Lassiter 2650 - Kolja van Horn - E-Book

Lassiter 2650 E-Book

Kolja van Horn

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Beschreibung

"An deiner Stelle wäre ich vorsichtig, Mädchen." Der Mann mit dem sorgfältig getrimmten Schnauzbart schmunzelte, während sich die anderen schneller erhoben und vom Pokertisch zurückzogen, als Asseln in einer Küche verschwanden, in der man das Licht anmachte. "Das ist ein verdammt großes Schießeisen, und du könntest dich verletzen."
Das Mädchen war hübsch, auf eine billige Art, wie man erkannte, als sie in den Lichtkegel des Leuchters trat und den Revolver dabei weiter auf seine Stirn gerichtet hielt. Als sie lächelte, funkelte ein Schneidezahn golden auf. "Keine Sorge, ich kann damit umgehen, Doll. Jetzt beweg deinen Arsch, wir müssen uns unterhalten. Draußen, wo wir unter uns sind."


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Seitenzahl: 142

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Bushwhacker Dolls Testament

Vorschau

Impressum

Bushwhacker Dolls Testament

von Kolja van Horn

»An deiner Stelle wäre ich vorsichtig, Mädchen.«

Der Mann mit dem sorgfältig getrimmten Schnauzbart schmunzelte, während sich die anderen rascher erhoben und vom Pokertisch zurückzogen als Asseln in einer Küche verschwanden, in der man das Licht anmachte. »Das ist ein verdammt großes Schießeisen, und du könntest dich verletzen.«

Das Mädchen war hübsch, auf eine billige Art, wie man erkannte, als sie in den Lichtkegel des Leuchters trat und den Revolver dabei weiter auf seine Stirn gerichtet hielt. Als sie lächelte, funkelte ein Schneidezahn golden auf: »Keine Sorge, ich kann damit umgehen, Doll. Jetzt beweg deinen Arsch, wir müssen uns unterhalten. Draußen, wo wir unter uns sind.«

Ellery Doll rührte sich nicht. Stattdessen starrte er an der Frau im blutroten Kleid vorbei einen ihrer beiden Begleiter an.

»Was wollt ihr hier, Tudor?«, fragte er kalt. »Und was bildet dieses Aas sich ein, mich derart frech anzugehen?«

Der Angesprochene, ein hochgewachsener Schwarzer mit knielangem Ledermantel und breitkrempigem Hut, grinste wölfisch. »Tu lieber, was Sie sagt, Ellery. Sonst bringt Ruby es fertig und schießt dir die Hand weg.«

»Aus dieser Entfernung mit dem Kaliber bleibt da nur noch ein Stumpf übrig«, ergänzte sein Kumpan, ein stämmiger Bursche mit schulterlangem schwarzen Haar und schlechten Zähnen, wobei er die buschigen Augenbrauen hob. »Ein paar Minuten, dann bist du verblutet. Und alle müssen dir dabei zuschauen.« Er grinste und warf einen Blick in die Runde. Die wenigen späten Gäste im Schankraum sahen allesamt rasch zu Boden.

Die Frau im roten Kleid mit dem tiefen Ausschnitt, das aussah, als würde sie gleich auf die Bühne gehen und ein frivoles Tänzchen hinlegen, wenn der Rusty-Nail-Saloon denn eine solche gehabt hätte, verdrehte genervt die Augen und wedelte leicht mit ihrem Peacemaker. »Jetzt machen Sie schon, Doll. Ehe mir der Arm einschläft. Wir wollen uns nur ein wenig mit Ihnen unterhalten.«

Ellery Doll taxierte das Mädchen noch ein paar Sekunden aus verengten Augen, dann ließ er die Karten fallen, streckte die Hände zur Seite aus und erhob sich langsam von seinem Stuhl.

»Da bin ich aber gespannt«, knurrte er spöttisch. »Raus auf die Straße?«

Das Mädchen, das Rom Tudor Ruby genannt hatte, schüttelte den Kopf und nickte zu einer Tür neben der Theke. »Auf den Hof. Da sind wir ungestörter.«

Tudor warf einen Blick in die Runde. Außer dem Bartender hielten sich nur noch Dolls beide Spielpartner und ein weiterer Gast im Schankraum auf. Alle glotzten ihn an wie ein Kalb mit zwei Köpfen.

