Tom Prox 126 - Alex Robby - E-Book

Tom Prox 126 E-Book

Alex Robby

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Beschreibung

In Arizona ist der Teufel los! Eigentlich müsste man sogar sagen "die Teufel sind los!"
Denn eine Bande von Mordbrennern hat bereits einige der größten Ranches des Landes erbarmungslos niedergebrannt und Tod und Verzweiflung hinterlassen. Verblüffend aber ist, dass die Brandstifter weder das wertvolle Vieh geraubt noch dass sie die stolzen Herrenhäuser geplündert hätten.
Genau das ist es aber, was Tom Prox, der von Rancher Will Greenwood zu Hilfe wurde, die größte Sorge bereitet: das fehlende Motiv! Die Untaten erscheinen völlig sinnlos, und dennoch sind die Ghosts überzeugt, dass auch diese Täter, wie alle Gangster, einen ganz bestimmten Zweck verfolgen.
Da von den bisher noch verschonten Ranches die Hazienda des mexikanisch-stämmigen Don Carlos Mondano del la Carrozza die mit Abstand lukrativste, weil mit verschwenderischem Reichtum protzende Besitzung zu sein scheint, macht sich Prox auf den gefährlichen Weg zu Don Carlos. Und schon bald scheint ein Auftragskiller Jagd auf den Captain der Ghost Squad zu machen ...


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Inhalt

Cover

Rebellen der Freiheit

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

Vorschau

Impressum

Rebellender Freiheit

Von Alex Robby

In Arizona ist der Teufel los! Eigentlich müsste man sogar sagen »die Teufel sind los!«

Denn eine Bande von Mordbrennern hat bereits einige der größten Ranches des Landes erbarmungslos niedergebrannt und Tod und Verzweiflung hinterlassen. Verblüffend aber ist, dass die Brandstifter weder das wertvolle Vieh geraubt noch dass sie die stolzen Herrenhäuser geplündert haben.

Genau das ist es aber, was Tom Prox, der von Rancher Will Greenwood zu Hilfe wurde, die größte Sorge bereitet: das fehlende Motiv! Die Untaten erscheinen völlig sinnlos, und dennoch sind die Ghosts überzeugt, dass auch diese Täter, wie alle Gangster, einen ganz bestimmten Zweck verfolgen.

Da von den bisher noch verschonten Ranches die Hazienda des mexikanisch-stämmigen Don Carlos Mondano del la Carrozza die mit Abstand lukrativste, weil mit verschwenderischem Reichtum protzende Besitzung zu sein scheint, macht sich Prox auf den gefährlichen Weg zu Don Carlos. Und schon bald scheint ein Auftragskiller Jagd auf den Captain der Ghost Squad zu machen ...

1. Kapitel

Will Greenwood sah zur Mondsichel empor und nickte zufrieden.

Es musste genau Mitternacht sein. Er lehnte die Winchester, die er während seiner Wache schussbereit in der Armbeuge getragen hatte, an die Hauswand und schlüpfte leise durch den Türspalt in das Haus.

Selbst wenn der Mond seine Silberstrahlen nicht durch den Türspalt und die zwei kleinen, an Schießscharten erinnernden Fenster ins Innere des Blockhauses geworfen hätte, würde der Alte kein Licht benötigt haben. Er hatte vor mehr als vierzig Jahren den Grundriss selbst entworfen und den Bau später aus gewaltigen Baumstämmen in einer nahezu vier Jahre dauernden zähen Arbeit errichtet.

Das Blockhaus war ein massiver Bau. Die Hauptstärke lag darin, dass es im Inneren überhaupt nur einen einzigen, dafür aber sehr großen quadratischen Raum gab.

Die Einrichtung war in den besagten vierzig Jahren kaum verändert worden, lediglich die Betten für seine fünf Söhne hatten im Laufe der Jahrzehnte mehrmals vergrößert werden müssen. Sie engten nun den Raum gewaltig ein, denn selbst der kleinste der Greenwood-Nachkommen stand fast zwei Meter hoch in seinen Stiefeln.

Als seine Frau noch gelebt hatte, waren in der einen Ecke die beiden Ehebetten durch schwere Fellvorhänge vom Rest abgetrennt worden, jetzt aber standen sechs Pritschen ringsum an den Wänden verteilt. Die Symmetrie wurde nur durch den aus behauenen Feldsteinen zusammengesetzten Ofen und der offenen Feuerstelle unterbrochen.

