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Die Buchrücken im Wandregal glänzten golden, auf dem Schreibtisch flackerte behagliches Kerzenlicht, und Baron Feymford hätte sich nicht im Traum vorstellen können, dass etwas die Behaglichkeit seiner Bibliothek stören konnte. Er saß im Lehnsessel am Fenster, hielt eine Ausgabe des Oxford Dictionary in der Rechten und blätterte in dessen Abkürzungsverzeichnis.
"Sir?"
Der Bedienstete ließ den Mörder des Barons eintreten und nannte einen Namen, den Feymford aus dem erlesenen Club of Twelve kannte. Feymford hob den Kopf, lächelte und legte das Buch zur Seite. Er erhob sich, trat auf seinen Gast zu, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und bot einen Scotch an.
Der Mörder lächelte ebenfalls ...
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Seitenzahl: 129
Veröffentlichungsjahr: 2022
Cover
Flucht durch Iron City
Vorschau
Impressum
Flucht durch Iron City
von Marthy J. Cannary
Die Buchrücken im Wandregal glänzten golden, auf dem Schreibtisch flackerte behagliches Kerzenlicht, und Baron Feymford hätte sich nicht im Traum vorstellen können, dass etwas die Behaglichkeit seiner Bibliothek stören konnte. Er saß im Lehnsessel am Fenster, hielt eine Ausgabe des Oxford Dictionary in der Rechten und blätterte in dessen Abkürzungsverzeichnis.
»Sir?«
Der Bedienstete ließ den Mörder des Barons eintreten und nannte einen Namen, den Feymford aus dem erlesenen Club of Twelve kannte. Feymford hob den Kopf, lächelte und legte das Buch zur Seite. Er erhob sich, trat auf seinen Gast zu, verschränkte die Hände hinter dem Rücken und bot einen Scotch an.
Der Mörder lächelte ebenfalls ...
Das kolossale Gebilde aus rotem Granit verfügte über ein knapp zwanzig Fuß messendes Antlitz, zwei eng an den Körper geschmiegte Arme, die Andeutung eines in Falten liegenden Gewandes und ein umlaufendes Schmuckband aus Riefen und Rillen, die sich mit ägyptischen Hieroglyphen abwechselten. Nach hinten hin verjüngte der gewaltige Steinblock sich und lief in zwei Füßen mit nach oben abgesteckten Zehen aus, die in den Riemchen von Sandalen steckten.
Der Torso von Pharao Menkaure versperrte den Zugang zum Kai.
Der Hafenarbeiter neben Lassiter spie verächtlich aus und betrachtete den Sarkophag dennoch in andächtiger Stille. Er hatte den Mann der Brigade Sieben um die Lagerbaracke herum geführt, den Namen seines Besuchers sowie seinen eigenen ins Protokollbuch eingetragen und nach der Swanlake geschaut, die den Granittorso übers Meer herantransportiert hatte. Der Viermaster lag am Kai gegenüber vertäut.
»Sie kriegen den Brocken nicht weg«, murrte der Fünfundvierzigjährige und wischte sich den Mund mit dem Hemdsärmel ab. Er hatte an einem Streifen getrockneten Rindfleischs herumgebissen, als Lassiter ihn angesprochen hatte. »Sie brauchen ein verdammtes Fuhrwerk... Muss ein paar Tonnen wiegen.«
Der blondhaarige Mann neben ihm nickte geschäftig und stieg auf den Sarkophag hinauf. Er erblickte das riesenhafte Gesicht, das stumpf und leer in den Himmel über New Orleans starrte. Er sann darüber nach, ob sich der Pharao eine solche Totenruhe vorgestellt hatte. »Ich muss mit Mrs. Feymford darüber sprechen.«
Die Telegramme aus Washington waren Lassiter im Southern Inn überbracht worden, als er gerade zu Abend gegessen und mit einem Mittelsmann aus Philadelphia gesprochen hatte. Er war erstaunt darüber gewesen, dass man ihm eine derart anspruchslose Mission anvertrauen wollte, hatte jedoch umgehend telegraphiert, dass er den Auftrag annehmen würde.
