »Skeleton« – den Namen hatte das Tier wegen seines mageren Körpers – kannte seine Pflicht genau. Schnurgerade hielt er auf einen Berg zu, der aus der Ferne tatsächlich lebhaft an einen riesigen Zuckerhut, einen »Sugarloaf«, erinnerte.

In dem riesigen Canadian-River-Distrikt und dem kleinen Ort Mosquito nannte man Morris Timberlake nur »die Bulldogge«. Die Ähnlichkeit des bärbeißigen Mannes mit einem Bullenbeißer war auffallend. Nicht nur, weil er immer bereit war, zu knurren, sondern auch wegen der tiefen Falten in den breiten Hängebacken, die den Eindruck der Zugehörigkeit zu dieser ebenso gefährlichen wie von manchen auch etwas verklärt betrachteten Hunderasse noch verstärkten.

Morris Timberlake starrte düster vor sich hin. Von der erhabenen Schönheit der Natur des saftigen Graslandes und der in der Ferne aufsteigenden blauleuchtenden Berge sah er nichts. Seit Wochen hatte er nun schon die Wut und den Zorn über die Vorgänge in seinem Amtsbereich in sich hineingefressen, bevor er selbst zu der Einsicht gekommen war, dass er allein hier nicht weiterkam. Es war eine Feststellung, die wenig geeignet erschien, seine verdrießliche Stimmung zu verbessern.

Morris Timberlake fuhr ärgerlich aus seinen dunklen Gedanken empor, als der Goldfuchs plötzlich stoppte und wieherte.

»Ha, was ist denn, Skeleton? Ah so!« Der Sheriff sah jetzt, dass sie den Gebirgspfad erreicht hatten, der zum Gipfel des Zuckerhutberges hinaufführte. »No, auf den verdammten Berg will ich nicht, sondern zum Totenstein. Zum Totenstein, Skeleton, go on«, wiederholte er fordernd.

Während der Goldfuchs wieder ansprang, sah Morris Timberlake mit zusammengekniffenen Augen prüfend zur Sonne empor, die kurz vor ihrer Mittagshöhe stand.

»Na, ich bin jedenfalls genau zur richtigen Zeit hier. Wollen mal sehen, ob der andere Mann das auch ist«, murmelte er mürrisch vor sich hin.

Der Totenstein war ein riesiger Felsblock, in den seltsame, sichtlich noch aus der Indianerzeit stammende Zeichen und Figuren eingegraben waren. Der Stein, zugleich Grenzstein zwischen dem der Regierung gehörenden Bergmassiv und den Weideländern der Ranches auf der Hochebene, war von schaurigen Sagen umwittert. Hier sollten die Ureinwohner des Landes einst grausige Blutopfer gebracht haben. Man nannte den Stein auch den Mordstein, weil hier in der Zeit der Indianerkriege Pioniere den Foltertod gestorben sein sollten.

Ob an diesen Geschichten etwas Wahres war, wusste natürlich niemand, aber trotzdem wurde die Gegend von den Cowboys und Weidereitern der angrenzenden Ranches gemieden. Und das war auch der Grund, weshalb der Sheriff den Totenstein zum Treffpunkt gewählt hatte.

Als der Goldfuchs, mit dem Vorderhuf scharrend, vor dem gewaltigen Felsbrocken hielt, war es genau Mittag. Der Sheriff sah sich um. Alles war einsam und verlassen. Auf einem Felsvorsprung sonnte sich eine Eidechse.

»Na ja, habe es doch gewusst. Dachte doch gleich, dass es solche Burschen nicht für nötig halten, pünktlich zu sein«, knurrte der Sheriff ärgerlich. »Da bringt man seinen Hintern in Schweiß, und dann ...«

»Solche Burschen, womit Sie sicher uns Rangers meinen, sind durchaus pünktlich, Sheriff Timberlake«, hörte er plötzlich eine Stimme in seinem Rücken.

»Damn!« Der Sheriff fuhr im Sattel herum, und seine Rechte lag blitzschnell am Coltkolben. Seine Augen waren zu schmalen Schlitzen zusammengezogen.

»Sie sind verdammt misstrauisch. Hier, zu Ihrer Beruhigung, Mr. Timberlake!«

Der junge Mann mit dem braungebrannten energischen Gesicht, in dem zwei Augen vergnügt funkelten, hielt dem Sheriff auf der ausgestreckten Hand ein kleines Metallschildchen entgegen. Der von einem schmalen Silberkreis umgebene fünfzackige Silberstern auf blauem Grund, das Abzeichen der Texas-Rangers, blitzte hell in den Strahlen der Sonne.

