Lassiter 2608 - Marthy J. Cannary - E-Book

Lassiter 2608 E-Book

Marthy J. Cannary

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Beschreibung

Der Fremde mit dem vierzig Zoll hohen Kupferkessel auf dem Rücken stieg die Leiter hinab. Er hielt seine rötlich glänzende Fracht an einem Lederband fest, das er zweimal um den Druckbehälter geschlungen hatte. Das Ventil auf dem Kessel war mit einem Stofflumpen geschützt.
Unten im Schacht stellte der Fremde den Kessel ab, schritt den rußgeschwärzten Gang hinauf, in dem es vor einigen Tagen noch gebrannt hatte, und kehrte zum Kessel zurück. Er wickelte den Lumpen vom Ventil, faltete den Stoff und steckte ihn in die Westentasche. Dann starrte er auf die schmale Ventildüse, aus deren winziger Öffnung in wenigen Stunden der Tod strömen würde. Die Düse schimmerte im matten Licht der Grubenlampe fast verheißungsvoll.
Der Fremde lächelte und empfand eine Art kühle Genugtuung. Er tat lediglich seine Pflicht ...


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Seitenzahl: 129

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Tombstone in Flammen

Vorschau

Impressum

Tombstonein Flammen

von Marthy J. Cannary

Der Fremde mit dem vierzig Zoll hohen Kupferkessel auf dem Rücken stieg die Leiter hinab. Er hielt seine rötlich glänzende Fracht an einem Lederband fest, das er zweimal um den Druckbehälter geschlungen hatte. Das Ventil auf dem Kessel war mit einem Stofflumpen geschützt.

Unten im Schacht stellte der Fremde den Kessel ab, schritt den rußgeschwärzten Gang hinauf, in dem es vor einigen Tagen noch gebrannt hatte, und kehrte zum Kessel zurück. Er wickelte den Lumpen vom Ventil, faltete den Stoff und steckte ihn in die Westentasche. Dann starrte er auf die schmale Ventildüse, aus deren winziger Öffnung in wenigen Stunden der Tod strömen würde. Die Düse schimmerte im matten Licht der Grubenlampe fast verheißungsvoll.

Der Fremde lächelte und empfand eine Art kühle Genugtuung. Er tat lediglich seine Pflicht ...

An diesem warmen Maimorgen, der einen solch fatalen Verlauf nehmen würde, musste Charles W. Leach an den Minenverwalter Eliphalet Butler Gage denken. Er verdankte Gage nicht nur seine Stellung als Vorarbeiter, sondern hatte mit ihm die Grand Central Mine zur führenden Gold- und Silbermine von Tombstone gemacht. Auf hundert bis zweihundert Dollar Wert waren sie mit jeder Tonne Erz gekommen.

»Heilige Mutter Gottes!«, sagte Grubensteiger William Bishop und nahm die Schirmmütze vom Kopf. Er blickte auf die verkohlte Ruine des Pumpengebäudes, von dem das Feuer nur ein schwarzes Skelett hinterlassen hatte. »Nichts ist übrig, Charlie... nichts ist übrig.«

Leach hatte Bishops Worten nichts entgegenzusetzen. Die Flammen hatten alles verschlungen, wofür Gage und er all die Jahre geschuftet hatten. Sie hatten im Hauptschacht gelodert, waren in die hölzernen Versteifungen gedrungen und hatten zum Schluss das Pumpenhaus und die Windenräder zerstört. Von den mächtigen Stahltrossen waren geschmolzene Klumpen geblieben, die von der infernalischen Hitze zeugten, die in der Mine geherrscht haben musste.

»Nicht das mindeste«, sagte Leach und schaute sich nach seinen restlichen Begleitern um. Er hatte den Zimmermann Lou Anderson und seinen Hüttenprüfer Mr. Taylor gebeten, sich Bishop und ihm anzuschließen. »Ich muss Ihnen nicht sagen, dass diese Katastrophe die Arizona Grand Central Mining Company in größte Not stürzen könnte.«

Einer solchen Mahnung hätte es in der Tat nicht bedurft, wusste inzwischen doch jeder Bürger von Tombstone, dass die Grand Central vom Schicksal schwer geschlagen worden war. An manchen Tagen waren Hunderte Minenarbeiter von den Comstock-Minen gekommen, und all diese Männer waren dieser Tage ohne Lohn. Sie würden kaum ewig ein Loblied auf die Grand Central anstimmen.