»Sperrstunde, Folks!«, rief er. »Zeit für euch, ins Bett zu gehen. Aber dass mir ja keiner auf die Idee kommt, mit einem Deputy und bewaffnet zurückzukommen. Kriecht einfach in eure verwanzten Betten und macht brav die Augen zu.«

»Es gibt keinen Deputy in Mountain View«, bemerkte Ellery Doll. »Ich bin der einzige Sternträger, bisher reichte das.«

»Mal sehen, ob das so bleibt«, erwiderte Tudors Kumpel und kicherte, während er seinen Revolver aus dem Holster zog und brüllte: »Habt ihr nicht gehört, ihr Penner? Ihr sollt euch verpissen!«

Die Gäste und Lou, der Barkeeper, warfen Doll verstohlene Blicke zu, doch als der unmerklich nickte, gehorchten sie und trollten sich. Kurz darauf war der Sheriff von Mountain View mit seinen Besuchern allein.

»Warum bleiben wir nicht einfach hier? Trinken einen zusammen auf die alten Zeiten«, schlug er vor, und seine Mundwinkel hoben sich zur Andeutung eines Lächelns. Die Arme hatte er in Hüfthöhe erhoben, seine Handflächen vorgestreckt, doch die Rechte war nur zwei Handbreit vom Griff seines Sechsschüssers entfernt.

Tudor war mit drei Schritten bei ihm und zog den Schofield aus Dolls Holster, ehe er rasch wieder zurücktrat und den Sheriff mit seiner eigenen Waffe bedrohte. »Vielleicht später, Kumpel«, schnarrte er und grinste humorlos. »Erst mal geht's an die frische Luft.«

Achselzuckend drehte Doll sich um und ging am Tresen entlang. Der schwarze Hüne überholte ihn und öffnete die Tür, die hinausführte. Wenig später standen sie im Freien. Der Vollmond erhellte den von Unrat übersäten, festgestampften Lehmboden des etwa zwanzig mal zwanzig Fuß großen, von einem mannshohen Lattenzaun eingefassten Hofs.

»Also, Shane«, wandte Doll sich an den anderen Galgenvogel, dessen schwarzes Haar ihm bis auf die Schultern fiel und im Nachtwind flatterte wie Rabenflügel. »Was soll das Theater? Wir sind im Guten auseinandergegangen, wenn ich mich richtig erinnere. Und jetzt taucht ihr nach all den Jahren hier auf und haltet mir Schießeisen unter die Nase?«

In gespieltem Bedauern hob Shane Baxter die Achseln.

»Ach, weißt du, Ellery, wir sind gerade etwas knapp bei Kasse. Und da dachten wir, du wärst sicher in der Lage, alten Kampfgefährten unter die Arme zu greifen.«

Doll lachte. »Wie käme ich dazu? Und mal abgesehen davon habe ich nichts. Nichts jedenfalls, wofür es sich lohnen würde, mich umzulegen.«

Ruby hatte sich gegen ein Regenfass gelehnt und hielt ihren langläufigen Revolver nun locker zu Boden gerichtet. Sie schüttelte den Kopf. »Ihre ehemaligen Kumpane sind da anderer Meinung, Doll. Sie waren damals der Anführer der Bushwhacker – und haben sich ordentlich die Taschen vollgemacht, während Sie mordend und brandschatzend durch die Dörfer und über die Anwesen gezogen sind.«

»Jeder fünfte für dich, der Rest für uns. So galt's doch immer, oder nicht?« Tudor starrte den Sternträger finster an und spuckte aus. »Verkauf uns ja nicht für blöd, Ellery. Wir haben uns erkundigt, deine armselige Farm draußen auf dem Hügel angeschaut. Selbst aus der Ferne sieht man, dass die Bruchbude mitsamt Grund keine fünfhundert Dollar wert ist.«

»An guten Tagen haben wir doppelt so viel bei den Yankees eingesackt«, ergänzte Baxter. »In all den Jahren musst du zigtausend Dollars angehäuft haben. Du hättest leben können wie ein feiner Pinkel, mit einem schmucken Stadthaus in Kansas City.«

»Stattdessen hausen Sie in diesem armseligen Nest«, ergänzte Ruby und musterte den Sheriff dabei neugierig. »Arbeiten als Ordnungshüter – ausgerechnet jemand wie Sie.«

»Ausgeben kann man hier im Niemandsland jedenfalls nicht viel.« Tudor lachte; es klang wie das Bellen eines Schakals, der den würzigen Gestank toten Wilds witterte. »Also hast du deinen Schatz wohl irgendwo vergraben. Für schlechte Zeiten oder warum auch immer.«

»Es ist weg. Alles«, erwiderte Doll trocken. »Auch wenn es weniger war, als ihr Spatzenhirne euch offenbar ausgemalt habt.«

