Tom Prox 74 - Alex Robby - E-Book

Tom Prox 74 E-Book

Alex Robby

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Beschreibung

Innerhalb von nur zwölf Monaten sind im texanischen Küstenort Driftwood Village fünf Sheriffs spurlos verschwunden, immer schön einer nach dem anderen - wenn nicht dieser, welcher Fall dann sollte die Fähigkeiten der Ghost Squad erfordern?! Zwei nackte, nicht identifizierbare Leichen - die Köpfe wurden von einer Dampflok regelrecht zermalmt -,
zeigen Tom Prox und seinen Leuten, dass sie es besonders mit skrupellosen Gangstern zu tun bekommen. Und als dann auch noch der Kontakt zu Agentin Ruby Long abreißt, befürchten der Captain und Sergeant Snuffy Patterson das Schlimmste ...


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Inhalt

Cover

Die leuchtende Mauer

Vorschau

Kleines Wildwest-Lexikon

Aus dem Wilden Westen

Impressum

Die leuchtende Mauer

Von Alex Robby

Innerhalb von nur zwölf Monaten sind im texanischen Küstenort Driftwood Village fünf Sheriffs spurlos verschwunden, immer schön einer nach dem anderen – wenn nicht dieser, welcher Fall dann sollte die Fähigkeiten der Ghost Squad erfordern?!

Zwei nackte, nicht identifizierbare Leichen – die Köpfe wurden von einer Dampflok regelrecht zermalmt – zeigen Tom Prox und seinen Leuten, dass sie es besonders mit skrupellosen Gangstern zu tun bekommen. Und als dann auch noch der Kontakt zu Agentin Ruby Long abreißt, befürchten der Captain und sein Sergeant Snuffy Patterson das Schlimmste ...

Die schweißbedeckten Gäule einer kleinen Reitergruppe trotteten mit hängenden Köpfen dahin. Der staubige Weg neben dem schnurgeraden Schmalspurgleis schien endlos.

Seit Morgengrauen schon saßen die zähesten Cowboys der »Peninsula-Ranch« in den Sätteln. Die Sonne stand bereits hoch im Zenit, und unter ihren brennenden Strahlen gloste das weite Weideland der großen Halbinsel, nach der die Ranch ihren Namen hatte.

Sullivan Laforest, der vor genau drei Monaten einstimmig zum Sheriff von Driftwood Village gewählt worden war, schien als Einziger von diesem Gewaltritt unberührt.

Der ziemlich kleine, schmächtige Mann verfügte nicht nur über Muskeln, sondern auch über eine eiserne Energie. Und dass er mutig war, hatte schon die Tatsache bewiesen, dass er seine Wahl gleichmütig angenommen hatte, obwohl fünf seiner Vorgänger im Amt in diesem weltentlegenen texanischen Küstenstrich am Golf von Mexiko innerhalb nur eines Jahres kurz hintereinander spurlos verschwunden waren.

In Driftwood Village hatte nach diesen mysteriösen Vorgängen, zu denen noch drei recht seltsame, bisher ungeklärte Todesfälle kamen, kein Alteingesessener mehr Lust verspürt, sich den Sheriffstern an die Brust heften zu lassen.

Laforests Wahl war schon deshalb eine Besonderheit gewesen, da sie nicht ganz den gesetzlichen Vorschriften entsprach, nach denen jeder Kandidat mindestens ein Jahr als Bürger im Wahlbezirk gelebt haben und dort bekannt sein musste. Er aber war erst wenige Wochen vor dem Wahltermin in Driftwood Village aufgetaucht, wie das knapp tausend Seelen zählende Küstennest treffend hieß, dessen Häuser samt und sonders aus dem in der Bucht angeschwemmten Treibholz erbaut worden waren.

Der zuständige Countysheriff aus der weiter nördlich gelegenen Hafenstadt Galveston hatte die Einsetzung Laforests dennoch umgehend bestätigt. Man war dort froh, überhaupt noch einen Mann gefunden zu haben, der bereit war, das Gesetz zu vertreten.