»Sie sollten sich keine Zeit damit lassen!«, rief der Arbeiter zu ihm herauf. Er schaute den Kai hinauf und schnäuzte sich. »Der Pharao zieht Gesindel und Diebe an. Mancher ist arm und bedürftig in New Orleans.« Er klopfte mit den Fingerknöcheln gegen den Sarkophag. »Sie wollen aus dem Ding Kapital schlagen.«
Das Hauptquartier hatte Lassiter mit dem Schutz des ägyptischen Sarkophags beauftragt, der – so hatte es im Telegramm geklungen – von unschätzbarem Wert war und wohlbehalten Iron City in Wyoming erreichen musste. Die Besitzerin des steinernen Kolosses war die britische Adlige Helena Feymford, deren Mann vor einigen Tagen in der Bibliothek seines Hauses erdrosselt worden war.
»Ich brauche zwanzig Männer für das Fuhrwerk«, sagte Lassiter und warf einen kurzen Blick auf die baumstammbreiten Arme des Pharaos. »Sie müssen mir ein paar Leute besorgen. Ich will New Orleans noch in der Nacht verlassen.«
Gegen Mittag hatte sich eine Menge Schaulustiger im Hafen eingefunden, als der Pharao von der Swanlake gehievt worden war. Einige der Männer hatten den Kai gestürmt und mit ihren Waffen vor dem Torso herumgefuchtelt, um die Damen in der Zuschauerschar zu beeindrucken. Von keinem dieser Kerle war jedoch eine ernstliche Gefahr ausgegangen.
Seien Sie auf der Hut. Stop. Sarkophag von hohem Wert. Stop.
Außer dem Telegramm hatte Lassiter auch der Mittelsmann aus Philadelphia gewarnt, der von steinreichen Stahlmagnaten gesprochen hatte, die ihre Herrenhäuser und Landsitze mit kostbarem Interieur ausstatteten. Sie würden selbst vor unlauteren Mitteln nicht zurückschrecken, um in den Besitz erlesener Kunst zu gelangen.
»Zwanzig Männer?«, murrte der Arbeiter verdrossen. »Wo soll ich die herbekommen? Was bezahlen sie an Lohn?« Er blickte zum Sarkophag. »Das Trumm muss ein paar Pfund wiegen.«
Der Pharao wog elftausend Pfund und war in Liverpool von vierzig Leuten verladen worden. Sie hatten den Torso mit Seilzügen angehoben, an einem Ladebalken über die Swanlake geschwenkt und in den Rumpf des Seglers gelegt. Eine Armada von zwei Dutzend Korrespondenten hatte das Spektakel begleitet und die Kunde davon bis in die letzte Taverne von New Orleans getragen.
»Sie bekommen es schon hin«, meinte Lassiter zuversichtlich und sprang vom Sarkophag herunter. Er berührte die Füße des ägyptischen Herrschers und lehnte sich dagegen. »Ein paar Seile, Holzbalken, Seilrollen und Taue brauche ich auch noch. Ich bezahle Ihnen den Lohn, den Sie benötigen.« Er klopfte dem Arbeiter auf die Schulter. »Sie müssen sich beeilen.«
Über den Kai kam eine Gruppe Frauen, die von einem Flussdampfer gestiegen waren und den Torso auf dem Kai entdeckt hatten. Sie schlenderte auf Lassiter zu und reckten neugierig die Hälse. »Bringen Sie uns etwas Besonderes nach New Orleans? Man langweilt sich im Süden rasch, wissen Sie?«
Die Frau mit dem strohblonden Haar, die Lassiter angesprochen hatte, stieg auf einen Poller und schirmte die Augen mit der Hand ab. Sie spähte nach der Swanlake, die losgemacht hatte und von einem Dampfschlepper ins Hafenbecken gezogen wurde. »Wollen Sie nicht darüber sprechen, Mister? Muss ich Sie erst auf einen Drink einladen?«
Der große Mann kniff das rechte Auge zusammen und blinzelte in die Abendsonne. »Gegen einen Drink ist nichts einzuwenden. Ich muss Sie jedoch enttäuschen, wenn Sie erwarten, dass ich Ihnen über die Fracht der Swanlake etwas erzähle.« Er half der Dame vom Poller herunter. »Die Fracht stammt aus Ägypten.«
»Aus Ägypten?«, rief eine der anderen Frauen. Sie war dunkelhaarig und hakte sich bei Lassiter unter. »Mich würde es ungemein freuen, von diesen Dingen zu hören.«
Der Hafenarbeiter schüttelte knurrig den Kopf und lief zur Lagerbaracke zurück.