Tudor lachte auf. »Schwachsinn!«

»Gefällt dir nicht? Und doch entspricht es der Wahrheit«, erwiderte Doll unbeirrt. »Versoffen und verhurt habe ich alles, bis auf ein paar lumpige Dollars, die gerade mal für die Farm reichten.« Er verzog die Lippen, seine Miene war bitter. »Ich war kurz davor, in der Gosse zu landen wie ein räudiger Straßenköter, als mir klar wurde, was für ein erbärmliches Leben ich geführt habe.«

»Sehr anrührend, Mr. Doll.« Rubys Stimme war voller Sarkasmus. »In dem Moment haben Sie also zu Gott gefunden und beschlossen, fortan ein guter Mensch zu sein?«

»Ich kann mir keinen Gott vorstellen, der eine solche Welt erschafft und gleichzeitig für etwas Gutes stehen soll«, entgegnete Doll. »Jedenfalls seid ihr umsonst hierher gekommen. Bei mir ist nichts zu holen.«

»Du lügst«, zischte Shane Baxter durch sein lückenhaftes Gebiss hindurch. »Denkst wohl, uns hinter die Fichte führen zu können. Aber das läuft nicht!«

»Wir mögen vielleicht nicht die Hellsten sein«, ergänzte Rom Tudor und straffte die schrankbreiten Schultern, wobei er mit dem Daumen in Richtung Ruby deutete, »aber sie ist dafür clever für drei.«

Doll schnaubte verächtlich. »In welchem Kinderpuff habt ihr die Schlampe aufgegabelt? Oder ist sie vielleicht deine Tochter, Shane? Passt jedenfalls zu euch armseligen Wichten, dass ihr nach der Pfeife eines kleinen Mädchens tanzt!«

Wutentbrannt streckte Baxter die Arme vor und machte Anstalten, sich auf Doll zu stürzen, doch Ruby rief scharf: »Stopp, du Blödmann!«

Baxter gehorchte, ballte dabei aber die Fäuste, und tiefe Zornesröte stieg aus den grauen Locken seines Vollbarts hinauf bis zur gefurchten Stirn. »Drecksau«, stieß er hervor und warf Doll einen hasserfüllten Blick zu, während sich Ruby vom Fass abstieß und ein paar Schritte näherkam.

»Merkt ihr nicht, dass er euch aus der Reserve locken will? Dieser Mistkerl lauert nur auf seine Chance...« Sie bedachte Doll mit einem kalten Lächeln. »Aber die werden Sie nicht bekommen, Sheriff. Ich sage Ihnen, wie es läuft.«

Ruby hob den Revolver und zielte auf seinen Unterleib. »Sie sagen uns, wo Sie die Beute versteckt haben. Wir reiten gemeinsam dorthin. Wir werden nehmen, was Ihnen niemals gehört hat, und lassen Sie zurück. Gefesselt, damit wir einen ausreichenden Vorsprung haben, bevor Sie in der Lage sind, uns zu verfolgen. Was Sie nicht tun sollten.« Sie hob die Augenbrauen. »Machen Sie keine Schwierigkeiten und akzeptieren Sie die Situation – dann bleiben Sie am Leben.«

»Und sonst?« Herausfordernd schob Doll das Kinn vor.

»Bekommen wir auch, was wir wollen«, entgegnete sie ungerührt. »Es dauert nur etwas länger – und wird deutlich unangenehmer für Sie werden.«

Doll schüttelte langsam den Kopf.

»Akzeptiere du, was Sache ist, Mädchen. Ansonsten...«

Er straffte die Schultern und sah die Frau herausfordernd an. »Legt mich um, ist mir egal. Der Doc hat mir vor Ende letzten Jahres eine frohe Botschaft verkündet, passend zwei Tage vor Weihnachten.« Er lachte leise auf, doch es klang alles andere als amüsiert. »Krebs, so nannte er es – ich dachte immer, das wären hässliche Tiere, die man unten im Süden aus dem Fluss holt und die gekocht in einer Suppe ganz gut schmecken können. Hab nicht genau kapiert, was das im Körper anstellt, aber er gab mir ein Jahr bei guter Führung. Hätte die Zigaretten wohl schon früher sein lassen sollen, als das mit dem blutigen Auswurf begann.«

Wie zur Bestätigung hustete er ein wenig, worauf Ruby skeptisch das Gesicht verzog, bevor sie antwortete: »Das ist mir herzlich egal, Doll. Wenn Sie darauf aus sind, dass wir Sie abknallen wie ein Pferd mit gebrochenen Beinen, dann vergessen Sie's.« Sie senkte die Mündung ihres Peacemakers auf sein Knie, bevor sie ergänzte: »Den Gefallen werden wir Ihnen nicht tun. Aber Schmerzen zufügen schon.« Sie lächelte. »Wollen Sie das? Sagen Sie doch einfach ja!«