In der Mitte standen ein klobiger Tisch und sieben Stühle, darüber pendelte eine Messinglampe.

Über den Betten waren breit ausladende Borde angebracht, auf denen so wichtige Dinge wie eine Flasche »Dr. Samuelisons Patentmedizin gegen Erkrankungen von Mensch und Vieh«, ein Buch über erfolgreiche Pferdezucht, in dem nie einer der Boys je gelesen hatte, sowie verschiedene Schachteln mit Colt-Munition, Hornknöpfen, Lederfett und Waffenöl malerisch gruppiert waren. Auch Scher- und Brandeisen fehlten nicht auf den ungehobelten Brettern.

Will Greenwood ließ sich ächzend auf einem der Stühle nieder und lockerte den Coltgürtel. Sein Rheuma machte ihm wieder einmal schwer zu schaffen, obgleich er das nicht wahrhaben wollte.

Er blieb kurze Zeit still sitzen und hörte auf die Schlafgeräusche seiner Söhne. Missmutig schüttelte er den Kopf. Das ging nun schon seit mehr als zwei Monaten so. Am Tage die harte Arbeit im Steinbruch und beim Treiben der kleinen Pferdeherde in den Hängen, des Nachts dann abwechselnd die Nachtwache vor dem Blockhaus und der Fenz, immer mit der gespannten Büchse in der Hand.

Andrew, der älteste der fünf Brüder, wälzte sich im Schlaf von einer Seite auf die andere, und die Pritsche knarrte dabei in allen Fugen. Als der Vater ihn dann leicht mit der Hand an der Schulter berührte, fuhr Andrew sofort hoch. Noch halb im Liegen glitt seine Rechte zum Colt, der in dem umgeschnallten Büffelledergurt steckte.

Für einen Augenblick stand ein zufriedenes Lachen auf dem harten Gesicht des Alten. Seine faltige, sich wie rissiges Pergament über den Wangenknochen spannende Haut bekam dabei noch tiefere Furchen. Trotz aller Mühen waren die Boys doch auf Draht.

»Mitternacht, Andrew. Du bist an der Reihe«, raunte Greenwood dem noch auf dem Bett hockenden Jungen zu. Ohne eine Antwort abzuwarten, begann er dann seine schweren Reitstiefel von den Füßen zu ziehen.

Es war die einzige Erleichterung, die sich die sechs Männer noch gönnten, nachdem die geheimnisvollen, nächtlichen Überfälle auf einzelne Rancher im Bezirk begonnen hatten. Seit zuerst die Billerton-Ranch, dann die River-Glance-Ranch und, trotz ihrer großer Cowboy-Crew, schließlich auch noch die Blue-Water-Ranch auf unerklärliche Weise in Flammen aufgegangen waren, schliefen sie auf der Greenwood-Ranch angezogen und mit umgeschnallten Coltgürteln.

Andrew war inzwischen in seine Stiefel gestiegen. Obwohl er sich Mühe gegeben hatte, dies lautlos zu tun, wurden zwei seiner Brüder durch das leise Klirren der Sporenräder wach und richteten sich auf ihren Pritschen auf. Als sie den Vater und den Bruder sahen, wollten sie sich beruhigt wieder zurücksinken lassen, stutzten aber, als von draußen her plötzlich ein Geräusch aufklang ... Pferdehufe!

Auf einen kurzen Ruf des Alten waren nun auch die letzten zwei Männer auf den Beinen. Wortlos griffen sie zu den an den Wandhaken über den Betten hängenden Gewehren.

Während Will Greenwood mit dem Ältesten die Sicherung der starken Bohlentür übernahm, bezogen Francie und Charles an den beiden kleinen Fenstern der Hausfront Posten.

Milton und Harold, die jüngsten der Greenwood-Brüder, waren für die Sicherung der Rückseite des Hauses verantwortlich. Sie traten mit ihren Büchsen an die beiden schmalen Schießscharten, die zur Beobachtung und Verteidigung aus den klobigen Baumstämmen herausgehauen und mit zwei in breiten Lederscharnieren hängenden Bohlenklappen versehen worden waren, welche sich ohne Geräusche öffnen ließen.