Damals waren sogar Wetten abgeschlossen worden, wann der neue Sheriff das Los seiner Vorgänger teilen würde. Die meisten hatten ihm höchsten einen, andere auch zwei Monate Zeit gegeben. Laforest selbst jedoch hatte mit einem fröhlichen Lächeln erklärt, unter sechs Monaten täte er es nicht.

Seitdem waren drei Monate vergangenen und viele Wetten verloren worden. Sheriff Laforest war weder verschwunden noch hatte sich überhaupt etwas Bemerkenswertes ereignet. Er hatte bisher weiter nichts zu tun gehabt, als die Regale und den Tisch in seinem Office abzustauben und gelegentlich kleine Ausflüge in die Umgebung und an den Strand der berüchtigten Sumpf-Bucht zu machen.

In diese friedliche Stille hineingeplatzt war dann der Bote von der »Peninsula-Ranch« mit einer alarmierenden Nachricht.

Als der Mann kurz vor Sonnenuntergang donnernd durch die Main Street fegte und seinen abgehetzten Gaul vor dem Sheriffsoffice auf die Hinterhand riss, ahnten die Bewohner wohl, dass der scheinbare Friede wohl lediglich die Stille vor dem Sturm gewesen war. Was der Weidereiter dann aber in der Bar »Zum gefräßigen Haifisch« zum Besten gab, übertraf sogar alle Befürchtungen.

Die Ranchhands hätten auf der Suche nach einigen versprengten Rindern auf den Schienen der von der Küste zur Ranch führenden Schmalspurbahn – diese Bahn gehörte dem Rancher Bradley Stockett – einen grausigen Fund gemacht.

Näheres wusste der Boy allerdings nicht, da ihn sein Boss sofort zum Sheriff gesandt hatte. Verbürgt war nur, dass zwei Menschen auf grässliche Weise ums Leben gekommen waren.

Auf diese Nachricht hin hatte Sheriff Laforest nicht, wie erwartet, in der Stadt ein Aufgebot zusammengetrommelt, sondern war wie der Wind auf seinem Falben, den alle Pferdekenner bewunderten, noch in der Nacht zur Ranch hinausgejagt, um dort aus einigen Cowboys eine Posse zusammenzustellen, mit der er dann um Morgengrauen aufgebrochen war.

Die Gleise, denen sie folgten, machten kurz vor einer kleinen Baumgruppe einen Bogen und verschwanden in einer flachen, mit hohen Hecken bestandenen Talmulde.

Ein Mann, der an einem Stamm gelehnt hatte, schleuderte beim Nahen des Trupps seinen Zigarettenstummel zur Seite und trat aufatmend auf den aus dem Sattel gleitenden Sheriff zu.

»Endlich«, brummte er missmutig. »Hab schon geglaubt, man hat mich und ... und das andere da hinten ganz vergessen.« Er deutete mit einer vagen Kopfbewegung zu dem Heckengestrüpp hinüber, hinter dem das Gleis liegen musste. »Es ist wirklich kein Vergnügen, bei so was 'ne Totenwache halten zu müssen, Sheriff.«

»Wo?«, fragte dieser nur und folgte dem Mann in das Gebüsch. »Damned!«

Laforest starrte entsetzt durch die das Gewirr der Zweige auf die eingleisige Bahnstrecke. Auch die nachdrängenden Weidereiter konnten ihre Schreckensrufe nicht unterdrücken.

Was sie sahen, war wirklich grauenvoll. Vor ihnen lagen neben einer Schiene zwei völlig unbekleidete Männerkörper, und diese waren – an Armen und Beinen gefesselt – so auf die Schiene gelegt worden, dass die Räder des Zuges ihre Köpfe zermalmt hatten.

»Wer von euch kann sagen, wer die Unglücklichen waren, Boys?«, fragte der Sheriff mit zusammengekniffenen Augen in die Stille hinein.