✰
Die Frauen aus den Docks erwiesen sich als gelangweilte Schar Sommerfrischlerinnen, die sich nach New Orleans aufgemacht hatten, um ihren Verehrern zu entkommen. Sie stammten zumeist aus begüterten Ostküstendynastien, die nichts gegen den Unternehmungsdrang der eigenen Töchter unternahmen, solange Letztere sich sittsam und anständig verhielten. Eine der Frauen verstieß gegen dieses Gebot jedoch.
»Noch einen verdammten Bourbon!«, schrie die junge Dame mit den pechschwarzen Locken. Sie saß auf Lassiters Schoß und beugte sich hinüber zum Tisch. »Emily! Sei kein Geizhals! Bring's herüber, bring's herüber!«
Die Angesprochene erhob sich von ihrem Platz, griff nach der Bourbonflasche, die vor ihr stand, und brachte sie Emily. Sie zog ein säuerliches Gesicht dabei, wie auch die übrigen Frauen, die pikiert auf ihre Hände oder in ihre Rockschöße starrten.
»Sie sollten... Sie sollten...« Lassiter hob die junge Frau von seinem Schoß und führte sie durch die Kammer, in der sie dichtgedrängt saßen. »Sie sollten gehen, Miss. Ich kann nicht verantworten, dass Sie etwas tun, was Sie morgen bereuen.«
Keine der Frauen hatte Einwände erhoben, als Lassiter das Grüppchen auf seine Kammer eingeladen hatte. Die Zweifel waren erst gekommen, als die Schwarzhaarige, die Augusta Weitz hieß, sich danebenbenommen hatte. Sie war durch die Gänge des Southern Inn getanzt, hatte sich Lassiter an den Hals geworfen und ihm in aller Öffentlichkeit zwischen die Beine gegriffen.
»Willst du mich loswerden?«, entrüstete sich Augusta und setzte die Bourbonflasche an die Lippen. »Ich will dich lehren, einer Frau erst Hoffnung zu machen, um sie danach zu verlassen! Täusch dich nicht in mir!« Sie lachte und verlor beinahe das Gleichgewicht. »Oh! Oh, mir wird so schwindelig!«
Sie brach vor den Füßen der anderen Frauen zusammen, schleppte sich ein Stück mit der Flasche und blieb kraftlos liegen. Die Betretenheit der Frauen schlug in offenen Ärger um, der sich zum Schluss an Lassiter entlud. Einige Frauen stießen Lassiter beiseite und halfen Augusta auf.
»Schämen Sie sich!«, grollte die junge Frau, die Augusta Emily gerufen hatte. Sie trat vor Lassiter und taxierte ihn mit strafendem Blick. »Sie hätten uns nie dieses Ammenmärchen von einem orientalischen Pharao erzählen dürfen! Sie sollten wissen, dass uns Frauen die Neugier angeboren ist!« Sie deutete auf die Augusta. »Sie haben dem armen Ding den Kopf verdreht!«
In Wahrheit hatte sich Augusta an Lassiter herangemacht, doch der Mann der Brigade Sieben hielt es für klüger, fürs Erste den Mund zu halten. Er hatte auf einen geselligen Abend gehofft, der in den Armen irgendeiner dieser Frauen endete, und nun stand er finsteren Mienen gegenüber, die ihn für Augustas Benehmen verantwortlich machten. »Ich bin untröstlich, Miss, und hätte ich geahnt –«
»Er hat recht, Emily!«, rief eine andere Frau und raffte die Röcke. Sie schritt zur Kammertür und blieb davor stehen. »Sollen wir ihm die Schuld für unsere Langeweile geben? Jeden von uns ist mitgegangen! Er hat uns über seine Absichten nicht um Unklaren gelassen.«
Die Gruppe stimmte mit eifrigem Kopfnicken zu, und als die Frau, die zuletzt gesprochen hatten, den Türknauf drehte, setzte sich alles in Bewegung. Die vornehmen Damen drängten in den Korridor hinaus, bis nur eine Einzige von ihnen übrigblieb. Sie stand schüchtern im Gang und schaute Lassiter durch die offene Tür hindurch an.