»Und ausgerechnet jetzt müssen uns diese verdammten Wolken das bisschen Büchsenlicht nehmen«, knurrte der Alte, als die Mondstrahlen schwächer und schwächer wurden und die Umgebung des Blockhauses in eine undurchdringliche Dunkelheit tauchten. »Die Gäule in der Fenz sind unruhig«, fuhr er flüsternd fort, als er einen Augenblick gelauscht hatte, »aber sonst ist nichts mehr zu hören.«

»Es kann nur ein einzelner Reiter gewesen sein, Dad«, meinte Andrew. »Sein Gaul steht still, der Mann wird abgesessen sein. Aber warum meldet er sich dann nicht?«

»Hallo! Wer ist dort?« Will Greenwood brüllte es mit seiner starken Stimme in die Nacht hinaus.

»Geister kommen um Mitternacht, Will Greenwood.« Ein leichtes Lachen folgte den Worten des Unsichtbaren. »Sie riefen einen Geist, und nun ist er da!«

»By gosh ... das ist seine Stimme! Es muss der Texaner selbst sein«, murmelte der Rancher. In einem plötzlichen Entschluss stieß er die angelehnte Tür weit auf. »Wenn Sie der sind, den ich erwarte, lassen Sie Ihr Gesicht sehen, Mann!«, rief er laut. »Aber machen Sie rasch, sonst, beim Teufel, knallt's!«

Abermals kam ein leises Lachen aus der Finsternis. Ein winziges Flämmchen glomm auf. Der Schein des angestrichenen Wachszündhölzchens fiel für eine Sekunde auf ein lächelndes, braungebranntes Gesicht, bevor es wieder verlosch.

»In Ordnung. Er ist's tatsächlich! Hätte das nicht gedacht.« Will Greenwood schien aufzuatmen. »He, Milton, steck die Lampe an, wir bekommen Besuch!«

Das rötlich-warme Licht der unter der Decke hängenden Petroleumlampe begann sich gerade über dem Raum auszubreiten, als auch schon der nächtliche Besucher eintrat. Seine dunklen Augen funkelten vergnügt, als er dem alten Mann die Hand entgegenstreckte. »Schlechte Zeit für einen Besuch, aber es ging nicht eher«, sagte er dabei.

»Ich habe weiß Gott nicht geglaubt, dass Sie sogar selbst kommen würden, Sir«, erklärte Greenwood, die Hand des anderen kräftig schüttelnd.

»Da müssen Sie ja eine verdammt schlechte Meinung von mir haben, Oldman.« Der Ghostchef lächelte. Er ließ den Stetson vom Kopf am Halsriemen auf den Rücken gleiten, zog dann die Reithandschuhe aus und steckte sie vorne in den Gürtel.

»No, so meine ich das nicht, sonst hätte ich ja nicht an Sie geschrieben«, erklärte der Alte. »Das Geschmiere ist mir verdammt nicht leichtgefallen. Ein Wunder, dass Sie es überhaupt haben entziffern können, Sir.« Er grinste ebenfalls. »Ich dachte nur, Sie würden Wichtigeres zu tun haben, als wegen des Kummers eines alten Mannes und ...« Er sprach nicht zu Ende, sondern zuckte nur mit den Achseln. »Das hier ist meine Brut, Sir!« Er deutete mit einer kreisenden Handbewegung auf die fünf Riesengestalten, die den Ghostchef schweigend anstarrten.

»Donnerwetter, die Burschen sind Ihnen aber sämtlich erheblich über den Kopf gewachsen, Mr. Greenwood«, meinte Tom Prox amüsiert.

»Aber nur, was die Körperlänge betrifft, Sir. Sonst ... na, ich geniere mich nicht, sie auch jetzt noch gelegentlich zu versohlen, wenn sie nicht spuren, die Boys.«

»Trotzdem solltest du uns wenigstens erklären, was dieser Besuch zu bedeuten hat, Dad«, meinte Harold, und sein Bruder Milton nickte zustimmend.

