Maddrax 614 - Kolja van Horn - E-Book

Maddrax 614 E-Book

Kolja van Horn

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Beschreibung

Matt und Haaley haben gerade noch einen weiteren Aufschub erhalten, bevor ihr Bewusstsein untrennbar mit Mabutas Aants verschmolzen wäre. Aufatmen können sie jedoch noch lange nicht, denn der Weg zur Kultstätte der Mayaa, wo ihre geistlosen Körper liegen, ist weit - und ein Ameisenheer ist schon dorthin unterwegs, um sie zu verspeisen!


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Seitenzahl: 139

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Was bisher geschah...

Das Tier in mir

Leserseite

Vorschau

Impressum

Am 8. Februar 2012 schlägt ein gewaltiger Komet auf der Erde ein. Die Druckwelle trifft auch drei Beobachtungs-Jets. Der Commander der Staffel, der US-Pilot Matthew Drax, kann in den Alpen notlanden und wird von Barbaren gefunden, die ihn »Maddrax« nennen. Statt einer verwüsteten Erde sieht er sich fremdartigen Lebewesen und Pflanzen in einer veränderten Geografie gegenüber. Die Druckwelle hat die Jets durch einen Zeitstrahl um 520 Jahre in die Zukunft geschleudert. Dieser Strahl, der vom Mars zur Erde reicht, ermöglichte einst den Marsbewohnern, den Hydree, eine Übersiedelung. Der vermeintliche Komet war eine Wesenheit namens »Wandler«. Deren Dienerrasse, die Daa'muren, will sich die Erde untertan machen, indem sie Fauna und Flora mutieren und die Menschen verdummen lässt.

Zusammen mit der telepathisch begabten Kriegerin Aruula beginnt Matt seinen Feldzug. Er findet Freunde – unter anderem die Hydriten, die sich aus den Hydree entwickelt haben –, kämpft gegen die Daa'muren und stößt auf Parallelwelt-Areale, die überall auf der Erde aufbrechen – das Ergebnis von Zeitreisen von Menschen einer fernen Zukunft. Matt und seine Verbündeten können alle schließen, wobei ihnen GRÜN, eine Art Pflanzenbewusstsein der Erde, zur Seite steht.

Auch Colonel Aran Kormak stammt aus einer Parallelwelt – zumindest will er Matt dies weismachen. In Wahrheit ist er sein skrupelloser Zwilling aus dieser Welt, von dem Matt glaubt, er wäre tot. Doch Kormak, Befehlshaber einer Elitetruppe namens Dark Force, verbündet sich mit Matt, als eine neue Bedrohung auftaucht. Denn kaum ist das letzte Areal in Afrika versiegelt, wobei GRÜN beinahe vernichtet wird, sehen sich die Gefährten einer kosmischen Bedrohung namens »Streiter« gegenüber, die noch immer den Wandler auf der Erde vermutet, obwohl der längst weitergezogen ist. In einem furiosen Endkampf gelingt es Matt, den Streiter zu versteinern.

Doch dann verschwindet Aruula mit dem Gleiter RIVERSIDE. Matt und ein Dark-Force-Trupp folgen ihr bis nach Südamerika. Über Peru stürzen sie wegen plötzlichem Energieverlust ab und finden den havarierten Gleiter. Von Aruula keine Spur! Dafür entdeckt Matt das Wrack eines Flugzeugträgers mitten im Dschungel – und eine blinde Passagierin, die mit nach Amraka kam: Haaley, die verrückte Freundin seines toten Erzfeindes Jacob Smythe.

Auf der USS Nimitz trifft Matt auf eine feindlich gesinnte Mannschaft, während sein Trupp dezimiert wird. Die letzte Dark-Force-Soldatin stirbt beim Kampf gegen einen mutierten Jaguar, kann ihn aber erlegen – ein heiliges Tier, wie Matt und Haaley erfahren, als sie von Eingeborenen überwältigt werden. Zusammen mit einer Frau von der Nimitz warten sie auf den Tod, denn auch die Fremden sind Feinde der Indios, seit sie deren Heiligtümer, zwei rote Diamanten, raubten.