Die Ranchhands sahen sich gegenseitig an und wandten sich dann mit finsteren Gesichtern dem Sheriff zu.

»Wie soll man das wissen, Sheriff, wo sie doch keine Köpfe mehr haben?«

»Seht euch das da an!« Laforest deutete unmissverständlich auf die Brust des einen Toten. »Sie sind beide recht auffällig tätowiert. Ich meine, das sollte euch zu denken geben.« Er kniete neben den Toten nieder. »Wann fuhr der Zug? Es muss gestern gewesen sein, und er kam sicher von der Ranch herunter.«

Die Cowboys sahen sich erneut ratlos an. Dann zuckten sie die Schultern.

»Ihr müsst das doch wissen, Boys!«, knurrte Laforest unwillig und sprang auf.

»Woher denn, Sheriff«, erklärte einer der Umstehenden. »Die alte Lok wird nur angeheizt, wenn wir Kisten oder Material für die Ranch bekommen oder auch Vieh zur Küste bringen wollen. Das ist ...«

»Ich erinnere mich jetzt: Gestern haben sie doch die verkauften Zuchtstiere zum Kai gebracht«, unterbrach ein anderer. »Der Boss hat zehn Stück nach Florida verkauft. Sie sollten mit 'nem Steamer über den Golf nach Tampa gehen. Mortimer wird sie in zwei oder drei Loren zur Küste gefahren haben.«

»Mortimer Perryman?«

»Ja, der Alte macht den Lokführer, und Ham Silver spielt den Heizer. Sonderbar, dass die beiden nichts davon gesehen haben wollen?«

»Das ist keineswegs sonderbar, Boy«, entgegnete der Sheriff und schüttelte den Kopf. »Die Stelle ist geschickt gewählt worden. Die Büsche stehen hier so dicht am Gleis, dass die Leute auf der Lok wegen der Kurve keinen Überblick haben konnten. Außerdem ist das Gras hier in der Senke besonders hoch und dicht. Übrigens habe ich nicht erwartet, dass einer von euch die Toten gekannt hat, denn es sind ohne Zweifel Seeleute, wie die Tätowierungen beweisen.«

»Seeleute? Sie meinen, man hat sie von der Küste aus bis hierhergeschleppt, um sie dann zu ermorden?«

»Sie wurden gar nicht hier ermordet. Beide waren bereits tot, als man sie quer über die Schienen legte. Wo habt ihr nur eure Augen?« Laforest lächelte über die ungläubigen Gesichter um sich. »Wenn diese Unglücklichen durch die Räder des Zuges getötet worden wären, hätten wir vor Schmeißfliegen ihre Körper nicht mehr sehen können, sage ich euch, denn dann wäre viel Blut geflossen. Es gab aber kein Blut, weil der Tod längst eingetreten war.«

»Aber wie hat man sie getötet?«

Laforest zuckte ratlos die Schultern.

»Vielleicht erdrosselt. Schusswunden sind an den Körpern jedenfalls nicht zu finden. Die Möglichkeit besteht natürlich, dass man sie überfahren ließ, um die Todesursache zu verschleiern. Noch eher aber glaube ich, dass man durch die Entfernung der Kleidung und Unkenntlichmachung der Toten eine Identifizierung verhindern wollte. Es steht jedenfalls fest, dass der oder die Täter – es werden mehrere gewesen sein – mit den Verhältnissen hier gut vertraut waren. Sie haben genau gewusst, wann ein Zug zur Küste fuhr, und sie kannten den Verlauf der Strecke sehr gut.«

»Sie suchen die Mörder wohl auf unserer Ranch, Sheriff?«, fuhr ein Cowboy empört auf.

»Habe ich das gesagt?« Laforest ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Die Mörder können auf der Ranch, genauso gut aber auch in Driftwood Village oder anderswo sitzen. Auch wäre es möglich, dass sie ...« Er brach unvermittelt ab und schien dem lauten Zirpen einer Grasmücke zu lauschen. »Holt die Decken, die wir mitgenommen haben, Boys!«

Die traurige Arbeit, die Toten in die Decken zu hüllen, ging wortlos vor sich. Der Einwand eines Weidereiters, es wäre richtiger, sie gleich an Ort und Stelle zu beerdigen, lehnte der Sheriff mit einer Handbewegung ab.