Baxter lachte meckernd. »Wir sind nicht blöd, Ellery! Wir haben deine Farm beobachtet, schon vergessen? Und dabei ist uns natürlich nicht entgangen, dass du 'ne Frau hast.«

»Und einen Sohn. Strammer Bursche«, meldete sich wieder Tudor zu Wort. Die Männer und die Frau warfen sich die Sätze zu wie ein eingespieltes Team aus Ballsportlern. »Wie alt ist er? Zwölf?«

»Vierzehn«, knurrte Doll und senkte die Schultern. Dann trat er einen Schritt nach vorn und streckte die Arme vor, wohl, weil er wusste, dass er verloren hatte.

Doch Rom Tudor verstand die Geste falsch, riss den Revolver des Sheriffs hoch und wich gleichzeitig zurück. Dabei blieb er mit dem Stiefelabsatz an einem rostigen Pferdegeschirr hängen, das neben allerlei anderem Müll auf dem Lehmboden des Hinterhofs herumlag. Geriet ins Stolpern und fluchte. Im nächsten Moment löste sich ein Schuss aus dem Schofield, und eine Feuerzunge leckte aus der Mündung.

Das Projektil traf Ellery Doll in die Kehle, durchschlug seinen Hals und warf ihn zwei Schritte weit zurück, bevor er rücklings zu Boden ging. Der Sheriff riss die Hände empor und griff sich über den Hemdkragen. Er röchelte, während aus dem Loch über seinem zerfetzten Kehlkopf ein breiter Schwall dunklen Blutes hervorkam.

Doll zuckte noch ein paar Sekunden, bevor sein Blick leer wurde und sein Körper erschlaffte. Wie gelähmt sahen Baxter und Tudor dem Mann beim Sterben zu, während sich Ruby, einen leisen Fluch ausstoßend, bereits wachsam umschaute.

»Du bist ein solcher Vollidiot, Rom!«, rief sie wütend, und der Angesprochene ließ Dolls Revolver sinken, bevor er sie schuldbewusst ansah. »Ich... Das war ein Versehen, zum Teufel! Ich... ich bin gestolpert!«

»Großartig«, knurrte Baxter. »Der Hurensohn ist mausetot! Wie sollen wir jetzt erfahren, wo er seinen Schatz versteckt hat?«

»Als erstes müssen wir raus aus der Stadt«, erklärte Ruby mit grimmiger Miene. »Der Schuss wird jeden im Umkreis von einer Meile aus dem Schlaf gerissen haben. Und ich will nicht drauf warten, dass diese Bauern mit Mistforken und Schrotflinten hier auftauchen, um uns zu lynchen.«

Sie verließen den Hof und gelangten durch den Saloon nach vorn auf die Straße. Gegenüber waren bereits die ersten Fenster hell erleuchtet, und während sie sich in die Sättel ihrer Pferde schwangen, hörten sie verschlafene Rufe.

In scharfem Galopp ritten sie gen Süden aus der Stadt hinaus, und ehe die ersten Leute auf der Straße waren, hatte sich die Staubwolke hinter den Hufen ihrer Pferde längst wieder zu Boden gesenkt.

Die lustvollen Seufzer der jungen Blondine wurden lauter und kamen in immer kürzeren Abständen, während sie auf ihm ritt. Ihre festen kleinen Brüste hüpften dabei munter auf und ab, und weil sie ihr Kreuz so weit durchgedrückt hatte wie ein Indianerbogen, wiesen die steil aufgerichteten Spitzen ihrer Knospen direkt hinauf zu den dunklen Deckenbalken des Hotelzimmers.

Gretchen schloss die Augen, und ihre Lider flatterten darüber, als würde sie träumen. Sie beugte sich zu ihm herab, um ihn zu küssen, und er nutzte die Gelegenheit, um sie mit einer kräftigen Umarmung auf den Rücken zu legen und das Kommando zu übernehmen. Gretchen spreizte ihre Schenkel, um ihn ganz in sich aufzunehmen, und ihre Hände streichelten seinen Rücken, die harten Muskeln, die unzähligen kleinen und größeren Narben auf der Haut.

Er spürte genau, dass sie es zärtlich mochte, gefühlvoll und genießerisch, deshalb bändigte er die Leidenschaft in sich, ging auf die feinen Signale, die ihr Körper ihm sandte, ein und führte dabei seine ganze Erfahrung als Liebhaber ins Feld, um ihre Lust zu steigern. Seine Hände und Lippen erkundeten jeden Zoll ihres Körpers, berührten Stellen, von denen sie zuvor nicht einmal geahnt hatte, wie empfänglich sie dort war für Liebkosungen.