»Mir bricht das Herz«, brummte Anderson und stemmte die Arme in die Seiten. Er hatte die Schalgerüste für den Hauptschacht konstruiert, sie jede Woche ausgebessert und vor wenigen Tagen brennend in dreihundert Fuß Tiefe stürzen sehen. »Das Feuer muss von verheerender Kraft gewesen sein.«

Die Pumpen hatten hundertfünfundsiebzigtausend Dollar gekostet, das Windenwerk weitere dreißigtausend, der Schacht dazu fünfzigtausend und das Pumpengebäude noch einmal zehntausend. Sie hatten ein Vermögen für die Grand Central Mine aufgebracht, und in den ersten Jahren hatte ihnen der Erfolg recht gegeben.

Die Männer fuhren zum Naumkeag-Schacht hinunter.

Der Nebenschacht befand sich eine Viertelmeile südlich des Hauptschachts und war nach Leachs Vermutung weitgehend unversehrt geblieben. Sie mussten sich Gewissheit darüber verschaffen, ob aus der Grand Central noch etwas herauszuholen war.

Der Windenkorb bot ihnen ausreichend Platz.

Vorsorglich hatte Leach die Mason-Dampfmaschine angeworfen, die das Windenwerk antrieb, und fuhr die Gruppe bis in zweihundert Fuß Tiefe hinunter. Sie sprachen wenig über das Feuer, und sobald sie es taten, sprachen sie von Unglück und Missgeschick, als wollten sie vermeiden, die Katastrophe beim Namen zu nennen.

Der Seitengang wies keine Brandspuren auf.

Vor einigen Stunden hatte Leach noch befürchtet, dass sich das Feuer unter Tage ausgebreitet hatte, dass es die angrenzenden Minenschächte ebenso vernichtet hatte wie den Grand-Central-Hauptschacht. Sie würden ein Jahr brauchen, bevor der Schacht wieder hergerichtet war, vorausgesetzt, dass sich die Instandsetzung bei fallenden Silberpreisen überhaupt lohnte.

Die Erzmühle war Leachs andere Sorge.

Die Grand-Central-Gesellschaft hatte die Mühle vor sechs Jahren am Ostufer des San Pedro River errichtet, und seither zermalmte sie in großer Menge Gesteinsmassen. Sie würde Aufträge andere Minengesellschaften annehmen müssen, solange die Grand Central Mine außer Betrieb war.

»Jungs, wir sind tief genug!«, sagte Leach und drückte das Brettertor des Korbes auf. Er leuchte mit der Grubenlampe in den Gang hinein. »Immerhin sehe ich kein Wasser! Noch ist Mut in mir, Freunde!«

Obgleich das Arizona-Territorium weitgehend aus Wüste bestand, hatten die Minengesellschaften rings um Tombstone mit steigenden Grundwasserspiegeln zu kämpfen. Zuerst hatte es die Toughnut Mine erwischt, in die im Frühjahr 1880 Wasser eingedrungen war, ein Jahr später flutete ein regelrechter Strom die Grand Central Mine. Sie hatten sich mit einer teuren Cornish-Maschine beholfen, die bis zu siebenhundert Galonen Wasser in der Minute an die Oberfläche gefördert hatte.

»Gehen wir voraus!«, sagte Leach zu Taylor, der sich mit den Gesteinsschichten im Naumkeag-Schacht vorzüglich auskannte. Er hatte ein Dossier angefertigt, das seit Wochen auf Gages Schreibtisch lag. »Ich will ausschließlich gute Nachrichten hören, Mr. Taylor.«

Der Hüttenprüfer übernahm die Führung, hielt immer wieder mitten im Gang an, um Leach auf querlaufende Silberadern aufmerksam zu machen. Er sprach mit ruhiger und zugleich bedrückter Stimme darüber, wusste er doch, dass die Adern höchstens einen Bruchteil dessen erbringen würden, was sie aus dem Hauptschacht geholt hatte.

Der Zimmermann Anderson und Grubensteiger Bishop blieben ein Stück zurück. Sie redeten über das Feuer, über das Krachen des herabstürzenden Gebälks, über die fürchterlichen Geräusche, die noch am nächsten Tag aus dem Schacht gedrungen waren.

Plötzlich taumelte Taylor einige Schritte vor Leach.