»Also doch. Sie schickt man mir?« Sheriff Timberlake musterte missmutig die schlanke, mittelgroße Figur des lächelnd vor ihm Stehenden. »Ich hatte doch extra geschrieben, es wäre 'ne Sache für euren Boss, Mann«, murrte er. »Und jetzt schickt mir dieser ausgerechnet das jüngste Baby eures Vereins.«

»Yeah – wenn ich Ihnen nicht gefalle«, erwiderte der so abfällig Beurteilte mit bedauerndem Achselzucken. »Hello, Snuffy! Kannst du mal für einen Augenblick deine Mahlzeit unterbrechen? Es ist möglich, dass deine Kragenweite dem verehrten Sheriff von Mosquito besser passt.«

»Hell and devil! Muss man denn immer im Essen gestört werden!«, grunzte es empört. Der Mann, zu dem das heisere Organ gehörte, schob sich hinter dem Totenstein hervor. Er war auffällig lang und hager. Seine leicht rötliche Knollennase ließ darauf schließen, dass er ein Freund des Alkohols war. Er trug die gleiche Cowboykleidung wie sein jüngerer Freund, nur war sie wesentlich abgewetzter und recht ungepflegt.

»Bin Sergeant Snuffy Patterson, der Adjutant von Captain Prox, Sheriff«, stellte er sich hoheitsvoll vor. »Es geht wohl wieder einmal nicht ohne mich?«, fügte er mit einem spöttischen Blick auf den Freund hinzu.

»Na ja, das klingt schon besser«, stellte Timberlake zufrieden fest. »Ich hatte ja eigentlich erwartet, dass der Captain sich selbst bemühen würde. Hatte es extra dringlich gemacht über den Gouverneur. Aber eurem Oberbonzen wird ein Landsheriff eben nicht fein genug sein.«

»Ich weiß wirklich nicht, was Sie wollen, Sheriff!«, beschwerte sich der junge Mann heiter. »Soeben haben Sie noch erklärt, dass Sie mit mir nichts zu tun haben wollen.«

»No, mit Ihnen nicht, Sie Ranger-Säugling!«, röhrte Timberlake. »Aber mit Ihrem Boss, mit Tom Prox, Mann. Will dem nämlich ein Ding vorsetzen, woran er zu knabbern haben wird.«

»Na los, dann lassen Sie mich knabbern!«, verlangte der »Rangers-Säugling« unerschüttert.

Jetzt ging dem Bullenbeißer von Sheriff endlich ein Licht auf.

»Sie sind doch nicht etwa ...?«, stotterte er.

»Mein Boss hat nun mal den Fehler, dass er noch verdammt jung ist, aber er kann nichts dafür, und es ist zudem ein Fehler, der mit jedem Tag kleiner wird«, erklärte der lange Sergeant grinsend.

»Spaß beiseite! Steigen Sie ab, Sheriff! Wollen hören, was Sie zu sagen haben«, meinte Tom Prox schnell, als der Sheriff verlegen zu einer Entschuldigung ansetzte.

»Wir sind gerade beim Picknick, Mr. Timberlake. Sie können mithalten«, lud Snuffy Patterson ein. »Möglich, dass Sie 'nen Schluck Old Golden Bourbon nicht verschmähen. Ich habe ihn noch rasch in Amarillo eingekauft, bevor wir dort starteten«, fügte er hinzu.

»Teufel! Sie kommen von Amarillo durch das ganze Waldgebirge, Rangers?«, wunderte sich der Sheriff, während er aus dem Sattel kletterte. »Canadian wäre doch bedeutend näher und bequemer gewesen. Es gibt von dort bis zu unserem Distrikt sogar eine leidlich gute Fahrstraße.«

»Ja, und eben deshalb kamen wir nicht über Canadian«, erwiderte Tom Prox. »Sie schrieben doch, unser Treffen solle möglichst geheim bleiben, und Sie gaben ja deshalb auch als Treffpunkt den abgelegenen Totenstein hier an. In Canadian und auf dem Weg hierher wären wir aber nicht ungesehen geblieben. Amarillo ist Eisenbahnknotenpunkt; da konnten wir unsere Gäule unbemerkt ausladen.«

»Natürlich, Sie haben recht, und ich bin ein Esel«, sagte der Sheriff und folgte den vorangehenden Rangers, seinen Goldfuchs am Zügel hinter sich herziehend.