Die Fremde entkommt, und Matt und Haaley müssen eine Götterprobe bestehen: den »Spiegel von Pachacámac«, mit dem sich weitere Diamanten herstellen lassen, aus einer Todeszone zu bergen – was ihnen auch gelingt. Sie werden freigelassen und beobachten den Angriff eines Ameisenvolks auf die Nimitz. Ein Indiostamm soll den Schwarm kontrollieren, aber sie stellen fest, dass das Gegenteil der Fall ist: Mabuta, der »vielbeinige Gott«, nimmt sie gefangen. Er wird von einem Pilzgeflecht bedroht, und Matt soll ein Mittel dagegen finden. Auf der Suche nach einem Fungizid lernt er Tschoosch Claansman kennen, der früher als Chemiker bei einem Drogenbaron gearbeitet hat und ihm nun hilft, in Med'liin eine Ladung Fungizid samt einem Frachtflugzeug zu stehlen. Mit dem Amphibienpanzer PROTO und einem Lkw bringen sie das Gift in Mabutas Dorf, wo sie es mit dem Regen verteilen. Zum Dank will der »Ameisengott« Matt und Haaley auf die Nimitz bringen, wo sie vergeblich nach Aruula suchen, aber von einem bevorstehenden Angriff der Soldaten auf Mabuta erfahren...

Das Tier in mir

von Kolja van Horn

Matthew Drax und Haaley rannten um ihr Leben, während sie vom Deck der USS Nimitz aus mit einem Kugelhagel eingedeckt wurden. Dabei war es gar nicht so leicht, nach dem abrupten Wechsel von sechs auf vier Beine nicht ins Taumeln zu geraten – ganz abgesehen davon, dass ihr Körpergewicht sich verhundertfacht hatte. Denn in einem Wirbelsturm aus widerstreitenden Empfindungen war ihr Bewusstsein von den Aants in zwei Aneetahs – Ameisenbären – übergewechselt, die sich ihre vorherigen Wirtskörper einverleibt hatten. Eine Ironie, über die Matt gern geschmunzelt hätte, wäre er nicht so beschäftigt damit gewesen, den Projektilen auszuweichen, die wie tödliche Hornissen links und rechts an ihm vorüber summten.

Haaley stieß einen Fluch aus, doch statt derber Worte war lediglich ein heiseres Blöken zu hören. Vage wurde ihr bewusst, dass sie in einem pelzigen Körper steckte, vierbeinig und wohl derselben Gattung zugehörig wie das Exemplar neben ihr.

Mattie?

Eine Geschossgarbe schlug direkt zwischen ihnen im weichen Boden ein, und Haaley hielt es für besser, diese Frage zu vertagen. Stattdessen preschte sie los und um ihr Leben, aus dem mächtigen Schatten des rostigen Ungetüms heraus, dessen Bug sich über ihnen in den wolkenverhangenen Himmel erhob.

Wieder einmal regnete es, und der schlammige Boden erschwerte ihr Vorankommen. Gleichzeitig behinderte der Regen aber auch die Sicht der Schützen, sodass sie bessere Chancen hatten, es bis zum Waldrand zu schaffen.

Haaley sprang über moosbedeckte Wurzeln hinweg, die sich aus dem Morast erhoben, und erfreute sich daran, dass der Körper, in den ihr Geist gefahren war, immerhin kräftig, flink und wendig unterwegs war. Kein Vergleich zu dem fingergroßen Chitinpanzer, in dem sie zuvor gesteckt hatte.

Mit Tapferkeit schien das Tier, dessen Instinkte trotz der geistigen Übernahme erhalten blieben, aber nicht gerade gesegnet, denn Haaley spürte die Todesangst und den rasenden Herzschlag, als würde man ihr die Kehle zudrücken.

Nicht ganz unbegründet, zugegeben – zwei Kugeln zischten so nahe an ihr vorbei, dass sie einen Lufthauch wahrzunehmen glaubte. Was natürlich Einbildung war.

Noch fünfzig Meter auf der freien Fläche zwischen der USS Nimitz und dem Rand des Dschungels, auf der sie hübsche Zielscheiben abgaben.

Hübsch? Na ja.

Als Mattie-Bär Haaley überholte und sie dabei seinen Kopf im Profil mit dem vor Panik weit aufgerissenen und dennoch winzigen Augen sah, wusste Haaley nicht, ob ihr nach Lachen oder Fremdschämen zumute sein sollte.

Dann war er auf seinen Hufen, die wegen des drahtigen weißen Fells darüber aussahen, als trüge er Gamaschen wie ein öliger Mafioso aus ferner Vergangenheit, an ihr vorbei. Sein buschiger Schweif hüpfte auf und nieder, während er durch das Gras und über die Wurzeln hinweg flitzte, und der Anblick seines Hinterteils lenkte Haaley für einen Moment ab.

