Tom Prox 68 - Alex Robby - E-Book

Tom Prox 68 E-Book

Alex Robby

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Beschreibung

Nahezu eine ganze Stadt vergiftet! Dazu kann nur fähig sein, wer jegliche Moral längst hat fahren lassen - sollte man meinen. Aber längst nicht alles ist in Stone Hill so, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Auch dass erfahrene Weidereiter gleich im halben Dutzend aus dem Sattel fallen und sich dabei das Genick brechen, mag zunächst keinen Sinn für Tom Prox und seine Sergeanten Snuffy Patterson und Ben Closter ergeben. Ganz allmählich aber entwirren die Männer der Ghost Squad dieses Knäuel aus Vorkommnissen, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben ...


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Inhalt

Cover

Blut am Karawanenweg

Vorschau

Kleines Wildwest-Lexikon

Aus dem Wilden Westen

Impressum

Blut am Karawanenweg

Von Alex Robby

Nahezu eine ganze Stadt vergiftet! Dazu kann nur fähig sein, wer jegliche Moral längst verloren hat – sollte man meinen. Aber in Stone Hill ist längst nicht alles so, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Auch, dass erfahrene Weidereiter gleich im halben Dutzend aus dem Sattel fallen und sich dabei das Genick brechen, ergibt zunächst keinen Sinn für Tom Prox und seine Sergeanten Snuffy Patterson und Ben Closter. Ganz allmählich aber entwirren die Männer der Ghost Squad dieses Knäuel aus Vorkommnissen, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben ...

Flirrende Glut lag über der Wüste der Sierra Nevada. Selbst die wie Nadeln in den Himmel stechenden Kakteen schienen zu verdorren.

Seit vielen Monaten war in diesem Landstrich kein Regentropfen mehr gefallen. Der vom Gebirge her über die endlose Ebene streichende Wind wirbelte den gelben Sand zu riesigen Staubwolken empor, die träge dahinzogen. Weit und breit regte sich kein Leben. Das Land schien völlig ausgestorben.

Aber der Reiter, der auf dem uralten, noch aus der Indianervorzeit stammenden Karawanenweg unterwegs war, empfand die sengende Sonne nicht. Das ausgedörrte Ledergesicht zeigte keinen Schweißtropfen. Der breite, hell leuchtende Stetson saß ihm im Nacken, seine Augen waren zu Boden gerichtet. Er hob erst den Kopf, als der Gaul im Zügel ruckte und eine schnellere Gangart einschlug.

»Riecht Wasser, der Boy. Na ja, was sich so Wasser nennt«, murmelte der Mann im Selbstgespräch.

Er kniff die Lider der blaugrauen Augen zusammen und spähte unter den buschigen, weißhaarigen Brauen in die Ferne nach dem blitzenden Punkt, der in der endlosen Weite aufgetaucht war.

»Endlich. Noch 'ne gute Stunde. Hoffentlich hat Baggs meinen Mann erwischt, sonst ist der verdammte Ritt umsonst gewesen. Ich werde ihm ...« Er kniff die Lippen zusammen, als eine überraschende Bö ihn in einen dichten Staubmantel hüllte. »Eine verteufelt dreckige Gegend, möchte hier nicht begraben sein«, knurrte er, als er wieder Luft bekam.

Der blitzende Punkt entpuppte sich immer deutlicher als ein Gebäude, je näher der Reiter ihm kam. Das Blitzen, das empfindlicheren Augen wohl wehgetan hätte, kam von den Wellblechen, aus denen sich das kleine Haus zusammensetzte.

Bill Korb, der alte Vormann der Hot-Ranch, hatte nicht so unrecht. Es war bestimmt nicht jedermanns Sache, auf ›Station A‹, wie dieser Polizeiposten in der Wüste hieß, lange auszuhalten. Es bedurfte dazu besonders starker Nerven und eines zähen Körpers.

Dabei war die Station wichtig. An zwei sich kreuzenden Karawanenstraßen lag eine ausgedehnte Mulde mit einem Wasserloch in der Mitte, das das ganze Jahr über, selbst in der dürrsten Zeit, Wasser führte, wenn es sich zu diesen Dürre-Zeiten meist auch eher um so etwas wie feuchten Schlamm handelte. Schon vielen Menschen und Tieren hatte die Station im letzten Augenblick Rettung gebracht.