Nachdem man die Leichen auf zwei mitgeführte Handpferde gelegt und festgebunden hatte, saßen die Cowboys auf.

Laforest blieb allein zurück. Er wollte sich noch einmal am Tatort umsehen und würde dann nachfolgen.

Er sah der in einer Staubwolke verschwindenden Kavalkade nach und wandte sich dann der Baumgruppe zu. Er zirpte genau wie die Grasmücke, der er vorhin gelauscht hatte, und auf seinem Gesicht lag ein breites Grinsen.

»Sie sind verteufelt geschwätzig, Sheriff«, klang eine Stimme auf. »Sie erkannten, dass die Tätowierungen nicht echt sind?«

»Genau, Boss«, erwiderte Laforest ohne jede Überraschung. »Ich sah es sofort und wunderte mich ...«

»Keine unnötigen Worte«, unterbrach der Mann, der offensichtlich unsichtbar bleiben wollte, ärgerlich. »Stehen Sie nicht so steif herum, tun Sie wenigstens so, als wenn Sie eine Spur suchten, wenn Sie auch keine finden werden.«

»Meinen Sie, dass ich beobachtet werde, Boss? Aber wo sollte hier ...«

»Ich weiß es aber. Und nun hören Sie gut zu!«

Während der Sheriff eifrig am Wege und in den Büschen Spuren nachzugehen schien, lauschte er der Stimme, die ihm eindeutige Anordnungen zuflüsterte.

»Okay, Boss«, sagte er endlich, als die Stimme schwieg. »Ich werde genau nach Ihren Befehlen handeln.«

»Das möchten wir dir auch geraten haben, Boy«, ließ sich plötzlich eine zweite, raue Stimme vernehmen, deren Ton Laforest ein Lächeln abnötigte. Er wandte sich um und ging zu seinem abseits weidenden Gaul.

Noch lange, nachdem der Hufschlag des Falben verklungen war, lag alles tot und verlassen da. Dann schreckte plötzlich ein weiter oben an der Talsenke äsendes Reh auf und flüchtete in langen Sätzen ins Dickicht. Kurz darauf stakte ein großer, bärtiger Mann auf den Gleisschwellen bis zu der Stelle, wo die Toten gelegen hatten, und starrte auf den Ort des dramatischen Geschehens.

Danach wandte er sich dem kleinen Wäldchen zu und suchte sorgfältig den Boden ab. Mit dem Ergebnis schien er zufrieden. Er nickte und stieß einen grellen Pfiff aus.

Ein starker Wallach tauchte auf und trabte gehorsam heran. Der Bärtige schwang sich in den Sattel und schlug die Richtung ein, aus der die Posse gekommen war.

Ross und Reiter verschwanden gerade am Horizont, als es sich in dem Wäldchen abermals regte. Aus dem dichten Laub eines Baumes tauchte ein Mann mit wirrem Haarschopf auf und rutschte am Stamm herunter.

Auch im nächsten Baum wurde es jetzt lebendig. Der zweite, der auf dem Waldboden landete, war erheblich älter und von langer, hagerer Figur. Er wollte etwas sagen, aber sein Begleiter legte warnend den Zeigefinger an die Lippen.

Wortlos schlichen sie über das Gleis und weiter durch das Unterholz zu zwei Gäulen, die mit hängenden Zügeln im Dickicht standen. Sie zogen die Sattelgurte fester und saßen auf. Sie drückten ihre Tiere über die Schienen auf den Weg und folgten dem bärtigen Mann, der inzwischen längst verschwunden war.

Die Seeleute der auf dem Golf von Mexiko verkehrenden Linienschiffe und Tramp-Dampfer sprachen nur mit größter Verachtung von der berüchtigten Swamp Bay.