»Miss?«, fragte Lassiter und nickte höflich. »Wollen Sie sich Ihren Freundinnen nicht anschließen?«
»Ich gehörte nicht zu diesen Frauen«, sagte die Frau auf dem Flur. Sie war von kleinem Wuchs, trug ein schwarzes Baumwollkleid mit Stickornamenten und hatte eine schmale Ledertasche unter dem Arm. »Ich bin Helena Feymford und möchte zu Ihnen.«
Noch in derselben Sekunde begriff Lassiter, dass die Eigentümerin des ägyptischen Sarkophags, Baronin Feymford, vor ihm stand. Er beseitigte die Relikte des Trinkgelages, das er mit den Frauen veranstaltet hatte, und bat seine Besucherin herein. Die Baroness sah sich in der Kammer um und verlor keine Zeit. »Sie bringen den Sarkophag nach Iron City? Man hat mir bereits mitgeteilt, dass Sie über allerlei Erfahrung verfügen.«
Mrs. Feymford ließ den Blick über die umgekippten Gläser schweifen, die über die Dielen gerollt waren, und enthielt sich jeglicher Bemerkung dazu. Sie machte den Eindruck, als wollte sie die Kammer und Lassiter auf kürzestem Wege wieder verlassen.
»Ich lasse den Sarkophag im Morgengrauen verladen«, entgegnet Lassiter und klaubte die leeren Gläser von den Dielen. Er stellte sie ins Regal an der Wand zurück, neben die beiden Flaschen Minzwasser, die schon darin standen. »Möchten Sie etwas trinken, Ma'am?«
»Ich glaube nicht, dass etwas übrig ist.« Mrs. Feymford schritt in langen Schritten durch die Kammer. »Sie und Ihre... Gespielinnen... haben nichts übriggelassen.«
»Keinen Fusel«, stellte Lassiter klar und wandte sich zu seinem Gast um. Er musterte die junge Frau, die über Washingtoner Verbindungen zur Brigade Sieben vorgedrungen sein musste. »Aber ich lasse Wein kommen, der Ihren Gewohnheiten eher entsprechen müsste.«
»Halten Sie mich für einen Snob im Rock?«, gab die Baronin spitz zurück. Sie beugte sich herunter und hob selbst ein Glas auf. »Ich lasse Ihnen Ihre Vergnügungen, solange Sie den Pharao heil nach Iron City bringen. Ein Käufer wartet bereits auf ihn.«
»Sie wollen diesen Granitbrocken verkaufen?«, zeigte sich Lassiter erstaunt. Er bot der Baronin einen Stuhl an. »Ich wüsste nicht, wozu er gut sein sollte.«
Mrs. Feymford hob despektierlich die Brauen. »Ich hatte nicht erwartet, dass Sie ein Mann von Kultur und Bildung sind. Ich hatte nicht erwartet, dass Sie verstehen, worum es bei diesem archäologischen Schatz außergewöhnlicher Güte geht.« Sie lehnte sich nach vorn. »Aber ich hatte gehofft, dass Sie mich wenigstens nicht beleidigen.«
Ein gespanntes Schweigen erfüllte die Kammer, gleichsam einem unappetitlichen Geruch, der durch das offene Fenster hereinströmte. Es vergiftete die Freundlichkeit, die Lassiter seiner Auftraggeberin entgegenbrachte, und verleitete ihn zu einer giftigen Entgegnung. »Sie sind vermutlich kultiviert für uns beide, Ma'am. Ich freue mich auf Ihre werte Gesellschaft.«
Mrs. Feymford zahlte mit gleicher Münze zurück. »Die Freude ist ganz meinerseits, Sir.«
✰
Der Mittelsmann der Brigade Sieben traf um vier Uhr am Morgen ein.
Er hieß Lou Hackney, war ein Schrank von einem Mann und kam vom Picknick des Patterson Hill School House, dem er als Direktor vorstand. Er beteuerte, dass er nichts getrunken habe, wobei seine lallende Stimme ihn Lügen strafte. Er setzte sich neben Helena Feymford, die angewidert den Kopf zur Seite wandte.