Es war für den Polizeikommandeur in dem viele hundert Kilometer entfernten Carson City bisher stets schwer gewesen, die Station zu besetzen. Keiner der zähen Wüstenpolizisten hatte es länger als drei Monate auf dieser einsamen Station ausgehalten.

Erst in dem Sergeanten Walt Baggs hatte man den richtigen Mann gefunden. Er liebte die Ruhe und das Alleinsein. Lediglich die Routineritte nach Stone Hill, einem winzigen Nest am Fuß des Gebirges, und die Pflichtbesuche auf den wenigen Ranches, die viele Stunden weit entfernt am Wüstenrand lagen, verwünschte Baggs.

Sein sonderbar gezeichneter Apfelschimmel mit den merkwürdig roten Albino-Augen liebte die ausgedehnten Wüstenritte ebenfalls nicht und war fremden Menschen und Artgenossen gegenüber genauso unleidlich und bissig, wie es sein Herr und Gebieter war.

Vor der Wellblechbude kletterte der alte Vormann, steif vom langen Ritt, umständlich aus dem Sattel. Da sich nichts rührte, streifte er dem Wallach Sattel und Zaumzeug ab.

»Den Weg zum Wasserloch hinter dem Haus kennst du ja, alter Bursche«, meinte er und versetzte dem Gaul einen freundschaftlichen Klaps auf das Hinterteil. »Wir sind, so scheint's mir, zu früh dran. Der Sergeant wird noch nicht zurück sein.«

Er machte es sich auf der primitiven Bank vor dem Haus bequem und zog seinen Tabaksbeutel hervor. Er kam nicht zum Drehen seines Stäbchens, denn sein Wallach preschte wieder hinter der Hütte hervor, gefolgt von dem wütend die Zähne bleckenden Apfelschimmel.

»Hell and devil ... ist das die Möglichkeit! Wirst du Bestie wohl meinen braven Kid ...«

Ein greller Pfiff unterbrach den empörten Alten. Der Schimmel stutzte, bleckte nochmals sein gelbes Raffgebiss, drehte dann aber gehorsam um und verschwand in der Mulde hinter dem Haus.

Erst jetzt fand Bill Korb Worte, da er das gleichmütige Gesicht des Sergeanten hinter sich am Fenster sah.

»Damn' ... Walt, es ist eine Schande! Du lässt mich hier vor deinem Kabuff warten, weil ich denke, du bist noch nicht zurück. Dabei sitzt du drin und grinst dir einen.«

Das braungebrannte Gesicht des Sergeanten am Fenster zeigte keinerlei Bewegung.

»Warum sollte ich grinsen?«, meinte er gelangweilt. »Dachte, du würdest schon reinkommen, wenn's dir draußen zu warm wird.«

»Mensch, ein anderer wäre froh, mal Gesellschaft zu haben.«

»Hab mit mir selber genug. Gibt über manches nachzudenken.«

»Worüber hast du seltsame Blüte denn nachgedacht?«, spottete Bill Korb.

»Warum du nicht selbst nach Stone Hill geritten bist – unter anderem.« Die hellen Fischaugen des Sergeanten sahen den Alten forschend an.

»Warum ich nicht ...?« Einen Augenblick stockte Bill Korb. »Aber Mann, das ergab sich doch so, weil du bei uns auf der Ranch erzähltest, dass du sowieso nach Stone Hill müsstest. Ich spare den halben Weg. Bin nicht mehr der Jüngste und kann außerdem unsere Boys nicht lange allein lassen. Sie machen sonst Dummheiten und ...«

»Gib dir keine Mühe, Bill.« Der Sergeant schüttelte unwillig den Kopf. »Bin der Überzeugung, dass du einen anderen Grund hast. Es interessiert mich aber nicht.«

»Weil dich nichts interessiert, du Strohkopf«, grollte Bill Korb. Er wollte noch etwas hinzufügen, unterdrückte es aber. »Also kommt er her?«, vergewisserte er sich gespannt.

»Der Mann will sehen, dass er sich unauffällig loseisen kann. Leicht wird's nicht sein, denn es ist allerhand los in Stone Hill – und dein Mann ist der Mittelpunkt.«

»Das kann ich mir denken«, nickte Bill Korb und grinste. »Bei so was ist der Lange in seinem Element – sollte es aber eigentlich nicht sein«, fügte er im gleichen Atemzuge mit gefurchter Stirn hinzu. »Was erzählt er denn so?«

»Interessiere mich nicht für anderer Leute Geschwätz. Komm rein, wenn du einen nehmen willst! Wenn nicht, lass es bleiben.« Damit verschwand der Kopf des Sergeanten vom Fenster.