Snuffy Patterson hatte seine Schätze auf einem gefällten Baumstamm ausgebreitet. Morris Timberlake hielt, ohne sich lange zu zieren, bei dem Mahl mit. Auch einen Schluck von dem angepriesenen Golden Bourbon verschmähte er nicht.

»Sie hatten also im ganzen vier rätselhafte Totenfunde in den vergangenen Wochen«, begann Tom Prox. »Ich will einmal ganz kurz rekapitulieren, was ich selbst inzwischen darüber weiß: Es wurden vier Tote in Abständen von nur wenigen Tagen gefunden. Die vier Männer wurden fraglos ermordet, das heißt erschossen. Die Totenfunde wurden alle im Flusstal, unweit des Canadian-River, gemacht.« Er dachte kurz nach. »In zwei Fällen hatten Cowboys vorher Schüsse gehört; sie fanden dann aber nur noch den Ermordeten, als sie am Tatort ankamen. In den anderen beiden Fällen fand man die Leichen rein zufällig. Ist das so weit richtig, Mr. Timberlake, oder wäre noch etwas hinzuzufügen?«

»Es ist so richtig, Sir. Nur waren auch die anderen Funde nicht so ganz zufällig, denn die kreisenden Geier machten auf die Toten aufmerksam. Und alle Leichen lagen in der Gegend bei der Skorpionschlucht. Dies ist ödes, ungenutztes Prärieland und gehört der Regierung.«

»Okay. Weiter ist dann bemerkenswert, dass die vier getöteten Männer in Ihrem Distrikt weder ansässig noch bekannt waren. Keiner der Bewohner hatte sie vorher gesehen oder ...«

»Gott möge uns vor solchem Gelichter bewahren, Captain«, unterbrach der Sheriff den Ghostchef heftig. »Sie hätten nur diese Galgenvogelvisagen sehen sollen. Sie waren ja auch noch im Tode verdammt hässlich und abstoßend.«

»Darauf wollte ich gerade kommen«, sagte Tom Prox. »Was soll diese seltsame Invasion in diesem Teil von Nordtexas? Viehraub ist doch seit Langem nicht mehr vorgekommen und auch kaum erfolgversprechend ...«

»No, die letzten Rustler habe ich selbst vor sechs Jahren aufs Kreuz gelegt«, fiel der Sheriff dem Ranger abermals ins Wort. »Und seitdem die Kleinbahnstrecke bis nach Mosquito geht, hat sich bei uns ja auch vieles verändert. Gerade die Bahn, wenn's auch nur 'ne Nebenstrecke ist, hat dazu beigetragen. No, Gents, wir sind nicht mehr so hinterwäldlerisch, wie man uns gern hinstellt.« Man merkte ihm den Stolz ein wenig an.

»Die Toten, die wir fanden, sahen nicht wie Rustler aus. So was sieht man. Ich wenigstens kenne mich da aus. Wenn die Kerle auch Cowboykleidung trugen – es waren keine Viehdiebe, auch keine Satteltramps oder schnelle Kanonen. Es gibt für derartige Zeitgenossen so bestimmte Anzeichen, behaupte ich.«

»Yeah, das stimmt schon«, erwiderte Tom Prox. »Aber zu welcher Kategorie von Menschen gehörten denn nun die Toten?«

»Meiner Meinung nach stammten die Burschen nicht aus dem Westen, aus Texas oder New-Mexico, Colorado, Kansas und Oklahoma. Das führte in früheren Zeiten oft zu Schwierigkeiten. Wenn hier jemand gegen die Gesetze von Texas verstoßen hatte, wechselte er rasch in einen der anderen Staaten, wo seine Tat nicht geahndet werden konnte. Ich habe damit öfter viel Ärger gehabt genau wie die Sheriffs jenseits der Grenzen. Jetzt ist das ja nun besser geworden, weil durch die neuen Gesetze ...«

»Wollen wir zunächst mal bei der Sache bleiben«, stoppte Tom Prox lächelnd den Sheriff, der sich in Eifer geredet hatte. »Die Männer, um die es sich handelt, starben in Ihrem Amtsbereich, also in Texas.«

»Ja, aber ich tippe darauf, dass sie in den Oststädten beheimatet waren.«

»Ich las es in Ihren Berichten«, erklärte Tom Prox, während Patterson überrascht einen leisen Pfiff anstieß. »Und wenn Ihre Ansicht richtig ist, dann macht das die Angelegenheit noch rätselhafter.«

»Aber man muss doch etwas gefunden haben, woraus ...«, meldete sich Snuffy ungefragt.