Er sah sich nach dem Vorarbeiter um und verdrehte ächzend die Augen. Er verlor das Gleichgewicht und brach zusammen, und als Leach sich nach ihm bücken wollte, befiel auch ihn Benommenheit. Er riss den Kopf herum, sah nach Anderson und Bishop, die in ebensolchen Schwierigkeiten steckten wie er. Er wollte ihnen etwas zurufen, über das Grubengas, das er als Ursache vermutete, als ihm die Beine wegklappten.

Er stürzte der Länge nach hin und schlug mit dem Kinn in den Staub der Naumkeag-Mine.

Das anmutig runde Gesicht der Braut leuchtete auf, als sie durch die Schauer von Rosenblüten und Reiskörnern schritt, mit dem man die junge Frau vor der Kapelle begrüßte. Sie hielt sich an der Hand ihres Bräutigams fest, der sie von den Stufen der mexikanischen Missionskirche führte, und schritt durch ein Spalier von Armen und emporgerissenen Tüchern.

Über tausend Gäste waren zur Vermählung erschienen.

Sie waren in einer Kolonne aus Droschken, Landauern und Einspännern zur San-Xavier-Kapelle gefahren, hatten davor Aufstellung genommen und rege darüber gescherzt, ob die künftige Mrs. Minnie Wheeling das Brautkleid ihrer Mutter tragen würde. Lediglich den engsten Vertrauten des Brautpaares dagegen war es vergönnt, an der Trauzeremonie im Inneren der Kirche teilzunehmen.

Der großgewachsene Mann am Ende des Spaliers kannte die Braut nicht.

Er bewarf sie mit Rosenblüten, wie es jeder der Gäste tat, erhaschte einen Blick auf ihr glückliches Gesicht, von dem er wusste, dass es noch vor einem Monat in Trauer erstarrt gewesen war. Der Vater von Mrs. Wheeling, der Kongressabgeordnete Jack Woolery, war von einem missgünstigen Geschäftsfreund erschossen worden, als er gerade das Brautkleid für seine Tochter ausgesucht hatte.

»Sie sollten lächeln!«, rief Ruby Coyne Lassiter zu und stieß ihn mit dem Arm an. Sie war eine der Brautjungfern von Mrs. Wheeling. »Sie sollten lächeln und sich an diesem außergewöhnlichen Tag freuen! Sie nehmen an der größten Hochzeit teil, die man im Arizona-Territorium je gesehen hat!«

Die schiere Zahl an Gäste beeindruckte Lassiter weit weniger, als es der brutale Mord getan hatte, der den Brautvater vor einigen Wochen heimgesucht hatte. Er war von der Brigade Sieben wegen dieses Verbrechens ins Arizona-Territorium geschickt worden. Die Einzelheiten des Auftrags würde er von einem Mittelsmann namens William Cornwall erhalten.

»Sie lächeln immer noch nicht!«, schimpfte Ruby und zog Lassiter an der Hand hinter sich her. Sie mischte sich mit ihm unter die Gäste, die sich über die Trauung in der strahlend weißen Mexikanerkirche unterhielten. »Ich habe Sie schon eine Weile im Auge! Sie gehören nicht zu Minnies üblichen Bekannten!«

»Bin ich nicht wohlhabend genug?«, fragte Lassiter mit einem Lächeln. Er wies auf die elegant gekleideten Paare, deren Männer hohe Zylinder und pechschwarze Gehröcke trugen, während die Frauen in ausladenden Kleidern aus türkischem Damast oder orientalischer Seide steckten. »Ich kannte Mrs. Wheelings Vater.«

Das fröhliche Lachen auf Rubys zartem Gesicht erlosch. Die junge Frau hakte sich bei Lassiter unter und schritt mit ihm durch die Menge. »Sie kannten Jack? Er war ein guter Mann mit gepflegten Manieren. Er...« Sie wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. »Er hätte nicht sterben müssen.«

Die Kugeln hatten Woolery vor den Augen seiner Tochter durchlöchert und ihn sterbend in die Arme seines Assistenten sinken lassen. Die Zeitungsmeldungen zu dem Mord hatten die Bestürzung erahnen lassen, die jeden Zeugen angesichts der grausamen Tat ergriffen hatte.

Mrs. Wheeling und ihr Bräutigam bestiegen die prunkvoll geschmückte Hochzeitskutsche.

Sie brausten im Galopp davon, während sich die Gäste um die abgestellten Gespanne drängten und ihre Kutscher beschworen, sie vor allen anderen zur Wheeling Ranch zu bringen.