»Die beiden sind Zwillinge und die jüngsten der Crew, daher verwöhnt und mit dem Maul immer vorneweg«, erklärte Greenwood grollend. »Und mein Besuch geht euch einen feuchten Kehricht an, damit ihr es wisst. Den gibt es gar nicht, versteht ihr? Und jetzt trollt euch davon! Milton und Harold übernehmen die Wache auf dem Hof und am Tor. Die anderen verziehen sich in den Anbau. Ich habe hier zu tun.«

»Du hältst uns, weiß Gott, wohl immer noch für dümmer, als wir tatsächlich sind, Dad«, stellte Andrew breit grinsend fest. »Dabei hast du uns zur Genüge von deinem alten Freund aus Texas, dem berühmten Ranger, erzählt. Ich wusste daher auch sofort, wer Sie sind, Sir«, wandte er sich an Tom Prox.

»Sie sagten doch draußen etwas von einem Geist, den Dad gerufen hätte und der nun gekommen sei. Da ging mir ein Talglicht auf. Dad prahlt immer damit, dass er seit dem vorigen Rodeo mit dem Captain der Ghost Squad eng befreundet wäre und ...«

»Willst du verdammter Lümmel mir die Worte im Mund verdrehen? Ich habe nur gesagt, dass ich Captain Prox kenne ... verstehst du?«, fiel der Alte seinem Sohn hastig und doch etwas verlegen ins Wort.

»Sie enttäuschen mich jetzt schon zum zweiten Mal, Oldman«, meinte Tom Prox mit gespieltem Unmut, aber mit lachenden Augen. »Ich dachte nämlich wirklich, wir wären befreundet – von damals her, als Sie mir halfen, die Pferdediebe am Blance-Pass zu stellen. Ich erinnere mich noch sehr genau daran, dass wir dann später auf dem Rodeo, so beim sechsten oder siebenten Glas, ›Will‹ und ›Tom‹ zueinander sagten. Das war doch wohl so in Davis ... oder irre ich mich? Ja, ›Will‹ und ›Tom‹! Und nun auf einmal wieder ›Sir‹ und ›Mr. Greenwood‹? Nun gut, wenn du es durchaus so haben willst, Will, dann kann ich ja zu dir auch mal zur Abwechslung ›Sir‹ sagen.«

»Damn ... Tom! Das ist doch nur aus Respekt vor dir. Die Jungen werden sonst zu schnell vertraulich, wie das bei solchem Kroppzeug nun mal ist. Du bist zwar ein berühmter Ranger, Tom, aber von Kindererziehung verstehst du nicht die Bohne!«

»Kindererziehung, das ist gut gesagt. Schätze, dass dein Ältester dort wohl schon die Mitte der Dreißig erreicht hat.« Mit einem Blick auf den schnurrbärtigen Riesen musste Tom jetzt hell auflachen.

»Ich bin vor zwei Monaten achtunddreißig geworden, Mr. Prox«, stellte Andrew richtig. »Und unsere Jüngsten, die Zwillinge, die nullen im Herbst zum dritten Mal, werden also dreißig. Aber unser Vater tut immer noch so, als wären wir alle unmündige Kinder, die bei jeder Gelegenheit gegängelt werden müssen.«

»Was denn sonst?«, knurrte der Alte bissig. »Bei euch Boys muss man heute noch gewaltig aufpassen, dass ihr euch auch die Hälse richtig wascht!«

»Eigentlich bin ich ja nun nicht gekommen, um mir eure Familiengeschichten anzuhören«, warf Tom Prox ein. »Ich habe vom Pecos bis hier zu euch herunter immerhin zwei gute Tage und die halben Nächte im Sattel gesessen.«

»Klar, natürlich! Aber meine Bengels denken auch an gar nichts«, fuhr der Alte wütend hoch. »Los, Francie, was stehst du noch da wie ein Ölgötze? Setz gefälligst Kaffeewasser auf! Und Charles, warum ist der Schinken noch nicht aus der Räucherecke geholt? Soll ich dir verdammtem Kerl erst Beine machen? Raus mit den Zwillingen auf den Hof! Andrew, versorge den Gaul des Rangers! An alles muss man bei diesen langweiligen Pinseln selber denken!«

Plötzlich kam reges Leben in das Blockhaus. Der Boden dröhnte, als Greenwoods Riesensöhne durcheinanderwirbelten. Der Ghostchef bekam Andrew gerade noch im letzten Augenblick am Ärmel zu packen, bevor er aus der Tür wollte. Er zog ihn energisch wieder zurück. »Lass die Stute stehen, wo sie steht, Boy«, sagte er warnend.