»Das hat man eben nicht, Snuffy«, unterbrach ihn der Ghostchef. »Sonderbarerweise fand sich bei sämtlichen Toten nichts – weder Papiere noch irgendetwas, das auf die Namen oder das Herkommen schließen ließ.«

»So ist es«, sagte der Sheriff. »Ihre Taschen waren sämtlich umgekrempelt und leer. Auch die Gäule fehlten samt den Sätteln und Packtaschen. Dabei mussten sie den Hufspuren nach Pferde gehabt haben. Es waren ja auch Haare und frische Schweißflocken der Tiere an Hosen und Stiefeln zu sehen. Sporen trugen sie auch, aber sonst nichts, was Aufschluss gab. Keine Colts – nicht einmal Munition.«

Der Sheriff sah verdrossen vor sich hin.

»Deshalb schrieb ich dann den Brief an Sie, Captain«, fuhr er fort. »Fiel mir verdammt schwer, denn bisher bin ich mit allem allein fertig geworden. Es macht aber keinen Spaß, alle paar Tage irgendwo in der Gegend mit irgendwelchen namenlosen Leichen hantieren und lange Protokolle anzufertigen zu müssen«, schnaubte er.

»Das haben Sie ganz wundervoll gesagt«, begeisterte sich Snuffy Patterson.

»Und in Mosquito kann ich mich auch bald nicht mehr sehen lassen«, setzte der Sheriff sein Klagelied fort. »Sogar mitten auf der Main-Street werde ich am helllichten Tag von allen Leuten angepflaumt, wann denn nun wohl der nächste unbekannte Tote fällig wäre. Es ist einfach zum Aus-der-Haut-Fahren! Und Sie haben darüber natürlich leicht feixen, Sergeant«, schloss er wütend, als der lange Sergeant ihn anlachte.

In diesem Augenblick scharrte die Stute des Captains mit dem Vorderhuf und wieherte leise. Tom kannte diesen Ton bei seinem Tier.

»Susy muss gehört haben, dass jemand kommt«, sagte er.

Kurz darauf hörten die drei Männer den Hufschlag mehrerer Pferde, die sich rasch näherten.

»Was tun wir?«, flüsterte der Sheriff bestürzt.

»Wollen zunächst abwarten, ob sie vorbeireiten«, gab Tom Prox zurück. »Wir sind ja durch den Felsblock und die hohen Hecken gut gedeckt.«

Dem Galoppschlag nach mussten es drei Pferde sein, die genau auf den Totenstein zuhielten.

»Brrr, Darling!«, rief eine helle Mädchenstimme. »Hier ist die Spur zu Ende.«

Das Trommeln der Hufe auf dem Waldboden verstummte mit einem Schlag, und die Pferde standen und schnaubten.

»Ausgerechnet die ABC-Girls«, stöhnte der Sheriff verhalten. Es war eine Bemerkung, mit der die Ghosts wenig anzufangen wussten.

»Möchte wissen, was die Bulldogge hier am Totenstein zu suchen hat«, fuhr die Mädchenstimme fort.

»Vielleicht ist der alte Zausel wieder auf Leichensuche«, wurde eine zweite Stimme laut, und ein Lachen folgte.

»Das ist nicht zum Lachen, Girls!« Die Stimme, die das sagte, klang seltsam tief und erinnerte an den Klang einer gesprungenen Glocke.

»Damn, wir müssen ihn aber finden, den Bullenbeißer«, erwiderte die zweite Stimme.

»Die Hufspuren seines Knochengestells von Gaul biegen ja hier vom Pfad ab, Ladys, und Stiefelspuren sind auch zu sehen. Ho, mindestens drei Figuren mit hohen Hacken sind hier gelaufen. Wollen mal da hinterher und ...«

»Nicht erforderlich, Ladys, dass Sie sich bemühen!«, rief Tom Prox. So ungelegen ihm auch diese drei sonderbaren Mädchen in diesem Augenblick kamen, hatte er doch Mühe, das in ihm aufsteigende Lachen zu unterdrücken »Wir kommen selbst zu Ihnen, Ladys. Nun los doch, Sie ... hm ... Bullenbeißer!« Er stieß den verdatterten und wie angewurzelt stehenden Sheriff vergnügt an.

»Damn ... aber Sie wollten doch ... ich meine, wir alle wollten doch, dass es geheim ...«

»Herrgott, wir sind nun mal erwischt worden, Mann«, unterbrach der Ghostchef den hilflos Stammelnden und schob ihn vor sich her auf den Wildpfad.

Als sie um den Felsbrocken bogen, blickten sie genau in die Mündungen dreier Colts, die unmissverständlich auf sie gerichtet waren.