Mit einem erschreckten Schnauben sprang sie zur Seite, weil ein Geschoss direkt neben ihr eine verkrümmt emporwachsende Luftwurzel buchstäblich pulverisierte. Fetzen feuchten Holzes regneten auf ihren langen schmalen Kopf herab, und für zwei Schritte geriet sie ins Taumeln, bis sie sich wieder gefangen hatte und Mattie nun noch schneller folgte, der ihr ein paar Meter voraus war.

Heiliges Kanonenrohr! Ihr Herz pumpte schneller als der Flügelschlag eines Kolibris.

Noch ein paar vereinzelte Schüsse krachten, aber die Projektile schlugen nur noch hinter ihnen ein, und kurz danach wurde das Feuer ganz eingestellt. Sie warf noch einen kurzen Blick zurück auf das rostige Ungetüm und glaubte zu erkennen, wie sich die Schützen hinter der Bugreling zurückzogen.

Im nächsten Moment hatte der Dschungel sie wieder, und Haaley spürte die Veränderung sofort, als sie sich durch das Dickicht unter das üppige Blätterdach der Urwaldriesen flüchtete. Die Luftfeuchtigkeit war hier kaum geringer als im strömenden Regen, dafür stieg die Temperatur so abrupt an, als wäre sie in eine Sauna getreten.

Ihrem neuen Wirtskörper schien das allerdings wenig auszumachen; ganz im Gegenteil. Im feuchtwarmen Halbdunkel beruhigte sich sein Organismus fast augenblicklich. Der Geruch tierischer Hinterlassenschaften, verfaulter Blätter und sich darunter bewegender Insekten hingegen überfiel Haaleys neue – und elend lange – Nase derart intensiv, dass sie augenblicklich einen Würgereiz unterdrücken musste.

Matt glotzte sie aus seinen kleinen Augen an und schien sich dabei versichern zu wollen, dass sie unverletzt war. Aus ihrem »Ich bin okay, keine Sorge« wurde ein jämmerliches Quieken, als ihr Wirt den Gedanken in Laute übersetzte.

Na, großartig! Man kommt sich vor, als würde man in einem rosa Hasenkostüm herumspazieren.

Sie betrachtete Matties Äußeres nun etwas genauer und inspizierte sich danach selbst; nicht nur durch den Augenschein, denn das war gar nicht so einfach, sondern auch, indem sie sich das Körpergefühl ihres Wirtskörpers bewusst machte. Fasziniert stellte Haaley dabei fest, dass ihr menschliches Geschlechtsverhältnis sich offenbar ins Gegenteil verkehrt hatte.

Mattie war im Körper einer schlanken Ameisenbärin gelandet, sie hingegen hatte sich eines Männchens bemächtigt. Das, wie ihr nun kaum entgehen konnte, sein Gegenüber überaus attraktiv fand. Spannende Gefühle drangen in Haaleys Geist, Empfindungen machten sich breit in Körperregionen, die sie so noch nicht kennengelernt hatte.

Endlich hatte dieses anstrengende »Body-Hopping«, der Sprung von einem Körper in den nächsten, sobald der Vorangegangene sein Leben aushauchte, mal etwas Positives. Haaley zwinkerte Mattie vielsagend zu; wenigstens hoffte sie das. Die Mimik dieses Viechs war ziemlich eingeschränkt, seine Potenz hingegen erschien Haaley beeindruckend – auch wenn ihr dafür bei dieser Spezies die Vergleichswerte fehlten.

Komm, du willst es doch auch, dachte sie an Mattie gerichtet und näherte sich schweifwedelnd mit lässigem Schritt dem Weibchen.

Mattie-Bär fauchte und fuhr die Krallen aus. Mit einem Schwinger, dicht an ihrer Nasenspitze vorbei, hielt er sie auf Abstand und machte deutlich, dass daraus nichts werden würde. Enttäuscht sog Haaley durch den Rüssel die Luft ein und stülpte dabei schmollend die Lippen aus. Es hörte sich an, als würde sie lautstark Rotz hochziehen.

Hör auf mit dem Unsinn!, meldete sich Mattie in ihrem Kopf, und sie blinzelte überrascht. Die Worte drangen verzerrt in ihr Bewusstsein, wie eine Stimme aus einem schlecht eingestellten Funkempfänger. Aber offensichtlich war es möglich, sich telepathisch miteinander zu verständigen. Lag das vielleicht an ihrem latenten Lauschsinn, dem Erbe ihrer Mutter von den Dreizehn Inseln?

Wir haben keine Zeit für solche Albernheiten. Oder hast du vergessen, dass unsere Körper ein paar Kilometer entfernt völlig wehrlos daliegen?