»Meine Lady ist nämlich verdammt empfindlich und eigen. Sie lässt sich von Fremden nicht gern anfassen. Es könnte sonst leicht sein, dass du nach einem Zusammenstoß mit ihr zu Dr. Samuelisons Patentmedizin greifen müsstest.«

Charles, der zweitälteste, servierte nun einen riesigen, auf einem Holzteller liegenden Schinken, legte einen Laib groben Brotes daneben und stellte eine gewaltige Butterdose dazu.

Dann holte er für den Gast und seinen Vater zwei große Kaffeetöpfe von einem Wandbord. Klirrend ließ er zwei Zinnlöffel hineinfallen und schob sie über den Tisch. Eine große, bis zum Rand gefüllte Zuckerdose machte bei diesem festlichen Aufwand zu einem mitternächtlichen Mahl den Schluss.

Während das Kaffeewasser in einem über dem offenen Holzkohlenfeuer hängenden Kupferkessel zu brodeln begann, blieb es still im Raum. Tom Prox hatte sich eine Zigarette angezündet und zog müde an ihr. Der Oldtimer grübelte vor sich hin. Erst als der heiße Kaffee in den Töpfen vor den beiden dampfte, löste sich der Bann. Der Ghostchef schnitt sich ein beachtliches Stück Schinken herunter und bediente sich mit Brot und Butter.

»Ich werde dir später sagen, warum ich dir schrieb, Tom«, meinte der alte Greenwood schließlich. »Es wäre sonst nämlich leicht möglich, dass dir der Appetit vergeht, und das wäre schade um den Schinken. Ihr Texaner könnt sagen, was ihr wollt, aber die Arizona-Schweine haben nun mal ein kernigeres Fleisch als eure.«

»Hoho, dafür haben wir aber in Texas die Longhorn-Rinder, mein lieber Will«, erwiderte Tom Prox lachend. »Eure Arizona-Kühe haben ja statt der Hörner nur vier Ohren!«

»Sag nichts gegen unsere White Faces, Tom!«, fuhr der Alte auf. »Unsere Herefords, die ihr verächtlich Weißgesichter nennt, sind zwar kleiner, aber genauso wild wie eure Rinder. Aber sie gedeihen eben auch bei kurzem Gras und vor allem in der Winterkälte der Berge, wo eure empfindlichen Longhorns wie die Eintagsfliegen über Nacht krepieren würden.« Der Oldtimer schnaubte verächtlich durch die Nase.

»No, ein Texas-Rind würde nur vor Heimweh in euren düsteren Arizona-Mountains eingehen, Will«, führte Tom Prox diesen Streit amüsiert weiter. »Und ein echter Texas-Stier würde außerdem bestimmt bei euch einen Herzschlag bekommen, wenn er sich von Männern ohne Handschuhe treiben lassen muss.«

»Jeder liebt sein Land«, lenkte der alte Greenwood ein. »Du bist Texaner und ich Arizona-Mann, wenn meine Grenzsteine auch mit der Staatengrenze zusammenfallen.« Im selben Augenblick aber wurde sein Gesicht finster. »Und das ist es, Tom. Du kennst die Guadalupe-Mountains nicht so gut wie ich. Viele nennen diese Berge ein wildes Land wegen ihrer Canyons und der steilen Hängen, hinauf zum Hochwald. Ich sage, es ist ein sehr schönes Land in seiner Einsamkeit; ein Land mit Männern, die noch Männer sind und denen die Colts stets locker in den Holstern sitzen.« Kurz schien der Alte nachzudenken.

»Habe dir ja erzählt, dass ich vor mehr als dreißig Jahren hier Expressreiter war, um was dazu zu verdienen, als ich hier siedelte. Es waren damals noch wilde Zeiten, und es wimmelte von Rustlern, Banditen und Outlaws in unseren Bergen. Ich habe so manches Mal gesehen, dass ein Mann um ein Nichts aus den Stiefeln geschossen wurde, und ich habe selbst so manchen Räuber, der es auf meinen Postsack abgesehen hatte, aus dem Sattel geholt. Es gab eine Zeit, da wurde die Postkutsche alle paar Wochen am Misery-Pass überfallen und ausgeraubt. Man nahm es einfach achselzuckend in Kauf, hieß eben nicht umsonst der Elendspass, die verteufelte Serpentinenstraße durch das Waldgebirge.« Wieder machte er eine kurze Pause.