,,Das war eine äußerst liebenswürdige Einladung. Bekommt nur Walt fertig«, musste der Alte lachen und verschwand eilig im Haus.

Sergeant Walt Baggs von der Wüstenpolice hatte keineswegs zu viel gesagt. In Stone Hill ging es tatsächlich hoch her.

Sämtliche Bewohner der drei Dutzend Bretterbuden waren in der Kneipe des Ortes versammelt, die den Namen ›Sunlight Bar‹ führte und aus einer langgestreckten Baracke bestand.

Einohr-Joe, der Wirt, hatte soeben einen Trinkspruch auf den Helden des Tages, den Sheriff Jens Bulwer, ausgebracht, der zur Feier seiner Silberhochzeit die Kosten der Drinks übernommen hatte. Die Anwesenden tranken dem bärbeißig dreinblickenden Mann begeistert zu.

»Wirst jetzt auch ein paar Worte sagen müssen, Jens«, meinte seine neben ihm sitzende Frau mit einem gequälten Lächeln.

Der Ermahnte zögerte, stand aber dann doch schwerfällig auf und räusperte sich.

»Ruhe, Boys, für unseren Sheriff!« – »Achtung, der Silberhochzeiter will was von sich geben!« – »Schieß los, Jens! Wir sind ganz Ohr!«, ging es durcheinander.

»Hm ... Boys ... will's kurzmachen«, sagte Jens Bulwer im knurrigen Ton, als endlich Ruhe eintrat. »Es muss wohl sein, denn Betty meint das auch und ...«

»Ein Hoch auf Betty Bulwer!« – »Soll noch lange leben und den Jens im Zügel halten!« – »Zum Wohle, altes Mädchen!«

Es dauerte abermals geraume Zeit, bevor der Sheriff fortfahren konnte.

»Dank euch für die guten Wünsche, Boys. Hab mich vor allem gefreut, dass Mr. Patterson die weite Reise nicht gescheut hat, um ... um ... um ...«

»... um an dem schönen Fest teilzunehmen«, vollendete der Lange neben ihm den Satz.

»Genau das, Mr. Patterson.« Der Sheriff atmete erleichtert auf und sackte auf seinen Stuhl zurück.

»Es war die längste Rede, die ich in den zwan... hm ... fünfundzwanzig Jahren je von dir gehört habe, Jens«, flüsterte ihm seine Frau zu. »Mir ist nur nicht wohl dabei. Solltest jetzt so bald wie möglich mit ...«

»Still!«, zischte er erschrocken zurück, als der Lärm verstummte und erwartungsvollem Schweigen Platz machte. Einohr-Joe war nämlich unterwegs und füllte die Gläser reihum aufs Neue. »Es geht noch nicht, Betty. Ich muss die Burschen erst voll haben, dann geben sie nicht mehr so genau Obacht.«

Merkwürdig war nur, dass der so geehrte Gast die frohe Laune der anderen keineswegs zu teilen schien. Am Nachmittag war er noch recht gesprächig gewesen und hatte am laufenden Band mehr oder weniger kräftige Witze gerissen. Jetzt saß er nachdenklich am Tisch und beachtete nicht einmal das frisch gefüllte Glas.

»Ich muss mir mal die Beine vertreten«, meinte er plötzlich zu dem Sheriff und reckte sich. »Das lange Sitzen macht einen richtig steif.«

Bevor der andere etwas erwidern konnte, hatte er sich durch die lärmende Menge geschoben.

Vor dem Haus zögerte er einen Augenblick und sah zu der sich bereits neigenden Sonne empor. Dann stiefelte er gemächlich über die Straße zu dem der Kneipe gegenüberliegenden Sheriff-Office und trat ein. Für einen Gast benahm er sich nun recht sonderbar, denn er betrat ungeniert das Schlafzimmer der Eheleute und öffnete den riesigen Kleiderschrank. Geraume Zeit wühlte er darin herum.

»Die wird's tun«, murmelte er schließlich zufrieden, zog eine reichlich abgewetzte Reithose hervor und warf sie auf die Betten. »Was sie unten zu kurz ist, hat sie in der Breite zu viel. Aber besser als gar nichts. Ich kann in den verdammten Stadthosen keinen meilenweiten Ritt machen.«

Er war schnell umgezogen. Ungeniert langte er sich danach auch noch den Gürtel mit den Reserve-Colts des Sheriffs vom Nagel. Er prüfte die Trommeln der Colts und nickte zufrieden.