Gretchen ließ sich fallen und gab sich ganz den Künsten des großen Mannes hin. Sie versank in einen Strudel der Leidenschaft, der sich irgendwann zur Ekstase steigerte. Gemeinsam fanden sie zu einem sich steigernden Rhythmus der Bewegungen, und ihr Stöhnen wurde lauter. Immer öfter mischten sich wieder spitze Schreie hinein, und auch Lassiters Atem kam jetzt stoßweise.

Schneller, heißer, höher schlugen die Wogen der Lust, brandeten über sie hinweg und ließen sie die Welt um sich herum vergessen. Ihre Körper vereinigten sich, ihre letzten Hemmschwellen schmolzen dahin, wie sich Stein in einem Vulkan zu glühender Magma wandelte.

Selbst die Zeit schien aus den Fugen geraten zu sein. Lassiter wusste nicht, wie lange dieser Liebesakt dauerte – eine halbe oder zwei Stunden –, als er inmitten des Sturms spürte, wie Gretchen plötzlich dem Höhepunkt entgegenstrebte, sich ihr Körper vom Hals bis zu den Zehenspitzen zu verkrampfen schien, als hätten sich ihre Knochen in Stahlfedern verwandelt.

Er ließ nun alle Zügel fahren, stieß tief und voller Leidenschaft in ihren Schoß, bis auch er spürte, wie der Höhepunkt auf ihn zurollte.

Sie kamen fast gleichzeitig, und er genoss die Explosion der Ekstase in vollen Zügen, warf den Kopf in den Nacken und stieß einen tiefen, gutturalen Laut aus, während das Mädchen über ihm sekundenlang erstarrte und den Atem anzuhalten schien, ehe sie erschöpft auf seiner behaarten Brust niedersank.

Im selben Moment läuteten draußen die Glocken, was ihr ein ersticktes Glucksen entlockte.

»Jesus! Ist das eine Art Salut? Du hättest es redlich verdient, Großer«, flüsterte sie ihm kurzatmig ins Ohr, und der Agent der Brigade Sieben konnte nicht umhin, darauf die Lippen zu einem schmalen Grinsen zu heben.

»Danke für das Kompliment, Gretchen«, brummte er, »aber du weißt genau, warum die Glocken ertönen.«

Seufzend löste sie sich von ihm und legte sich auf den Rücken. »Tut mir leid, das war... gemein.«

»Schon gut. Jeder geht mit solchen Dingen auf seine Art um.«

»Solche Dinge...« Sie stützte sich auf den Unterarmen ab und wandte sich ihm zu. »Vier tote Menschen. Unschuldig umgebracht von diesen... Schurken.«

»Zwei Schurken«, korrigierte Lassiter, während er sich aufrichtete und nach der silbernen Dose mit den Zigaretten griff. »In Begleitung eines Mädchens im roten Kleid.«

»Nur weil sie jung und eine Frau ist, darf man sie nicht als Schurke bezeichnen?«, fragte Gretchen und strich sich dabei verträumt über den Flaum in ihrem Schoß, der noch feucht war vom vergangenen Tanz der Leidenschaft.

Lassiter schob sich einen Zigarillo zwischen die Lippen, schwang sich aus dem Bett und griff nach dem Feuerzeug, während er über eine Antwort nachdachte.

Es klickte, dann stieg würziger Rauch zur Decke hinauf, bevor er entgegnete: »Keine Ahnung... Schurkin vielleicht? Für Ruby Red – oder wie auch immer sie in Wahrheit heißt – wäre vermutlich der Ausdruck ›Psychopathin‹ am treffendsten.«

»Püschowas?«, fragte die Frau hinter ihm verblüfft.

»Eine kranke, mordlustige Ausgeburt der Hölle«, erwiderte Lassiter resignierend, worauf die Blondine nickte. Mit dieser Beschreibung konnte sie mehr anfangen als mit dem exotischen Begriff, dem Lassiter vor kurzem bei einem Vortrag eines Facharztes für Geisteskrankheiten im Hauptquartier der Brigade Sieben in Washington begegnet war, den er eher als beunruhigend denn erhellend empfunden hatte. Zwar stand er Erklärungen für die Auswüchse des Bösen im Wesen von Verbrechern grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber, hatte gerade bei dem hochgebildeten Professor der neuen Disziplin aber auch den Verdacht gehegt, er würde Mörder in Schutz nehmen wollen und als Opfer titulieren – was dem Brigadeagenten eindeutig zu weit ging.