»Es war ein Verbrechen«, sagte Lassiter und nickte Ruby zu. »Es gibt keine Gerechtigkeit darin.«

Gegen Abend schmolz die Hochzeitsgesellschaft auf wenige hundert Menschen zusammen, die im Hof des einstigen spanischen Klosters, in dem die Feier stattfand, ausgelassen tanzten. Ruby hatte den Arm um Lassiters Hals gelegt, küsste ihn und schob ihm die Hand zwischen die Beine. Sie hatte genug für zwei Männer getrunken. »Bist du müde, Lassiter? Bist du schon müde?«

Der Mann der Brigade Sieben schüttelte den Kopf und begab sich mit Ruby zu einem der Zelte, die im Klostergarten aufgestellt waren. Sie hatten als Sonnenschutz für den Proviant gedient und standen voller leerer Frachtkisten.

»Treib's mit mir!«, flüsterte Ruby und kicherte fröhlich. Sie knöpfte Lassiter das Hemd auf und vergrub das Gesicht in seinem Brusthaar. »Ich hab' dich mit Mrs. Wheeling bekanntgemacht... Ich will eine Belohnung dafür.«

Sie schoben zwei Kisten zusammen, legten eine der Strohmatten darüber, auf denen die Wein- und Bourbonflaschen gelegen hatten, und machten es sich darauf bequem. Die duftende Haut seiner Geliebten, die blitzenden Augen, der volle Busen sorgten dafür, dass Lassiters Bedenken zerrannen. Der große Mann drückte Ruby ins Stroh hinunter und schlief mit ihr.

Ruby hatte ihm Mrs. Wheeling am Banketttisch vorgestellt.

Die Tochter von Jack Woolery hatte sich als gescheite und geistreiche Gesprächspartnerin erwiesen, die über die Politik ihres Vaters ebenso Bescheid wusste wie über die Apachenkämpfe im Arizona-Territorium. Sie hatten über die Brände in den Tombstone-Minen gesprochen, die sich in den letzten Wochen ereignet hatten, und über die Silberpreise, die allenthalben fielen und fielen.

»Sei bei mir!«, flüsterte Ruby und funkelte Lassiter mit ihren dunklen Augen an. Sie hatte bemerkt, dass seine Gedanken abschweiften. »Ich verschaffe dir die Bekanntschaft von jedem im Tombstone, solange du ein anständiger Liebhaber bist. Ich... Ich finde kaum Männer deines Schlages im Territorium.«

Sie log so offenkundig, dass Lassiter darüber lächeln musste. Er kannte Rubys ramponierten Ruf, den sie Dutzenden von Liaisons verdankte und der ihren Charme dennoch nicht schmälerte. Sie war eine Frau, die sich ehernen Gesetzen von Scham und Sitte nicht beugte, und dieses rebellische Wesen gefiel und imponierte Lassiter.

Eine Stunde darauf lag das Paar erschöpft im Stroh.

Sie hatten es vollbracht, dass niemand aus der Hochzeitsgesellschaft die Umtriebe bemerkt hatte, die sich in einem der Proviantzelte vollzogen. Das Fest war mit unverminderter Beschwingtheit weitergegangen, und dem Gelächter nach zu urteilen, war Mrs. Wheeling trotz des kürzlichen Todes ihres Vaters gänzlich unbeschwert.

»Nimm's ihr nicht übel!«, sagte Ruby und setzte sich auf. Sie zog die Strümpfe an und knüpfte sie an ihrem Mieder fest. »Sie hat eine Woche lang im San Jose House verbracht und getrauert. Sie hatte die Hochzeit absagen wollen.«

»Weshalb hat sie es nicht getan?«, fragte Lassiter und warf sich das Hemd über die Schultern. »Sie hätte ihrem Vater damit einen guten Dienst erwiesen.«

Entschlossen schüttelte Ruby den Kopf. »Nein... Nein, dann kanntest du die Woolery-Familie schlecht. Minnies Vater hätte von seiner Tochter nie verlangt, dass sie eine solche Feier absagt.« Sie sah Lassiter an. »Dass sie es fast getan hätte, sagt eine Menge über ihre Verfassung.«

Auf dem Schreibtisch von William Cornwall standen gebeizte Holzkästen, in denen der Bankdirektor seine Tabakschätze aufbewahrte. Sie waren nach ihrer jeweiligen Herkunft sortiert, dann nach ihren Namen und zuletzt ihren Verpackungsdaten. Eine der Papiertüten stammte aus Brasilien und trug ein Datum aus dem vergangenen Herbst.