»Noch einer von diesem Schlag!«, stöhnte die Baronin und faltete die Hände im Schoß. Sie hatte einen winzigen Whiskey getrunken, der ihre Laune eher getrübt statt gehoben hatte. »Können wir gleich zum Geschäftlichen kommen? Es geht um den Sarkophag, der –«
»S-Sarkophag!«, rief Hackney aus und stützte sich auf den Knien ab. Er rang um Haltung. »Ma'am... Ich bitte Sie im Namen der Brigade Sieben um Verzeihung. Es... Es hätte nicht vorgekommen dürfen, dass ich... dass ich...«
»Dass Sie betrunken zu dieser Zusammenkunft erscheinen!«, brachte Lassiter Hackneys verunglückten Satz zu Ende. »Mrs. Feymford dürfte nicht entgangen sein, dass wir dennoch unsere Pflicht erfüllen. Der Sarkophag wird nach Iron City gebracht, wie es vereinbart ist.«
»So ist es!«, sekundierte Hackney und streckte den Zeigefinger in die Höhe. »Nichts soll den Pharao davon abhalten, sich die romantischen Gebirgszüge von Wyoming –«
»Sind Sie ein Dummkopf?«, schnitt ihm Mrs. Feymford scharf das Wort ab. Sie schaute verständnislos zu Lassiter. »Sind Sie beide Dummköpfe? Sind Sie sich nicht bewusst, worum es bei dieser archäologischen Sensation geht? Man glaubte bis zu meinem Fund, dass der Sarkophag von Pharao Menkaure auf hoher See verschollen sei.«
Hackney legte den Kopf schief und nickte bedächtig. »Wo die Dame recht hat, Mr. Lassiter! Sie... Man muss sagen, dass Ihr die Ehre gebührt, den wahrhaftigen Sarkophag jenes Pharaos gefunden zu haben... Sie befasst sich seit Jahren... Was sage ich... Seit Jahrzehnten...«
»Nun übertreiben Sie nicht!«, fiel ihm die Baronin erneut ins Wort. Sie richtete den Blick auf Lassiter, der ihr aufmerksam lauschte. »In der Tat ist die ägyptische Archäologie mir vertraut wie kein anderes Fach. Ich rüstete Expeditionen in Gizeh aus, ließ Ausgrabungen vornehmen, barg die Funde.« Sie lächelte kühl. »Ich kenne die Pharaonen auf eine Weise, die Ihnen und Ihrem Kollegen verschlossen bleiben wird.«
»Uns hilft Spott nicht weiter.« Lassiter presste die Lippen zusammen. »Sie sind bis zur Brigade Sieben vorgedrungen, um diesen Sarkophag schützen zu lassen. Ich gehe davon aus, dass dieses Kunstwerk von nationaler Bedeutung ist.« Er blickte in die dunkelgrünen Augen der Baronin. »Ich muss nicht mehr darüber wissen.«
»Genauso wenig könnte Wissen schaden«, versetzte Mrs. Feymford beleidigt und stieß Hackney an. »Sie wollten einen Plan für die Passage nach Iron City ausarbeiten. Ich erhielt einen ganzen Brief von Ihnen darüber.«
Hackney krümmte sich auf seinem Stuhl zusammen und sann allem Anschein nach angestrengt nach. Er hatte Mrs. Feymford einen Brief geschrieben, in dem es um die Passage nach Iron City gegangen war. Das Hauptquartier hatte den Brief in den Telegrammen an Lassiter erwähnt.
»Nun?«, drängte die Baronin und stieß Hackney erneut an. »Sie wollten zu diesem Picknick, und ich gestattete es Ihnen. Nun müssen Sie Ihren Teil der Abmachung einhalten.« Sie hob abermals die Brauen. »Ich will mich nicht über Sie oder Mr. Lassiter beschweren müssen.«
»Hören Sie auf!«, rief Hackney lallend und hob beide Hände. »Hören Sie auf damit, Ma'am! Ich... Ich weiß, wie die Passage vonstattengehen soll. Der Steinsarg... Der Pharao wird wohlbehalten in Iron City eintreffen.«
»Wohlbehalten?«, ätzte Mrs. Feymford und lachte leise auf. »Sie belieben zu scherzen, nicht wahr? Die sterblichen Überreste des Pharaos Menkaure sind fürwahr nichts, was lediglich wohlbehalten eintreffen soll. Der Sarkophag ist nichts weniger als eine archäologische Sensation.«
»Eine archäologische Sensation!«, pflichtete Hackney ihr bei und wandte sich Lassiter zu. »Das Hauptquartier hat durch Lloyd's in Erfahrung gebracht, dass im September 1838 ein englischer Schoner namens Beatrice den Hafen von Alexandria verlassen hat. Das Schiff wollte nach Liverpool und sank im Sturm.« Er sah zu Mrs. Feymford. »Es soll den gleichen Sarkophag an Bord gehabt haben, den nun die Baronin besitzt.«