Haaley schnaubte. Dabei flogen ein paar Überreste toter Ameisen aus der Öffnung an ihrer Rüsselspitze und landeten auf dem Dschungelboden. Sie spürte enttäuscht, wie die Erregung sich verflüchtigte.

Mattie hatte sich bereits umgewandt und war tiefer in den Dschungel gelaufen. Haaley beeilte sich, um zu ihm aufzuschließen.

Würde es dich nicht interessieren, mal... auf der anderen Seite zu sein? Gewissermaßen unten zu liegen?

Matt blickte sie mit seinem rechten Auge an, kurz und eher skeptisch – glaubte sie wenigstens. Was meinst du?

Nun ja, so als Weibchen könntest du doch...

Sex mit einem Ameisenbären? Danke, aber nein.

Was zur Hölle wäre daran denn so schlimm?

Halt einfach den Rand und lauf weiter.

Das tat Haaley – wenn auch widerstrebend.

Nachdem sie sicher waren, dass sich niemand von der Nimitz an ihre Fersen geheftet hatte, versuchte Matthew Drax, sich zu orientieren.

Der Weg zur Kultstätte, in der ihre Körper zurückgeblieben waren, befand sich nordwestlich, etwa fünf Kilometer entfernt – so weit war er sich sicher.

Natürlich hatte er sein Bestes getan, um sich die Lage des Bauwerks einzuprägen, doch den Hinweg zur Nimitz hatten sie als Ameisen in geflochtenen Körben zurückgelegt – das machte es nicht leichter.

Meinst du, wir sind auf dem richtigen Weg?, ließ sich Haaley vernehmen, als hätte sie seine Gedanken gelesen. Vielleicht hatte sie das sogar.

Sein stummes Nicken fühlte sich seltsam an, denn die Kopfgröße des Aneetahs war sehr gewöhnungsbedürftig.

Haaley neben ihm quiekte und schnaubte. Es klang amüsiert, weil sein Rüssel beim Nicken den Schlamm umgepflügt hatte.

Sie waren nun also als Ameisenbären unterwegs, und zwar welche von der eher putzigen Sorte. Zwar ähnlich groß wie jenes Exemplar, dem er in Macas begegnet war*, aber ohne überlange, nadelspitze Reißzähne und meterlange Zunge, die sich als Würgewerkzeug einsetzen ließ. Weder an sich selbst noch an Haaleys Wirtstier konnte Matt derartige Besonderheiten erkennen, welche sie von normalen Ameisenbären unterschieden, wie es sie schon vor Jahrhunderten in diesen Breiten gegeben hatte. Obwohl ihm die mutierte Variante lieber gewesen wäre – denn wer konnte wissen, was ihnen auf dem Weg noch begegnen würde?

Wenigstens hörte es allmählich auf zu regnen.

Hungrig?, spottete Haaley. Da wäre ich vorsichtig. Wenn Mabuta mitbekommt, dass du auf einmal Appetit auf ihn hast...

Halt die Klappe, Haaley!

Du wiederholst dich.

Er stieß ein Grunzen aus und bewegte den Kopf nach links, um sie dazu aufzufordern, seinem Blick zu folgen.

In Sichtweite fiel das Gelände sanft ab, und das dichte Grün der Baumwipfel wich zurück, um einem breiten Streifen Sonnenlicht Platz zu machen, in dem jetzt Nebelschwaden wogten.

Beide erinnerten sie sich noch an den größtenteils ausgetrockneten Wasserlauf, der hinter einer von Schilf bestandenen Kuppe lag. Immerhin eine weitere Bestätigung dafür, dass Matts Orientierungssinn ihn nicht im Stich gelassen hatte.

Wachsam schauten sie sich nicht nur um, sondern blickten auch zum Himmel hinauf, bevor sie über die kleine Lichtung huschten und sich den Weg durch die Büsche hinunter bahnten.

Haaley, etwas forscher unterwegs, rutschte auf den mit glitschigem Moos bedeckten Kieseln aus und fiel auf die Seite.

Taratzenkacke!

Selbst schuld.

Danke, sehr mitfühlend.

Matt sah sich durch seine Ameisenbärenaugen um. Das Kiesbett des Baches hatte auf dem Hinweg kaum Wasser geführt; jetzt war durch den Regenguss aus dem Rinnsal ein munter plätschernder Wasserlauf geworden. Fast fünf Meter breit, zog er sich in sanften Kurven gen Westen, in der Mitte vielleicht einen Meter tief und an beiden schlammigen Ufern von hochstehendem Farn und Schilf gesäumt. Nutzen konnten sie ihn aber nicht, denn Aneetahs waren schlechte Schwimmer. Also trotteten sie durch den Matsch am Rand entlang.