»Es gab aber auch ruhigere Zeiten, in denen nur gelegentlich noch Vieh abgeklemmt wurde oder sich ein paar Boys gegenseitig Löcher ins Fell schossen. Nun aber ist seit einigen Monaten bei uns wieder der Teufel los. Der Teufel? Die Teufel, müsste man sagen!« Er lachte bitter. »Der ganze Distrikt ist wie eine Hölle.«

»Ich weiß, Will«, meinte Tom Prox, als Greenwood schwieg. »Man hat die Billerton-Ranch niedergebrannt und später auch die River-Glance-Ranch. Ich habe den Bericht des Sheriffs aus Yellowish Lodge Village gelesen.«

»Bericht?« Greenwood verzog finster sein Gesicht. »Der Mann, dieser Yookerman, sollte lieber die Brandstifter fangen, als einen Bericht aufzusetzen. Wozu trägt er denn den Stern? Hat er auch berichtet, auf welche Weise diese teuflischen Nachtreiter die Blue-Water-Ranch überfielen und vier Ranchhands aus den Sätteln holten? Dass zwei sofort tot waren und die anderen zu Krüppeln wurden?« Greenwood redete sich nun in Rage.

»Die Mordbrenner haben lodernde Pechkränze auf das Herrenhaus und das Schlafhaus der Cowboys geworfen. Buggy Collbright, der Rancher, und seine Tochter sind in den Flammen umgekommen.« Seine Stimme wurde leise, und er sah sich vorsichtig um, bevor er fortfuhr. »Andrew darf's nicht hören«, raunte er. »Der Junge glaubt immer noch, Rosalee, so hieß Collbrights Tochter, würde wieder irgendwo auftauchen. Das Girl war erst knapp zwanzig Jahre alt, Tom. Und mein Junge, der Andrew ... na ja ... der alte Collbright war mit ihm als Schwiegersohn einverstanden gewesen, obwohl der Junge nicht mehr als ein paar kräftige Fäuste und einen klaren Kopf für die Viehzucht hätte mit auf die Ranch bringen können. Jetzt ist es aus damit, aus und vorbei! Andrew trägt schwer daran.« Urplötzlich verfiel der alte Greenwood nun in düsteres Schweigen.

»So einiges von den Vorgängen ist mir bereits bekannt, Will«, erklärte der Ghostchef nachdenklich. »Ich sprach schon mit dem Sheriff und dem Deputy in Denson City, bevor ich zu euch kam.«

»Lass mich mit den verdammten Sternträgern zufrieden, Tom«, fuhr der Oldtimer wütend auf. »Die Burschen machen nichts als weise Sprüche und kochen am Ende doch auch nur mit Wasser. Haben wochenlang mit Aufgeboten eine Spur zu finden versucht. Es war vergeblich. Das Morden und die Brandstiftungen gingen weiter. Keiner ist mehr seines Lebens sicher im Distrikt, und niemand weiß, wer die Täter sind und warum es geschieht.«

»Das ist es eben, Will! Es gibt einfach kein Motiv für diese Verbrechen. Weder wurde Vieh geraubt noch sind die Herrenhäuser geplündert worden, wie eigentlich anzunehmen gewesen wäre. Die gemeinen Morde und Brandstiftungen erscheinen damit sinnlos, und doch müssen die Täter einen bestimmten Zweck damit verfolgen.«

»Motiv ... einen bestimmten Zweck verfolgen ... also, wenn ich das schon höre, Tom! Verdammt noch mal, seid ihr denn alle bekloppt?«, wetterte der Alte los. »Ich hätte nicht gedacht, dass du genauso ein blödes Zeug daherredest wie Barrymore Yookerman, unser Sheriff in Yellowish Lodge Village. Für mich steht nur das eine fest, nämlich, dass diese verdammten Hunde ganze Ranches niederbrennen und ehrliche Leute umbringen. Ich frage da nicht lange nach dem Sinn. In Arizona war es von jeher üblich, solche Banditen zu fangen und aufzuhängen.«