»Wollen Sie?«, fragte Cornwall und schob Lassiter einen Teller mit Tabak über den Tisch. »Sie können sich's in die Pfeife stopfen! Ich rauche gern mit Männern, mit denen ich zusammenarbeiten soll.« Er grinste Lassiter über den Tisch hinweg an. »Gibt kaum einen Weg, einen Menschen besser kennenzulernen!«

Aus dem Stegreif fielen Lassiter eine ganze Handvoll anderer Möglichkeiten ein, die einem das Geheimnis eines Menschen aufschlüsselten, doch er mochte Cornwalls Schrulligkeit und wollte ihn darin nicht stören. Er war eine Stunde früher gekommen, als ihn der Bankdirektor herbestellt hatte. Es war seine Art, dem Mittelsmann der Brigade Sieben auf den Zahn zu fühlen. »Äußerst gern, Mr. Cornwall. Ich erhielt ein Telegramm aus Washington, in dem Ihr Name stand.«

Der Direktor der Cochise County Bank lachte trocken auf und reichte Lassiter die versprochene Pfeife. Er hackte den Tabak mit dem Messer, schüttete ihn auf ein Stück Papier und füllte ihn in den Kopf seiner eigenen Pfeife. »Ich muss gestehen, dass ich darüber erstaunt bin. Das Hauptquartier hat eine halbe Ewigkeit nichts von sich hören lassen.«

Der Tabak roch köstlich, als Lassiter ihn zwischen den Fingern zerrieb. »Sie telegraphieren, sobald Bedarf besteht oder eine Mission befohlen wird. Das Arizona-Territorium ist nicht der Nabel der Welt.«

Aus Cornwalls Pfeife quollen dicht Rauchschwaden. »Mir müssen Sie die Geschäfte des Hauptquartiers nicht erklären. Ich bin ein räudiger Telegrammschreiber. Ich musste es mir schon von meinen Angestellten anhören.« Er paffte eine Weile und starrte vor sich hin. »Aber kommen wir zu Ihrem Auftrag.«

»Mrs. Minnie Wheeling«, sagte Lassiter und lehnte sich im Stuhl zurück. »Die Vermählung hat in der San-Xavier-Kapelle stattgefunden. Ich bin unter den Gästen gewesen.«

Fast verschluckte sich Cornwall darüber. Er nahm die Pfeife aus dem Mund und legte die Stirn in Falten. »Sie kennen Mrs. Wheeling bereits? Ich hatte gehofft, dass sie nichts von Ihrem Gesicht weiß. Sie könnte in eine tragische Geschichte verstrickt sein.«

Lassiter gab sich keine Blöße. »Sie meinen hoffentlich nicht die Ehe? Sie kam mir äußerst glücklich vor. Sie hat erst vor wenigen Wochen ihren Vater verloren.«

»Und darüber getrauert«, stellte Cornwall fest. Er beharrte auf diesem Punkt mit dem gleichen Nachdruck wie Ruby Coyne. »Ich kann und möchte diese haltlosen Verdächtigungen nicht hören. Die Woolery-Familie ist ohne jeden Tadel.« Er seufzte. »Man hat Mrs. Wheeling jedoch vor einigen Wochen an der Grand Central Mine gesehen. Sie war in äußerstem Maße darauf bedacht, dass man sie nicht erkennt.«

»Sie meinen die Silbermine?«, erkundigte sich Lassiter. »Die Mine der Arizona Grand Central Mining Company? Was hatte Mrs. Wheeling dort zu suchen?«

Wieder stiegen dicke Qualmwolken über Cornwalls massigem Schädel auf. »Eigentlich hätte sie nichts oben zu suchen gehabt. Sie ist vom Vorarbeiter erkannt worden. Er hat sie mit einem der Arbeiter sprechen sehen und sich gewundert, dass eine Frau allein aufs Minengelände kommt.«

»Wo ist der Vorarbeiter?«, fragte Lassiter. »Wir müssen zuerst mit ihm reden.«

»Er ist verletzt«, lautete Cornwalls ernste Antwort. »Er ist vor einigen Tagen in böses Wetter geraten. So nennen die Minenleute giftiges Gas, das sich unter Tage ausbreitet.« Cornwall zog ein Kuvert aus einer Schublade seines Schreibtischs. »Sein Name ist Charles Leach.«

Das Kuvert enthielt eine Zeichnung von Leach, dazu die gewohnten Informantenberichte, die im Hauptquartier zu dem Vorarbeiter und zur