Wie weit ist es noch?, ließ sich Haaley bald vernehmen und klang dabei schmollend, auch wenn Matthew sie nicht wirklich hören konnte.

Schwer zu sagen. Eine Stunde vielleicht.

Bei Orguudoos stinkendem Auswurf! Wir dürfen jetzt noch eine Stunde oder länger in diesen lächerlichen Körpern durch den Dschungel tapern? Sag, dass das ein Scherz ist!

Wenn alles gut geht, schränkte Matt ein. Sollte einer von uns oder gar wir beide getötet werden, sind wir gezwungen, wieder in den nächstgelegenen Körper zu wechseln. Sollten das zwei Giftschlangen sein, bräuchten wir für den Restweg einen ganzen Tag – und du weißt ja, was das bedeutet.

Wie könnte ich das vergessen?

Mabuta hatte ihnen mitgeteilt, dass nach etwa zwölf Stunden ihr Geist mit dem des Wirtstiers verschmelzen würde, sodass sie sich nicht mehr daraus lösen könnten.

Ein Leben lang in diesem langnasigen, plumpen Etwas festzustecken, wäre der pure Horror!

Matt lief etwas schneller und erklärte damit die Unterhaltung für beendet. Er war alles andere als erpicht darauf, ohne Not abermals den Wirt zu wechseln. Vielmehr hoffte er, möglichst unbeschadet zu dem kleinen Tempel zurückzukehren, sich dort von den Ameisen töten zu lassen und wieder zu einer der ihren zu werden, damit Mabuta sie zurück transferieren konnte in ihre menschlichen Hüllen.

Haaley schien das Ganze als eine Art Abenteuer zu betrachten und zeigte dabei einmal mehr ihre unberechenbare Seite. Wenn sie von ihren Anwandlungen geritten wurde, setzte sie nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das aller anderen, die das Pech hatten, in ihrer Nähe zu sein, leichtfertig aufs Spiel.

Natürlich wusste der Mann aus der Vergangenheit auch um ihre Fähigkeiten. In der Zeit seit ihrer Ankunft in Amraka hatten sie schon so manche haarsträubende Situation gemeinsam gemeistert; dennoch traute Matt ihr nach wie vor nicht über den Weg.

Und er musste sich immer wieder dazu ermahnen, sie zu behandeln wie eine sechzehnjährige, suizidgefährdete Teenagerin mit Borderline-Syndrom, mangelhafter Triebkontrolle und den Fähigkeiten einer Profikillerin. Selbst wenn sie manchmal sogar in der Lage war, sich zu benehmen wie ein halbwegs normaler Mensch.

Willst du jetzt die ganze Zeit vor mir her rennen, als wärst du was Besseres?

Innerlich rollte Matt mit den Augen. Er blieb stehen und wandte sich um. Haaley trottete auf ihn zu und schien zu grinsen, doch das war sicher nur eingebildet.

Wenn du lieber vorangehen möchtest – bitte sehr. Männchen first, gab er ihr spöttisch zu verstehen, und sie marschierte breitläufig an ihm vorbei.

Schon okay, Mattie-Baby. Bleib einfach hinter mir, ich passe schon auf dich auf. Und wenn da etwas Großes und Gefährliches auf uns zukommen sollte, werfe ich mich ihm todesmutig entgegen. Hauptsache, es killt mich und ich kann das Biest übernehmen.

In Gedanken unterdrückte Matthew einen Seufzer und folgte Haaley mit wenigen Schritten Abstand, dabei den Kopf stetig nach rechts zum Bachlauf gewandt. Sie durften nicht zu dicht an die Böschung kommen, denn durch den Regen war das Erdreich aufgeweicht und konnte abrutschen.

Alarmiert hob sein Wirtstier die Ohren, weil er glaubte, ein Geräusch gehört zu haben. Er starrte hinauf zur Böschung und machte sich bereit.

Eine fatale Fehleinschätzung – denn die Gefahr kam von gänzlich anderer Seite!

Zunächst spürte er nur ein leichtes Beben unter sich, wie das vage Echo eines weiter entfernten Erdstoßes. Im nächsten Moment wurde weiter vorn der Schlamm in Bewegung versetzt. Matt verlangsamte seine Schritte, und Haaley tat es ihm gleich. Ein dumpfes Rumoren war zu hören.

Was zum Geier ist das...?