»Wissen Sie genau, dass diese Kanonen ungeladen sind, Ladys?«, fragte der lange Sergeant neugierig.

»Ungeladen?«, verwunderte sich eine der Ladys. »Wieso ungeladen?«

»Weil ein anständiger Mensch nicht mit einer geladenen Waffe auf einen anderen anständigen Menschen zielt«, knurrte Patterson vorwurfsvoll.

»Okay. Es ist alles in Ordnung, Girls. Mr. Timberlake ist da und hat seine Revolver am Gürtel«, meinte das Mädchen mit der Glockenstimme und schob ihren Colt ins Holster zurück.

Wie an einer Schnur gezogen, folgten die anderen beiden Mädchen diesem Beispiel. Es waren die gleichen schnellen, etwas eckigen Bewegungen, mit denen sie das taten.

An den drei Mädchen schien überhaupt alles gleich zu sein. Sie hatten die gleichen schwarzen Lockenhaare, im Nacken mit roten Bändern zusammengehalten. Die drei Augenpaare, deren völlig gleiches, tiefes Blau sich wirkungsvoll von dem schwarzen Haar abhob, wiesen den gleichen, etwas eigenwilligen Ausdruck auf.

Die schwarzbraun gebrannten, hübschen Gesichter der kaum zwanzigjährigen Mädchen glichen sich wie ein Ei dem anderen. Sogar bei der Kleidung und den Pferden war diese Übereinstimmung vorhanden. Die drei Mädchen trugen dieselbe rohlederne, mit bunten Bändern verzierte Reittracht; sie hatten die gleichen breiten Büffelledergurte um die schmalen Hüften geschnallt, und die schmalen Holster daran hingen an verkürzten Riemen von gleicher Länge.

Die Wallache, die sie ritten, hatten goldfarbenes Fell mit sternförmiger Stirnblässe. Keine Frage: Diese drei Mädchen, die der Sheriff die ABC-Girls genannt hatte, waren zweifelsohne Drillinge.

»Ja, der alte Zausel, die Bulldogge ist da! Was wollt ihr von ihm, ABC-Girls?«, grollte Morris Timberlake unwirsch mit einem Gesichtsausdruck, der ihm nun wirklich eine täuschende Ähnlichkeit mit einem verärgerten Bullenbeißer gab.

»Nehmen Sie's nicht krumm, Onkel Morris. Wir konnten doch nicht ahnen, dass Sie das hören«, meinte eines der Mädchen.

»Der Lauscher an der Wand hört seine eigene Schand«, äußerte kichernd eine der beiden anderen.

»Du als die Jüngste hast den Mund zu halten«, fiel das Mädchen mit der Glockenstimme ein. »Wir hätten Sie gern allein gesprochen, Onkel Morris«, fügte sie mit einem Seitenblick auf die Rangers hinzu. »Ist etwas ... etwas sehr Wichtiges für Sie als ... als Sheriff«, kam es bedeutend unsicherer hinterher. »Wir hörten, dass Sie früh von Mosquito abgeritten waren und fanden dann die Hufspur Ihres ...«

»... Knochengestells von einem Gaul. So war es doch«, fiel der Sheriff grimmig ein.

»Herrgott, Girls, Onkel Morris ist heute noch grantiger als sonst«, beschwerte sich eines der Mädchen.

»Na, wie wird er dann erst sauer sein, wenn er erfährt, dass du einen Boy aus dem Sattel geholt hast, Betty«, sagte das Mädchen, das von der anderen als die Jüngste bezeichnet worden war.

»Hell and devil, soll das etwa heißen, dass eine von euch auf jemanden geschossen hat? Zum Teufel, raus mit der Sprache!«, fuhr der Sheriff hoch.

»Klar, so war es. Betty schoss. Anny und ich waren ja noch zu weit fort. Und die Kugel saß. Der Boy fiel vom Gaul wie eine überreife Pflaume vom Baum«, erklärte die Jüngste.

»Sie waren mit einer ganzen Herde wieder einmal auf unserem Weideland. Wir kamen gerade noch zurecht, um die Rinder herumzudrücken«, ergriff nun wieder die Glockenstimme das Wort. »Betty traf einen der Kerle, bevor sie abrauschten. Es war ein guter Schuss.«

»Ein Cowboy von der Lone-Star-II-Ranch?«

»Wer sonst, wenn nicht dieses Pack von Will Hillery, treibt Vieh über fremde Weiden?«, entgegnete das Mädchen heftig.

»Und der Mann ist tot?«