»Okay, ein anständiges Kaliber. Jetzt gilt's nur noch, aus der Fenz unbemerkt einen Gaul zu angeln, dann kann's losgehen.«

Die Wahl unter den fünf grasenden Gäulen war schnell getroffen. Das ausgesuchte Tier, das vor dem langen, hageren Menschen zunächst etwas zurückscheute, ließ sich willig satteln, als es den ihm bekannten Geruch der alten Lederhose in die Nüstern bekam.

»Vier gute Stunden hat er gesagt. Na, denn man zu«, seufzte der Lange, während er sich in den Sattel schwang.

Er nahm nicht den Weg zur Straße, sondern ritt an den Fenzen entlang durch die Büsche und lenkte erst hinter dem Ort auf den Karawanenweg ein.

Der Mond stand hoch am Himmel und beleuchtete zwei recht unterschiedliche Gestalten, die hinter dem Haus an der Mulde der »Station A« hockten.

»Du hast 'nen Knall, Bill, um es rundheraus zu sagen!«, grollte die Stimme des Hageren. Er zupfte sich ärgerlich an seiner langen, rot angelaufenen Knollnase. »Es ist eine Gemeinheit, mich wegen solcher Lappalie von dem schönen Fest wegzulocken. Wenn's auch bloß 'ne simple Silberhochzeit ist, wann kommt unsereiner schon mal dazu, sich richtig volllaufen zu lassen, he?« Er blinzelte den krummbeinigen Weidereiter unwillig an. »No, alter Junge, wenn du auch mein Freund bist – seit damals, weißt schon – das hättest du mir nicht antun dürfen.«

»Ich dachte, euch Boys von der Ghost Squad interessieren solche Sachen immer und ...«

»Damn ... Bill, wenn's was Vernünftiges wäre, ja. Beispielsweise ein Mord, meinetwegen auch ein gewöhnlicher Pferdediebstahl, obgleich das Sache des Distriktsheriffs wäre. Aber so? Begreif doch, Mann! Ich habe Urlaub! Urlaub! Seit Jahren das erste Mal. Und es hat mich genügend Überredungskünste gekostet, Tom – du kennst ja meinen Boss, Captain Prox – zu überzeugen, dass wenigstens einer von uns der Einladung folgen muss.«

»Ich wusste gar nicht, dass Sheriff Bulwer aus Hill Town so 'n guter Freund der Ghost Squad ist, Snuffy.« Der Vormann der Hot-Ranch kicherte. »Als ihr damals die Gangster in den Bergen jagtet, hattet ihr, soviel ich weiß, mit dem Sheriff 'nen verdammt harten Zusammenstoß.«

»Vergeben und vergessen, Bill«, erklärte der lange Sergeant salbungsvoll. »Bulwer fühlte sich damals ein bisschen übergangen. Diese Landsheriffs sind oft von einem falschen Ehrgeiz besessen. Er muss es aber eingesehen haben. Hätte er uns sonst eingeladen, he?«

Das zerfurchte Gesicht Bill Korbs verzog sich zu einem breiten, lautlosen Lachen. »Ich schätze, du sitzt verdammt auf einem falschen Dampfer, Boy. Soweit ich den Sheriff kenne, und das sind jetzt an die fünfzehn Jahre, tut der nichts ohne einen ganz bestimmten Zweck. Damit einer ihm den Whisky literweise wegsäuft, ladet der bestimmt keinen ein!«

»Er hat unseren ganzen Verein eingeladen, das heißt die, welche damals an der Banditenjagd beteiligt waren. Ich vertrete die anderen sozusagen nur.«

»Hm ... eben! Der Sheriff muss ja auf eure lieben Gesichter plötzlich ganz erpicht sein, wenn er extra deswegen 'ne Silberhochzeit erfindet.« Bill Korb spuckte einen dunklen Strahl direkt vor die Stiefelspitzen des Langen und biss umständlich einen neuen Priem von der schwarzen Stange. »Aber wenn du's nicht hören willst, gut.« Er erhob sich.

»Hell and devil ... Bill, was hast du da eben gesagt? Bulwer hätte 'ne Silberhochzeit erfunden?«